Renault R5 oder Peugeot 205 haben den Deutschen einst vorgemacht, wie Charme, Sportgeist und fünf Türen in einen rollenden Parfümflakon passen. Dieses Flair besitzt auch der neue Citroën C3, der mit seiner hohen Knubbelnase und den seitlichen Rempelpolstern („Airbumps“) das gewisse Etwas versprüht. Hübsch, aber was kann der Charmeur im Vergleich mit seinen Landsleuten? Auch ein Peugeot 208 und der Renault Clio gelten ja nicht als Aschenputtel.

Die modische Form des C3 hat auch Nachteile

Citroën C3
Gutes Maß für die Stadt: Der C3 streckt sich auf exakt vier Meter Länge – ist aber hinten unübersichtlich.
Mit exakt vier Metern Länge passt der C3 perfekt in die City-Klasse. Aber warum sind Parkzwerge so unübersichtlich? Seine breiten Dachpfosten hinten lassen sich mit Parkpiepsern lindern, nicht aber die enge Rückbank und der kleinste Kofferraum hier (maximal 922 Liter). Vorn ist der Citroën luftiger, die Einrichtung folgt dem Motto: Hauptsache anders. Halbrunde Luftschlitze und Tachozahlen könnten aus den 60ern stammen, statt roter Streifen gibt es auch Stoff im Cockpit. Drei Interieurs haben koreanische Kleinwagen nicht im Angebot – aber auch nicht so weiche Sitze: Die sind eher rückenfeindlich als lässig. Die Technik hat der C3 mit dem Peugeot gemeinsam. Der Dreizylinder-Turbo klingt beim Hochdrehen blechern, geht mit 110 PS aber ordentlich voran und kommt im Testschnitt mit 6,0 Litern aus. Ein elastischer, schaltfaul zu fahrender Antrieb, die Freude am eigentlich altmodischen Fünfganggetriebe hatten wir fast vergessen.
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Beim 208 darf es ruhig auch mal etwas sportlicher zugehen

 Peugeot 208
Durchaus sportlich: Der 208 findet eine Abtimmung zwischen Verwöhnen und GTI-Geist.
Das macht gelassen und passt zur weichwogenden Federung: endlich mal kein Pseudo-Sportler, sondern ein alltagsfreundlicher Schlagloch-Schlucker. Dem fehlen Reserven auf schlechten Landstraßen, dort katapultiert der Franzose die Insassen an die Decke. Der Konzernbruder 208 ist trotz identischer Wurzeln aus anderem Holz geschnitzt. Die Sitze der GT-Line geben mehr Seitenhalt, das Fahrwerk findet besser die Balance zwischen Verwöhnen und GTI-Geist. Die Prise Sportlichkeit steckt auch in der Lenkung: Wie bei allen Peugeot steht das kleine Lenkrad ungewöhnlich tief, je nach Körpergröße schaut man über den Kranz auf die Anzeigen oder hat das Steuer halb im Blickfeld. Zumindest fühlt sich der 208 handfester an, auch weil die Lenkung – anders als im C3 – einen festen Griff verlangt und der Kraftaufwand mit steigendem Einschlag harmonischer zulegt. Weniger Freude bereitet daneben das große Infotainmentsystem: nur Touchfelder statt wichtiger Festtasten, verschachtelte Menüs – dieser Monitor macht beste Werbung fürs einfache Audiogerät.
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Genau wie das R-Link-System im Renault: Will das nur schön aussehen oder dem Fahrer auch dienen? In der Mittelkonsole übertreibt es der hübsch gemachte Clio mit dem Design, das ihn so vorteilhaft unterscheidet mit seinen gestreckten Formen. Dafür verzeihen wir den höhlenartigen Innenraum, aber nicht die mäßige Verarbeitung: Bei der Qualität dürfen alle drei Kleinen gern bei Hyundai abkupfern.

Der Vierzylinder im Clio schluckt einen Liter mehr

Renault Clio
Alleinstellungsmerkmal: Nur der Clio wird hier von einem Vierzylinder angetrieben – und der ist durstig.
Der Clou am Clio ist, dass unter so viel Design ein erstaunlich normales Auto wartet. Hinterm weit verstellbaren Lenkrad hocken die unterschiedlichsten Figuren gut, die Sitze passen. Also los! Die Lenkung weckt Vertrauen, das Fahrwerk könnte wegen seiner kurzen Federwege als sportlich durchgehen – genau wie die fest rastende Sechsgangschaltung. Der einzige Vierzylinder im Feld klingt für die Ohren von Triple-Hassern zunächst wie Musik, wird jedoch oben heraus müde und verbraucht trotz identischem Hubraum einen Liter mehr als die Konkurrenten. Also deshalb mehr auf die farbige Verbrauchsanzeige unterm Digitaltacho achten? Die meisten Käufer machen es anders und wählen gleich den schwächeren Benziner und weniger Ausstattung als die fetten Testwagen, die rund 20.000 Euro kosten. Dafür hat der teure Peugeot zwar Zweizonen-Klima an Bord, aber keine Sprachsteuerung fürs Navi. Interessant auch, dass im 208 die Sitzheizung 250 Euro extra kostet, beim eng verwandten Konzernbruder C3 aber schon 300 Euro. Seltsam.
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Glauben sie bei Citroën, den Kunden sitze das Geld bei ihrem bunten Vogel lockerer? Zumindest werden die Käufer mehr Zeit darauf verwenden, ein Modell nach ihrem individuellen Geschmack zusammenzustellen. Passt die Einrichtung in Metropolitan Grey zum Dach in Onyx-Schwarz? So viel Auswahl kann verwirren, wie die vielen grauen Smart beweisen. Aber zumindest hat der Citroën Mut zur Farbe – nicht nur für Franzosenfans.
Sie sind nicht geschliffen wie Skoda Fabia oder Hyundai i20. Aber die Franzosen beweisen Profil: der neue Citroën als komfortable, modische Visitenkarte mit Anleihen beim Mini, der Peugeot als schickerer Polo mit ausgeglichenen Talenten und der Clio als reizvoller Mix aus frischem Design und Vollwert-Technik. Genug Stoff, um der Lange-weile zu entkommen. Aber die Verarbeitung muss besser werden.

Von

Berend Sanders