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Video: BMW 5er (CES 2017)

Vernetzte Mobilität

(Reuters/cj/cr) BMW will in diesem Jahr mit Oberklasse-Testfahrzeugen den nächsten Schritt zur Serienentwicklung von autonomen Fahrzeugen gehen. Wie die Münchner AUTO BILD bestätigten, wird 2017 eine Flotte von circa 40 BMW 7er Prototypen für das Projekt BMW iNext auf die Straße gebracht. Dabei geht es vorrangig um den Testbetrieb des hoch automatisierten Fahrens (Level 3), partiell aber auch um den Versuchsbetrieb zu voll automatisiertem Fahren (Level 4). Mit an Bord ist dann Technik der strategischen Partner von BMW, dem US-Chip-Riesen Intel und dem israelischen Kameratechnik-Spezialisten Mobileye.

Automatisiertes Fahren in Stufen

Stufe 0: Driver only

Pfeil
Definition: Fahrer führt dauerhaft Längs- und Querführung aus. Kein eingreifendes Fahrzeugsystem aktiv. Heißt: Der Fahrer macht alles alleine. Er fährt, lenkt, bremst, gibt Gas und achtet auf seine Umgebung. Das Fahrzeug unternimmt keinerlei Eingriffe bzw. hat dafür keine technischen Voraussetzungen.

Stufe 1: Assistiert

Pfeil
Definition: Fahrer führt dauerhaft Längs- ODER Querführung aus, System übernimmt jeweils andere Funktion. Heißt: Beim assistierten Fahren unterstützt das System den Fahrer mit bestimmten Assistenzsystemen, zum Beispiel mit einem Totwinkelwarner, einem Spurhaltewarner oder einer Berganfahrhilfe.

Stufe 2: Teilautomatisiert

Pfeil
Definition: Fahrer muss das System dauerhaft überwachen. System übernimmt Längs- UND Querführung in einem spezifischen Anwendungsfall. Heißt: Beim teilautomatisierten Fahren kann Auto einzelne Aufgaben für den Fahrer übernehmen. In diesem Stadium befinden sich die meisten Hersteller aktuell. Automatisches Einparken oder eine Spurhaltefunktion gehören zu den gängigsten Systemen. Der Stauassistent kann ohne Eingriff des Fahrers im Stau beschleunigen, bremsen und dem vorausfahrenden Fahrzeug folgen.

Stufe 3: Hoch automatisiert

Pfeil
Definition: Fahrer muss das System nicht mehr dauerhaft überwachen. Muss potenziell in der Lage sein, zu übernehmen. System übernimmt Längs- und Querführung in einem spezifischen Anwendungsfall. Erkennt Systemgrenzen und fordert Fahrer zur Übernahme mit ausreichender Zeitreserve auf. Heißt: Level drei wird als hoch automatisiertes Fahren bezeichnet. Der Wagen setzt beispielsweise eigenständig den Blinker, wechselt die Spur oder passt seine Geschwindigkeit dem fließenden Verkehr an. Der Fahrer hat dabei nicht mehr die Verantwortung für das Fahrzeug und kann seine Aufmerksamkeit für längere Zeit vom Verkehrsgeschehen abwenden. Der Autopilot kann den Fahrer aber immer auffordern, das Steuer wieder zu übernehmen, um den Wagen eigenhändig zu steuern

Stufe 4: Voll automatisiert

Pfeil
Definition: Kein Fahrer erforderlich im spezifischen Anwendungsfall. System kann im spezifischen Anwendungsfall alle Situationen automatisch bewältigen. Heißt: Level vier definiert die Vollautomatisierung. Der Wagen übernimmt alle Funktionen und gibt sie nur dann wieder ab, wenn eine Situation für das System nicht zu bewältigen ist.

Stufe 5: Fahrerlos

Pfeil
Definition: System kann während der ganzen Fahrt alle Situationen automatisch bewältigen. Kein Fahrer erforderlich. (Quelle jeweils: VDA/Bundesamt für Straßenwesen) Heißt: Der Mensch und das Lenkrad werden im Prinzip überflüssig. Der Wagen und das System brauchen lediglich eine Zieleingabe und die Freigabe zum Start. Dann steuert das Fahrzeug eigenständig das Ziel an. Das autonome oder fahrerlose Fahren ist erreicht.
Dabei soll die autonome Testflotte nicht nur in München, sondern auch in den USA und Israel unterwegs sein. Das hatten der Oberklasse-Autobauer und seine Partner anlässlich der Technikmesse CES in Las Vegas bestätigt. "Wir werden München verlassen", sagte BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich mit Blick auf den Testbetrieb. Ein oder zwei computergesteuerte Fahrzeuge sollen auch in Jerusalem an den Start gehen. "Der heilige Gral des vollautonomen Fahrens ist nicht einfach zu erreichen", sagte Fröhlich. Die drei Partner seien nach einem halben Jahr Zusammenarbeit auf einem guten Weg.

Andere Hersteller zögern noch

Andere Fahrzeughersteller scheuen solche Kooperationen, weil sie fürchten, zum Zulieferer degradiert zu werden, während die Technologiekonzerne den Gewinn abschöpfen. "Jeder spricht von Uber oder Lyft", sagte BMW-Chef Harald Krüger bereits früher. "Wir setzen andere Schwerpunkte." Der Münchner Konzern werde die Mobilitätsdienstleistungen ausweiten und habe mit seinem Flottengeschäft dabei langfristig viele Möglichkeiten. BMW will gemeinsam mit den Technologiepartnern 2021 selbstfahrende Autos auf die Straße bringen. Experten des Autobauers zufolge machen bei Fahrdienst-Anbietern derzeit die Fahrer die Hälfte der Kosten aus. BMW-Manager Tony Douglas sagte: "Wenn der Fahrer weg ist, hat man die Lizenz zum Gelddrucken."
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Das neue Modell aus der i-Familie solle aber erst 2021 auf den Markt kommen, sagte Fröhlich. Dann sei die Batterietechnik so weit. Der BMW i der Zukunft soll alles können: emissionsfrei und computergesteuert fahren und für den Besitzer eine Art digitaler Diener sein, der das mobile Leben einfacher, komfortabler und sicherer macht. Er schlägt die ideale Route je nach Wetter oder Verkehr vor, er stellt vor dem Einsteigen ins Auto die gewünschte Sitzposition oder die Lieblingsmusik ein, warnt während der Fahrt vor Gefahren oder hilft beim Shopping oder Sightseeing.

Carsharing wird zu Ridesharing

BMW i fährt künftig autonom
Aus Carsharing soll bei BMW bald Ridesharing werden, bei dem der Kunde gefahren wird.
Bild: Werk
BMW arbeite auch verstärkt an neuen Services wie der Weiterentwicklung des Carsharings: Beim sogenannten Ridesharing wird der Kunde gefahren – von einem Chauffeur oder künftig vom Roboterauto. "Eine Durchbruchstechnologie", sagte der Münchner Entwicklungschef. Wenn das Auto beim Ridesharing voll autonom fahre, würden die Kosten enorm gesenkt. Fröhlich sieht zudem Chancen in der Kombination von ParkNow und ChargeNow, einem Service zum Suchen und Nutzen von Stromtankstellen: "Wenn man ein elektrifiziertes Auto hat, ist man nicht an einem Parkplatz interessiert, sondern an einem Parkplatz, der wieder nachlädt." Für den Durchbruch neuer Mobilitätsangebote setzt Fröhlich vor allem auf den größten Pkw-Markt der Welt: "China ist in der Durchsetzung solcher Technologiethemen in Summe sehr schnell." Dort seien 2015 mehr elektrifizierte Fahrzeuge verkauft worden "als in allen anderen Weltregionen zusammen". Auf Platz zwei folgten in dieser Hinsicht die USA.