Citroën steht traditionell für französische Extravaganz, Finesse und die gute Hydropneumatik – aber bislang nicht für Zuverlässigkeit. Mit dem C5 sollte alles anders werden. Hat das geklappt?
Erinnern Sie sich noch? Im Werbefilm durchquert die dunkle Limousine mit einem schneidigen Typ am Steuer düstere Täler, am Straßenrand Gartenzwerge und Trachtenkapellen vor Fachwerk, die Fahrt führt zum Olympiastadion in Berlin. Dazu Wagner-Klänge, das volle Programm. Klischeehaft und sehr deutsch. Der Spot endet mit den Worten "Unverkennbar deutsch" (auf Englisch allerdings), doch dann blinkt ein kleines Sternchen auf: "made in France", hergestellt in Frankreich. Der Film, nicht unumstritten, sorgte Anfang 2008 zum Start des neuen C5 nicht nur für viel Aufmerksamkeit, er hatte einen durchaus ernsten Hintergrund: Liebe Leute, verkündete Citroën damit, wir wollen nicht mehr nur sympathisch sein, sondern ab jetzt auch richtig zuverlässig.
Barock in Böhmen: Leichte Schnörkel trägt auch der Citroën. Das steht ihm gut, wie das ansehnliche Heck zeigt.
"Audi ist unser Vorbild, was Qualität angeht," verkündete Projektleiter Michel Lejeune damals. Deshalb wurden bei der Konstruktion des C5 wie nie zuvor als deutsch geltende Qualitätsmaßstäbe angelegt. Ungewöhnlich für Citroën, bisher bekannt für Geniestreiche bei Design und Technik, aber auch für nervenzerfetzende Unzuverlässigkeit. Die Rechnung ist, so viel vorweg, aufgegangen. Der Dauertest-C5-Tourer erwies sich über 100.000 Kilometer hinweg als zuverlässig und absolvierte auch die strenge Abschlussuntersuchung anständig. Und es folgt noch eine gute Nachricht: Dabei blieben weder eine gewisse Extravaganz noch guter Stil auf der Strecke.Darüber, dass es sich um ein elegantes und eigenständiges Auto handelt, bestand bei der Test-Mannschaft von Anfang an Einigkeit. "Sieht großartig aus, und zwar außen und innen", notierte Art Direktor Henning Rucks im Fahrtenbuch, "eben ganz anders als Passat Variant oder A4 Avant. Schön." Ein Lenkrad mit fest stehender Nabe gibt es sonst nirgendwo, auch wenn es mehrheitlich als eher unpraktisch empfunden wurde, weil es mit vielen kleinen Tasten übersät ist. Lob erntete die kluge Nacht-Abschaltung für die Instrumente, Kritik die wirre Bedienung von Radio und Navi – kein Problem von Citroën, sondern des ganzen PSA-Konzerns.Ungeteilten Beifall fanden dagegen das Raumangebot insgesamt, die breiten, bequemen Sitze (wenn auch mit aberwitzig verstecktem Heizungsschalter seitlich vom Sitz) und der 533 Liter große, gut nutzbare Kofferraum. Die elektrische Hecklappe (Serie beim Exclusive) nervte jedoch mit ihrer Behäbigkeit. Die Hydraktiv-Federung ist eine der klassischen Citroën-Spezialitäten. Und sie funktioniert so, wie sich der Fan das vorstellt: wolkigwattig-weich, mit leicht abgekoppeltem Fahrgefühl. Schattenseite: Kanten oder Querfugen gibt sie ziemlich harsch weiter. Bis Kilometer 60.276 hielt die Hydropneumatik tadellos.
Geschafft: Der Kilometerzähler zeigt 100.000 Kilometer an. Die Distanz schaffte der C5 in knapp 18 Monaten.
Doch dann musste der C5 in die Werkstatt: undichter Federzylinder vorn links, die Manschette hinten rechts war auch gerisssen. Citroën kennt das Problem, hat die Dichtungen für die Zylinder inzwischen verändert, Weiterentwicklungen gingen im März 2011 in Serie. Abgesehen davon absolvierte der C5 die 100.000 Kilometer zuverlässig und routiniert – wie ein Japaner. Bei der 60.000-Kilometer-Inspektion mussten die Bremsbeläge erneuert und zwei Parklichtlampen ersetzt werden, bei Kilometer 62.800 wurden neue Wischerblätter montiert, das war es auch schon.Der Zweiliter-Diesel läuft in bester französischer Tradition kultiviert und leise, genehmigte sich über die gesamte Strecke hinweg gerade 7,9 Liter Diesel im Durchschnitt. Öl verbrauchte er während des Dauerlaufs übrigens überhaupt nicht. Übermotorisiert ist der Fahrer mit der 140-PS-Version nicht, ausreichend flott auf Achse aber allemal, selbst mit maximal 554 Kilo beladen. "Als Reisedampfer ist der C5 ein Traum", brachte es Redakteur Martin G. Puthz auf den Punkt – und fügte hinzu: "Fahrwerk, Motor, Komfort, alles entspannt." Und die neu gewonnene Qualität ist praktisch überall greifbar – die Kunststoffe wirkten auf Dauer hochwertig, die Verarbeitung solide und die Karosserie bis zum Schluss steif.Da klapperte oder knarzte nichts. Ins Bild passt, dass der C5 die Abschluss-Untersuchung anständig absolvierte – mehr dazu in der Bildergalerie. Bleibt zum Schluss die Erkenntnis, dass der C5 die deutschen Tugenden gut beherrscht und das mit Abstand beste Ergebnis eines Autos aus dem PSA-Konzern im 100.000-Kilometer-Dauertest abliefert.
Fazit
von
Manfred Klangwald
Der C5 zeigt Langzeitqualität, hat seinen französischen Charme aber nicht verloren. Zuverlässig absolvierte er die 100.000 Kilometer, bestand auch die Enduntersuchung: Motor, Getriebe, Karosserie gesund, Rostvorsorge vorbildlich, kleinere Nachlässigkeiten bieten Raum für Verbesserungen. Makellos bleibt die Bilanz trotzdem nicht, einmal musste der C5 außerplanmäßig in die Werkstatt. Grund: die Hydropneumatik. Ausgerechnet.
Citroën C5 Tourer im Dauertest
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Der C5 fällt auf: markantes Gesicht mit dem charakteristischen Doppelwinkel, große Scheinwerfer, viel Chrom.
Bild: Sven Krieger
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Die Hydraktiv-Federung ist eine der klassischen Citroën-Spezialitäten.
Bild: Sven Krieger
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Und sie funktioniert so, wie sich der Fan das vorstellt: wolkigwattig-weich, mit leicht abgekoppeltem Fahrgefühl. Schattenseite: Kanten oder Querfugen gibt sie ziemlich harsch weiter.
Bild: Sven Krieger
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Bis Kilometer 60.276 hielt die Hydropneumatik tadellos. Doch dann musste der C5 in die Werkstatt: die Zylinderdichtungen. Das Problem gab es häufiger, deshalb hat Citroën da mittlerweile nachgebessert.
Bild: Sven Krieger
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Ceske Budejovice: Das legendäre Budweiser-Bier kommt von hier. Gut, dass der Tourer einen 533 Liter großen Kofferraum hat, es ist hier günstiger. Und Passagiere sitzen im C5 bequemer als die beiden Herren auf ihren Hockern.
Bild: Christian Steiger
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Stuben am Arlberg: In den Bergen schlug sich der Tourer tapfer, der 140-PS-Diesel musste sich aber mächtig ins Zeug legen. Die Mehrheit der Käufer greift zu 165 PS.
Bild: Matthias Moetsch
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Mit diesem Citroën kann man sich überall sehen lassen. Auch vor dem noblen Grand Hotel Binz auf Rügen wirkt ein Auftritt mit dem C5 Tourer angemessen.
Bild: Manfred Klangwald
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Auf 100.000 Kilometern ging es in 1,5 Jahren durch Wind und Wetter – und in den Schnee.
Bild: Matthias Moetsch
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Übermotorisiert ist der Fahrer mit der 140-PS-Version nicht, ausreichend flott auf Achse aber allemal, selbst mit maximal 554 Kilo beladen.
Bild: Sven Krieger
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Noirmutier: zu Hause in Frankreich. An der klaren Atlantik-Luft kommt der Lack besonders schön zur Geltung. Die Farbe heißt mativoire-beige-metallic – uns hat sie gefallen.
Bild: Hauke Schrieber
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Darüber, dass es sich um ein elegantes und eigenständiges Auto handelt, bestand bei der Test-Mannschaft von Anfang an Einigkeit.
Bild: Sven Krieger
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Die Seitenneigung in schnellen Kurven gehört beim Hydraktiv-III+-Fahrwerk dazu.
Bild: Sven Krieger
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"Sieht großartig aus, und zwar außen und innen", notierte Art Direktor Henning Rucks im Fahrtenbuch, "eben ganz anders als Passat Variant oder A4 Avant. Schön."
Bild: Sven Krieger
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Die elektrische Hecklappe (Serie beim Exclusive) nervte ein wenig mit ihrer Behäbigkeit.
Bild: Sven Krieger
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Praktisches Ladeabteil: Das Heck kann zum leichteren Beladen per Schalter im Kofferraum abgesenkt werden.
Bild: Sven Krieger
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Der Zweiliter-Diesel läuft in bester französischer Tradition kultiviert und leise, genehmigte sich über die gesamte Strecke hinweg gerade 7,9 Liter Diesel im Durchschnitt. Öl verbrauchte er während des Dauerlaufs übrigens überhaupt nicht.
Bild: Sven Krieger
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Ungeteilten Beifall fanden das Raumangebot insgesamt, die breiten, bequemen Sitze – und ...
Bild: Sven Krieger
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... natürlich der 533 Liter große, gut nutzbare Kofferraum.
Bild: Matthias Moetsch
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Kritik erntete die wirre Bedienung von Radio und Navi – kein Problem von Citroën, sondern des ganzen PSA-Konzerns.
Bild: Sven Krieger
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Aussterbende Art: Die feststehende Lenkradnabe hat auch bei Citroën keine Zukunft.
Bild: Sven Krieger
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Das insgesamt positive Bild bei der Abschlussuntersuchung wird nur durch kleine Fehler getrübt. Alle resultieren aus den ersten Produktionsmonaten des C5: • Leichter Ölverlust am Rückwärtsgang-Sperrschalter. Ursache: unsaubere Verarbeitung. • Deutliches Schwitzen am Kurbelwellen-Simmerring: wahrscheinlich durch eine beim Einbau ...
Bild: Uli Sonntag
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... beschädigte Dichtleiste. • Abgeplatztes Material an einem Kegelrad des Getriebes: wohl ebenfalls durch Nachlässigkeiten beim Einbau verursacht. Grundsätzlich ist der C5 richtig gut in Schuss. Leistungsausbeute und Abgasverhalten des Vierzylinder-Diesels sind tadellos, ...
Bild: Uli Sonntag
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... die Rostvorsorge einwandfrei. Die undichten Federzylinder sowie den zerschossenen Klimakühler hat Citroën mittlerweile im Griff. An Türen und Zylinderlaufbuchsen ist nichts zu bemängeln.
Bild: Uli Sonntag
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Kritisch nimmt der DEKRA-Sachverständige Günther Schiele jedes Detail in Augenschein.
Bild: Uli Sonntag
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Am Simmerring zur Kurbelwelle kam es – wahrscheinlich bei der Erstmontage – zu einer Beschädigung. Hier sickerte Öl heraus.
Bild: Hersteller
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Bei Testende ist auch der vordere rechte Federzylinder reif für den Austausch. Vorn links wurde der Zylinder nach 60.276 km fällig.
Bild: Hersteller
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Die Gebrauchsspuren am Lederlenkrad erklärt Citroën mit der häufigen Benutzung von Kosmetik und Desinfektionsmitteln.
Bild: Hersteller
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Eine Verstärkung an der Türdichtung ist der Grund für eine punktuelle Druckbelastung. Folge: Genau dort platzt der Lack ab.
Bild: Hersteller
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In dieser Bohrung ist der Sperrschalter für den Rückwärtsgang untergebracht. Der zuständige Dichtring konnte das Öl nicht dauerhaft halten.