Erinnern Sie sich noch? Im Werbefilm durchquert die dunkle Limousine mit einem schneidigen Typ am Steuer düstere Täler, am Straßenrand Gartenzwerge und Trachtenkapellen vor Fachwerk, die Fahrt führt zum Olympiastadion in Berlin. Dazu Wagner-Klänge, das volle Programm. Klischeehaft und sehr deutsch. Der Spot endet mit den Worten "Unverkennbar deutsch" (auf Englisch allerdings), doch dann blinkt ein kleines Sternchen auf: "made in France", hergestellt in Frankreich. Der Film, nicht unumstritten, sorgte Anfang 2008 zum Start des neuen C5 nicht nur für viel Aufmerksamkeit, er hatte einen durchaus ernsten Hintergrund: Liebe Leute, verkündete Citroën damit, wir wollen nicht mehr nur sympathisch sein, sondern ab jetzt auch richtig zuverlässig.
Vorschau auf den Citroën C5 III (2017)
Citroën C5 Tourer HDI 140 Exclusive
Barock in Böhmen: Leichte Schnörkel trägt auch der Citroën. Das steht ihm gut, wie das ansehnliche Heck zeigt.
"Audi ist unser Vorbild, was Qualität angeht," verkündete Projektleiter Michel Lejeune damals. Deshalb wurden bei der Konstruktion des C5 wie nie zuvor als deutsch geltende Qualitätsmaßstäbe angelegt. Ungewöhnlich für Citroën, bisher bekannt für Geniestreiche bei Design und Technik, aber auch für nervenzerfetzende Unzuverlässigkeit. Die Rechnung ist, so viel vorweg, aufgegangen. Der Dauertest-C5-Tourer erwies sich über 100.000 Kilometer hinweg als zuverlässig und absolvierte auch die strenge Abschlussuntersuchung anständig. Und es folgt noch eine gute Nachricht: Dabei blieben weder eine gewisse Extravaganz noch guter Stil auf der Strecke.Darüber, dass es sich um ein elegantes und eigenständiges Auto handelt, bestand bei der Test-Mannschaft von Anfang an Einigkeit. "Sieht großartig aus, und zwar außen und innen", notierte Art Direktor Henning Rucks im Fahrtenbuch, "eben ganz anders als Passat Variant oder A4 Avant. Schön." Ein Lenkrad mit fest stehender Nabe gibt es sonst nirgendwo, auch wenn es mehrheitlich als eher unpraktisch empfunden wurde, weil es mit vielen kleinen Tasten übersät ist. Lob erntete die kluge Nacht-Abschaltung für die Instrumente, Kritik die wirre Bedienung von Radio und Navi – kein Problem von Citroën, sondern des ganzen PSA-Konzerns.Ungeteilten Beifall fanden dagegen das Raumangebot insgesamt, die breiten, bequemen Sitze (wenn auch mit aberwitzig verstecktem Heizungsschalter seitlich vom Sitz) und der 533 Liter große, gut nutzbare Kofferraum. Die elektrische Hecklappe (Serie beim Exclusive) nervte jedoch mit ihrer Behäbigkeit. Die Hydraktiv-Federung ist eine der klassischen Citroën-Spezialitäten. Und sie funktioniert so, wie sich der Fan das vorstellt: wolkigwattig-weich, mit leicht abgekoppeltem Fahrgefühl. Schattenseite: Kanten oder Querfugen gibt sie ziemlich harsch weiter. Bis Kilometer 60.276 hielt die Hydropneumatik tadellos.
Citroën C5 Tourer HDI 140 Exclusive
Geschafft: Der Kilometerzähler zeigt 100.000 Kilometer an. Die Distanz schaffte der C5 in knapp 18 Monaten.
Doch dann musste der C5 in die Werkstatt: undichter Federzylinder vorn links, die Manschette hinten rechts war auch gerisssen. Citroën kennt das Problem, hat die Dichtungen für die Zylinder inzwischen verändert, Weiterentwicklungen gingen im März 2011 in Serie. Abgesehen davon absolvierte der C5 die 100.000 Kilometer zuverlässig und routiniert – wie ein Japaner. Bei der 60.000-Kilometer-Inspektion mussten die Bremsbeläge erneuert und zwei Parklichtlampen ersetzt werden, bei Kilometer 62.800 wurden neue Wischerblätter montiert, das war es auch schon.Der Zweiliter-Diesel läuft in bester französischer Tradition kultiviert und leise, genehmigte sich über die gesamte Strecke hinweg gerade 7,9 Liter Diesel im Durchschnitt. Öl verbrauchte er während des Dauerlaufs übrigens überhaupt nicht. Übermotorisiert ist der Fahrer mit der 140-PS-Version nicht, ausreichend flott auf Achse aber allemal, selbst mit maximal 554 Kilo beladen. "Als Reisedampfer ist der C5 ein Traum", brachte es Redakteur Martin G. Puthz auf den Punkt – und fügte hinzu: "Fahrwerk, Motor, Komfort, alles entspannt." Und die neu gewonnene Qualität ist praktisch überall greifbar – die Kunststoffe wirkten auf Dauer hochwertig, die Verarbeitung solide und die Karosserie bis zum Schluss steif.Da klapperte oder knarzte nichts. Ins Bild passt, dass der C5 die Abschluss-Untersuchung anständig absolvierte – mehr dazu in der Bildergalerie. Bleibt zum Schluss die Erkenntnis, dass der C5 die deutschen Tugenden gut beherrscht und das mit Abstand beste Ergebnis eines Autos aus dem PSA-Konzern im 100.000-Kilometer-Dauertest abliefert.

Fazit

von

Manfred Klangwald
Der C5 zeigt Langzeitqualität, hat seinen französischen Charme aber nicht verloren. Zuverlässig absolvierte er die 100.000 Kilometer, bestand auch die Enduntersuchung: Motor, Getriebe, Karosserie gesund, Rostvorsorge vorbildlich, kleinere Nachlässigkeiten bieten Raum für Verbesserungen. Makellos bleibt die Bilanz trotzdem nicht, einmal musste der C5 außerplanmäßig in die Werkstatt. Grund: die Hydropneumatik. Ausgerechnet.