BMW M5 und Mercedes-AMG E 63 im Facelift-Vergleich
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Auch nach der Überarbeitung haben BMW M5 und AMG E 63 Allrad und einen Biturbo-V8 mit rund 600 PS. Die Facelifts setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte.
Auf den ersten Blick scheinen sich BMW M5 und Mercedes-AMG E 63 nicht großartig zu unterscheiden. Dem 4,4 Liter großen Biturbo-V8 mit 600 bis 625 PS im BMW steht ein Vierliter Biturbo-V8 mit 571 bis 612 PS im Mercedes gegenüber. Achtgang-Automatik hier, Neungang-Automatik da. Beide setzen auf einen vollvariablen Allradantrieb und lassen sich mit allerlei Performance-Extras verfeinern. Der Teufel steckt jedoch im Detail: Ihre unterschiedlichen Charaktere hat AUTO BILD bereits 2018 in einem Vergleichstest herausgefahren. Mit den Facelifts haben sowohl BMW als auch AMG ihre Performance-Limos feingetunt, dabei allerdings gänzlich andere Schwerpunkte gesetzt.Wo BMW mehr Dynamik herausgekitzelt hat, wurde beim AMG an der Komfort-Schraube gedreht.
Neu abgestimmtes Luftfahrwerk beim AMG
Der M5 Competition verfügt nach dem Facelift über die Dämpfer aus dem BMW M8.
Komfort statt Performance heißt es jetzt beim E 63, zumindest ansatzweise. AMG will dem E 63 mit dem Facelift nämlich etwas mehr Manieren beigebracht haben. Mit weicheren Gummilagern und neuer Abstimmung des Luftfahrwerks soll die Spreizung zwischen den Modi "Comfort", "Sport" und "Sport Plus" jetzt deutlicher wahrnehmbar sein. Vor allem der Comfort-Modus soll relaxter ausfallen und den Fokus auf Alltag legen. BMW geht einen anderen Weg. Nach dem Facelift sitzen im stärkeren Competition-Modell nämlich die Dämpfer vom M8, mit denen der M5 noch satter auf der Straße liegen soll als zuvor. Gegen Aufpreis gibt es ein Gewindefahrwerk mit bis zu 20 mm mehr Tiefgang, das AMG selbst für die potentere S-Version des E 63 nicht anbietet.
Unterschiedliche Allrad-Philosophien
Sowohl M5 als auch E 63 S haben einen echten 2WD-Modus. Nur beim M5 funktioniert er aber auch jenseits von 120 km/h.
Den Charakter-Unterschied zwischen BMW und AMG machen zu einem großen Teil ihre variablen Allradantriebskonzepte aus. Zwar sind beide hecklastig ausgelegt, der M5 ist im Normalbetrieb aber gänzlich mit Hinterradantrieb unterwegs. Erst bei Schlupf schalten sich die Vorderräder über eine Kupplung nach und nach zu. Manuell zuschaltbar sind ein permanenter 4WD- sowie ein reiner 2WD-Modus. Außer im Hinterradantriebs-Modus ist der AMG dagegen stets mit Allrad unterwegs. Werden 120 km/h überschritten, schalten sich die Vorderräder aber auch im 2WD-Modus wieder zu. Neu bietet AMG den Hinterradantriebs-Modus auch für den Basis-E 63 an, der E 63 S bekommt ihn wie gehabt ab Werk. (So unterschiedlich ticken Mercedes-AMG E 53, E 63 und GT 63!)
M5 bleibt dynamischer – zumindest optisch
Mit dem Panamericana-Grill nähert sich auch der E 63 optisch dem GT 63 an.
Vor dem Facelift fuhr der M5 etwas dynamischer und gab sich extrovertierter als der Benz, wobei "dynamischer" gleichzeitig auch nervöser bedeutet. Das liegt zum einen am rund 100 Kilogramm niedrigeren Gewicht. Zudem war die Lenkung spitzer, das Auto insgesamt hektischer. Wie sich das nach den Facelifts verhält, wird ein Test zeigen. Zumindest optisch haben BMW und Mercedes ihre Richtungen aber auch nach dem Facelift beibehalten. Der Benz wirkt insgesamt etwas eleganter als der BMW. Die flacheren Front- und Heckleuchten tragen zusammen mit dem neuen Panamericana-Grill zu einer gestreckteren Linie bei. Der M5 macht mit Carbondach und Aero-Seitenspiegeln noch mehr auf Sport.Im Innenraum hat im E 63 das neue MBUX mit zwei großen, verbundenen Screens Einzug gehalten. Gemeinsam mit dem neuen, mit Touchflächen versehenen Lenkrad frischt es das Cockpit merklich auf. Auch der BMW setzt auf ein frei konfigurierbares Digitalcockpit – er wirkt mit seinen zwei separaten Bildschirmen im Vergleich aber weniger modern. Die beiden serienmäßigen roten M-Tasten am Lenkrad spiegeln seinen Charakter im Innenraum wider. (BMW M5 und E 63 S im AUTO BILD-Test!)
AMG E 63 S stemmt mehr Drehmoment
M5 und M5 Competition sind jeweils stärker als E 63 und E 63 S. Das führt zu leicht besseren Sprintzeiten.
Die Motoren sind ähnlich ausgelegt. Der M5-V8 bringt es auf 600 PS und 750 Nm Drehmoment (625 PS und 750 Nm im Competition), der E 63 schafft 571 PS und 750 Nm (612 PS und 850 Nm im E 63 S). Der M5 hat oben heraus noch etwas mehr Kraft als der Benz. Die Sprintwerte liegen nahezu gleichauf, der BMW ist jeweils einen Wimpernschlag schneller. Mit dem optionalen "Driver's Package" (305 km/h) darf er immerhin fünf km/h schneller rennen als der Mercedes. Auf Wunsch gibt es sowohl für den M5 als auch für den E 63 Sport-Extras wie Keramikbremsen und Integralsitze, wobei der BMW noch etwas umfangreicher nachgeschärft werden kann.
Den AMG gibt es auch als Kombi
Den E 63 (S) kann man auch als Kombi genießen. Den M5 gibt es wie viele seiner Vorgänger nur als Limo.
Während sich BMW beim M5-Facelift auf die Dynamik konzentriert hat, legte AMG den Fokus vor allem auf Komfort. Das ergibt Sinn, vor allem was den Hauptunterschied zwischen M5 und E 63 betrifft: Der AMG ist wie gewohnt auch als Kombi zu haben. Gibt der BMW ausschließlich die potente Performance-Limousine, muss und soll der Mercedes auch mit großer Heckklappe funktionieren.
Technische Daten:
BMW M5 • Motor: V8 mit M TwinPower Turbo • Hubraum: 4395 ccm • Leistung: 441 kW (600 PS) • max. Drehmoment: 750 Nm • Antrieb: Allrad mit vollvariabler Lamellenkupplung • Getriebe: 8-Gang M Steptronic • Beschleunigung 0-100 km/h: 3,4 s • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (305 km/h mit M Driver's Package) • Verbrauch: 10,5-10,6 l/100 km • CO2-Emissionen: 239-242 g/km • Norm: EU6d-TEMP • Anhängelast (gebremst/ungebremst): 2000/750 kg • Preis: ab 120.900 Euro.
BMW M5 Competition • Motor: V8 mit M TwinPower Turbo • Hubraum: 4395 ccm • Leistung: 460 kW (625 PS) • max. Drehmoment: 750 Nm • Antrieb: Allrad mit vollvariabler Lamellenkupplung • Getriebe: 8-Gang M Steptronic • Beschleunigung 0-100 km/h: 3,3 s • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (305 km/h mit M Driver's Package) • Verbrauch: 10,5-10,6 l/100 km • CO2-Emissionen: 239-242 g/km • Norm: EU6d-TEMP • Anhängelast (gebremst/ungebremst): 2000/750 kg • Preis: ab 129.900 Euro.
Mercedes-AMG E 63 4Matic+ • Motor: Vierliter-V8-Biturbo • Leistung: 420 kW (571 PS) • max. Drehmoment: 750 Nm bei 2250 bis 5000 U/min • Beschleunigung: 0-100 km/h in 3,5 s • Topspeed: 250 km/h (300 km/h mit AMG Driver's Package). Preis: ab ca. 114.000 Euro (T-Modell: ab ca. 118.000 Euro).
Mercedes-AMG E 63 S 4Matic+ • Motor: Vierliter-V8-Biturbo • Leistung: 450 kW (612 PS) • max. Drehmoment 850 Nm bei 2500 bis 4500 U/min • Beschleunigung: 0-100 km/h in 3,4 s • Topspeed: 300 km/h. Preis: ab ca. 125.000 Euro (T-Modell: ab ca. 129.000 Euro).