Bestimmt waren Sie schon mal in den Bergen. Möglicherweise haben Sie dort auch frische Milch getrunken. Nicht die aus dem Supermarkt. Die vom Bauern, direkt ab Kuh gezapft, stark gekühlt und sofort in einen kleinen Ausschank mit Kreidetafel davor verfrachtet. Sooo lecker! Warum? Weil das wahrscheinlich "fünfprozentige" Rohmilch war. Fünf Prozent Fett! DAS trägt Geschmack, ab hier wird's erst so richtig köstlich.

Die beiden Selbstzünder wuchern mit ihrer Kraft

BMW X1 VW Tiguan
Ordentlich Schmackes unter der Haube: Die zwei Liter großen Diesel verwöhnen mit sattem Drehmoment.
Wer auch beim SUV-Fahren auf mächtig und vollwertig steht, muss nicht bis in die Alpen reisen. Vollfett gibt es auch aus Wolfsburg. Beispiel: Tiguan TDI in seiner sahnigsten Form. Das heißt dann 2.0 TDI SCR und hat den Bums von 500 Newtonmetern. Wir haben uns einen ordentlichen Schluck von diesem 240 PS starken Super-SUV gegönnt. Zum Geschmacksabgleich naschen wir aber auch noch von einer Sorte aus Bayern. München schenkt uns den 231 PS starken BMW X1 xDrive25d ein. Der X1 hat ebenfalls einen besonders dicken Diesel unter der Haube und holt aus einem Zweilitermotor 450 Newtonmeter Drehmoment. Welches kompakte Kracher-SUV uns am Ende besser schmeckt, klärt hier ein harter Vergleich nach Punkten.

Vollfettstufe verlangt leider auch an der Kasse vollen Einsatz

BMW X1 VW Tiguan
Teures SUV-Vergnügen: Im vollen Testornat gehen X1 und Tiguan stramm auf die 50.000-Euro-Marke zu.
Wer einen großen Schluck nehmen will, muss leider auch richtig fett zahlen: Einen Tiguan 2.0 TDI mit 240 PS gibt VW nicht unter 42.700 Euro her. Kommen noch wertvolle Ausstattungsoptionen wie der aktive Spurhalteassistent, das große Navi-Radio-Paket oder die Anhängerkupplung hinzu, kratzt der VW-SUV oberhalb der 45.000-Euro-Marke – guten Appetit! Auch BMW verschenkt in dieser Leistungsliga nichts. Der X1 kostet ab 42.800 Euro, kommt wie der VW dann zwar mit Automatik und Allradantrieb – jedoch ohne vollständige Assistenzversorgung oder umfangreiche Multimediaausstattung. Das große Navigationssystem inklusive zuverlässiger Echtzeitstauanzeige sowie Onlinevernetzung kostet 3590 Euro, das komplette Paket praktischer Assistenten (inklusive aktivem Lenkeingriff des Spurhalteassistenten) schlägt mit rund 2000 Euro zu Buche. Bei solchen Preisen sollten sich die Probanden ab jetzt keine Schwächen mehr erlauben.
Tun sie im Großen und Ganzen auch nicht. Der BMW X1 fährt besonders komfortabel. Zwar hört man immer mal wieder das dumpfe Knurren des Dieselmotors heraus, auch die breiten Reifen nimmt man durch stetiges Rauschen wahr – insgesamt ist der Lärmpegel jedoch niedrig. Die Sitze stützen hervorragend, dank vielfacher Verstellung findet man schnell eine angenehme Haltung.

Im BMW lässt es sich zumindest vorne gut reisen

BMW X1
Licht und Schatten: Reisen mit dem X1 ist ein Genuss, aber der Geradeauslauf ist unverbindlich eckig.
Auf Tastendruck "öffnen" die Stoßdämpfer, dann reagiert die Federung besonders weich und mit langen Hubbewegungen auf Bodenwellen. Allerdings: Unter Beladung kommt das so justierte Fahrwerk an seine Grenzen, deftig rumst der BMW dann in die Anschlaggummis. Erst die Stellung "Sport" des variablen Fahrwerks entspannt die Lage. Der Motor zieht linear durch, die Schaltung (acht Stufen!) sortiert eifrig und nahezu unmerklich. Heißt unterm Strich: Reisen mit dem X1 ist ein Genuss. Bis auf Kleinigkeiten: Sensible Piloten werden sich an der elektrischen Lenkung reiben. Die reagiert aus der Mitte unsauber, stellt nach dem Einlenken künstlich zurück, der Geradeauslauf bei hohem Tempo gerät unverbindlich eckig. Sie vermittelt zudem ein unnötig hektisches Handling – nach zackigen Richtungswechseln folgt ein unnötig nervöses Abkippen der Karosserie nach außen.
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Den dynamischeren Eindruck hinterlässt der Tiguan

VW Tiguan
Vorteil Tiguan: Der Motor des Wolfsburgers wirkt lebendiger als die Maschine des Münchners.
In diesem Punkt gibt es am VW Tiguan rein gar nichts zu mäkeln. Rückmeldung, Kraftbedarf und Übersetzung der Lenkung passen tadellos zusammen, insgesamt wirkt der Tiguan sehr handlich und vertrauenerweckend. Wie der BMW federt auch der VW sehr komfortabel. Die Unterschiede zum BMW: Die großen Reifen prallen etwas störrischer auf Querfugen, und insgesamt sind die kürzeren Federn etwas strammer gewickelt. Der Motor wirkt lebendiger und kräftiger. Zwar lässt das Zusammenspiel aus TDI und Siebenstufen-DSG beim Kick-down immer etwas (zu lange) auf sich warten – doch ist der 2.0 erst einmal am Zug, gibt's kein Halten mehr. Bis deutlich über Tempo 200 drückt der TDI dann unerbittlich – ein großer Spaß. Den auch Mitreisende genießen können. Im Vergleich zum BMW X1 hat der Tiguan nämlich mehr Platz – ein mächtig fetter Pluspunkt.
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Fazit

Der BMW X1: ein teures, doch rundum gutes Auto mit mächtig Zug an der Kette. Der VW Tiguan: ein ebenso gutes, dabei aber größeres, besser ausgestattetes und sogar noch lebendigeres Auto. So gewinnt das Wolfsburger SUV den Test – mit fettem Abstand.