Ab 2023 wird es keine Innovationsprämie mehr für Plug-in-Hybride geben. Das sind bislang bis zu 6750 Euro. Für manchen Berufspendler dürfte ein Plug-in-Hybrid aber weiterhin das passgenaue Auto sein. Und so hoffen die Hersteller, dass die Kunden weiterhin zugreifen. Zum Beispiel bei unseren Testkandidaten BMW X2, Mercedes GLA und Volvo XC40.

BMW X2, Mercedes GLA und Volvo XC40 im Vergleich

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
1.
Testsieger
Mercedes GLA 250 e
2.
BMW X2 xDrive25e
3.
Volvo XC40 Recharge T4 Plug-in Hybrid

Der in Gent gebaute XC40 wurde gerade einem Facelift unterzogen. Zentrale Neuerung: das neue, Google-basierte Infotainment. Nur für den Plug-in-Hybrid ist es nicht erhältlich, hier gibt es nur das altbekannte Sensus-System. Wenn man das mit Worten bittet, eine Telefonnummer zu wählen, erscheint selbige als Zeile im Cockpit, wo sie kaum jemand erwartet. Und bei Navizielen passt manchmal keines der Angebote. Weniger überzeugend als das Google-System.

Allradantrieb hat hier nur der X2

Den einzigen Allradler in diesem Vergleich stellt BMW mit dem X2 xDrive25e – und steht für die alte Schule: analoge Uhren, echte Knöpfe und Dreh-Drück-Steller, nach kurzem Einprägen blind bedienbar. Für manchen dürfte das ein Kaufgrund sein. 
BMW X2 xDrive25e
BMW spendiert dem Plug-in-X2 einen Allradantrieb. Innen setzt das Münchner Kompakt-SUV auf klassische Runduhren – noch.
Bild: Isabel Anika Hake
Man spürt das Alter aber auch an Details wie der für ein großes iPhone zu kleinen Ladeschale.

Im Fond punktet der GLA am meisten

Der Mercedes ist das jüngste Auto im Vergleich, der GLA wird seit 2020 in Rastatt gebaut. Im Innenraum herrscht barocker Stil mit bunter LED-Beleuchtung, die Anmutung ist dem Preis angemessen, aber unterhalb der Sichtlinie findet sich auch hier nur Hartplastik. 
Mercedes GLA 250 e
Der GLA ist nicht nur der jüngste Testkandidat, sondern hat auch den größten Radstand – das merken vor allem die Fondpassagiere.
Bild: Isabel Anika Hake
Das Cockpit zeigt zudem zu viel an; etwas Reduktion wäre der Übersichtlichkeit zuträglich. Vorn sitzt man nur halbhoch, das aber erleichtert den Einstieg zusätzlich. Und den längsten Radstand in diesem Vergleich spürt man im Fond.

Der XC40 kommt im klassischen SUV-Format

Volvo stellt hier das einzige SUV im klassischen Hochformat – mit Vorteilen: Ein Fahrrad lässt sich einfach in den Laderaum werfen, und wer will, hockt hoch wie auf einem Bürostuhl. Seitenhalt ist nicht die Stärke dieser Sitze. Unangenehm sind die stark nach vorn geneigten Kopfstützen, sie zwingen den Kopf in eine Beugehaltung. Die reine Euro-NCAP-Sicherheitslehre ist nicht immer gesund für die Halswirbelsäule.
Volvo XC40 T4 Recharge
Klassisch: Im Volvo XC40 sitzt man SUV-typisch hoch. Der Laderaum schluckt ohne großen Aufwand ein Fahrrad.
Bild: Isabel Anika Hake
Ungewöhnlich: Die Kopfstützen hinten lassen sich im Zentralmenü per Touch umlegen, über eine der noch immer zu kleinen Kacheln. Auch für die Temperatureinstellung muss man ins Menü gehen und Pfeilsymbole anwählen – ablenkend. 

Fahrzeugdaten

Fahrzeugdaten
Motor Bauart/Zylinder
Dreizylinder, Turbo + E-Motor
Vierzylinder, Turbo + E-Motor
Dreizylinder, Turbo + E-Motor
Einbaulage
Benziner vorn quer, E-Motor hinten
Benziner vorn quer, E-Motor vorn
Benziner vorn quer, E-Motor vorn
Hubraum
1499 cm³
1332 cm³
1477 cm³
Leistung Verbrennungsmotor
92 kW (125 PS) bei 5000/min
118 kW (160 PS) bei 5500/min
95 kW (129 PS) bei 5000/min
Leistung E-Motor
70 kW (95 PS)
75 kW (102 PS)
60 kW (82 PS)
Systemleistung
162 kW (220 PS)
160 kW (218 PS)
keine Systemangabe
Systemdrehmoment
385 Nm
450 Nm
245/160 Nm (Benziner/E-Motor)
Vmax
195 km/h
220 km/h
180 km/h
Getriebe
Sechsstufenautomatik
Achtgang-Doppelkupplung
Siebengang-Doppelkupplung
Antrieb
Allradantrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Bremsen vorn/hinten
Scheiben/Scheiben
Scheiben/Scheiben
Scheiben/Scheiben
Testwagenbereifung
225/45 R 19 W
235/50 R 19 W
235/50 R 19 V
Reifentyp
Michelin Pilot Sport 4
Michelin Latitude Sport 3
Michelin Cross Climate 2
Radgröße
8 x 19"
7,5 x 19"
7,5 x 19"
Abgas CO2*
42 g/km
34 g/km
49 g/km
Verbrauch*
1,8 l
1,5 l
2,2 l
Tankinhalt/Kraftstoffsorte
36 l/ Super/elektrischer Strom
35 l/ Super/elektrischer Strom
48 l/ Super/elektrischer Strom
Ladeleistung AC/DC
3,7 kW/–
7,4 kW/24 kW (Serie: 3,7 kW AC)
3,7 kW/–
Batteriekapazität brutto/netto
10,0/8,8 kWh
15,9/10,9 kWh
10,7/9,0 kWh
Vorbeifahrgeräusch
67 dB(A)
67 dB(A)
68 dB(A)
Anhängelast gebr./ungebr.
–/–
1800/750 kg
1800/750 kg
Stützlast
80 kg
100 kg
Kofferraumvolumen
410–1290 l
385–1385 l
405–1281 l
Länge/Breite/Höhe
4360/1824–2098**/1512 mm
4410/1834–2020**/1613 mm
4440/1863–2034**/1652 mm
Radstand
2670 mm
2729 mm
2702 mm
Grundpreis (vor Förderung)
48.650 Euro
46.422 Euro
46.900 Euro
Testwagenpreis (wird gewertet)
58.100 Euro
53.402 Euro
57.950 Euro
Beim Volvo loben alle Tester das Schiebedach, serienmäßig bei der von uns gefahrenen Topversion Ultimate: Noch bei 100 km/h erweist es sich als ungewöhnlich leise und fast zugfrei.

Volvo setzt auf Ganzjahresreifen

Der Volvo ist allerdings auch der einzige Kandidat ohne Schaltpaddel und ohne Head-up-Display – und der einzige, der auf Ganzjahresreifen kam. Die haben ein hochflankiges Format (235/50 R19), rollen schmatzend ab, sind auf Kopfsteinpflaster nicht leise – und bei Brems- und Ausweichtests gehandicapt. Im Fall der hier montierten Michelin Cross Climate aber sind die Bremswerte überraschenderweise auf Augenhöhe mit dem BMW.
BMW X2 xDrive 25e   Mercedes GLA 250 e   Volvo XC40 T4 Recharge
Die Ganzjahresreifen des Volvo haben einige Nachteile, der XC40 bremst aber immerhin auf BMW-Niveau. Der GLA steht aber eher.
Bild: Isabel Anika Hake
Schwer und satt wirkt der etwas kopflastige Volvo beim Fahren. Ein typisches SUV-Fahrgefühl, Wankbewegungen inklusive. Die Lenkung verlangt mehr Korrekturen als die von BMW und Mercedes – eine weiche Komfortlenkung mit wenig Rückmeldung. Dass der XC40 bei 180 km/h abgeregelt ist, stört wenig, denn aus dem Fahrwasser eiliger Kleinlaster ist er damit bereits heraus.

Messwerte

Messwerte
Beschleunigung
0–50 km/h
2,4 s
2,9 s
3,2 s
0–100 km/h
6,6 s
6,9 s
8,5 s
0–130 km/h
10,9 s
11,1 s
13,7 s
0–160 km/h
21,2 s
17,8 s
25,5 s
Zwischenspurt
60–100 km/h
3,6 s
3,4 s
4,6 s
80–120 km/h
4,6 s
4,5 s
5,7 s
Leergewicht/Zuladung
1815/485 kg
1812/483 kg
1797/493 kg
Gewichtsverteilung v./h.
53/47 %
57/43 %
58/42 %
Wendekreis links/rechts
11,5/11,5 m
11,2/11,3 m
11,6/11,4 m
Sitzhöhe
580 mm
640 mm
685 mm
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
36,9 m
34,9 m
36,7 m
aus 100 km/h warm
37,9 m
35,9 m
38,0 m
Innengeräusch
bei 50 km/h
60 dB(A)
59 dB(A)
56 dB(A)
bei 100 km/h
66 dB(A)
64 dB(A)
63 dB(A)
bei 130/160 km/h
69 dB(A)
68 dB(A)
69 dB(A)
Bei 160 km/h
72 dB(A)
72 dB(A)
73 dB(A)
Verbrauch
Stromverbrauch (hochgerechnet)
23,3 kWh/100 km
23,3 kWh/100 km
24,3 kWh/100 km
Testverbrauch (60 % Hybrid–, 40 % E-Anteil)
4,3 l S + 9,3 kWh/100 km
4,5 l S + 9,3 kWh/100 km
4,4 l S + 9,7 kWh/100 km
Verbrauch mit leerer Batterie
7,2 l S/100 km
7,5 l S/100 km
7,3 l S/100 km
CO2 (Testverbrauch)
102 g/km
107 g/km
104 g/km
Reichweite
500 km + 44 km elektrisch
465 km + 56 km elektrisch
655 km + 44 km elektrisch
Auch mit vollem Akku beschleunigt er oberhalb von 130 km/h eher behäbig. Offenbar nimmt das System dann bereits schrittweise Leistung heraus, damit er nicht gegen die Abregelung wie gegen eine Wand rennt. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.

Bildergalerie

BMW X2 xDrive 25e   Mercedes GLA 250 e   Volvo XC40 T4 Recharge
BMW X2 xDrive25e
BMW X2 xDrive25e
Kamera
Drei feine SUV mit Plug-in-Hybrid im Test

Fazit

von

AUTO BILD
Alle drei sind gewissenhaft gebaute Qualitätsautos, sodass der persönliche Geschmack entscheiden kann. Der Mercedes aber ragt heraus, da er außer dem Minitank keine Schwächen hat und nicht einmal teurer ist als die Konkurrenten. Beim Verbrauch schenken sie sich nicht viel. Arg schwer und teuer sind ebenfalls alle.

Von

Berend Sanders