Wir könnten hier von sportivem Charakter, über die Einzigartigkeit des Konzepts oder von neuen Markenwerten schwafeln, um den Cupra Ateca einzuordnen. Wir könnten aber auch einfach sagen: Er ist ein ziemlich bunter Hund. Wir dröseln mal auf: Cupra ist die neue sportliche Marke von Seat. Der Ateca an sich ist dabei ein ganz enger Verwandter des VW Tiguan, der sein technisches Rüstzeug vom Golf leiht.

Im Ateca-Bug schlägt ein original GTI-Herz

Cupra Ateca
Dampfmacher: Der Motor des Ateca kommt aus dem Golf GTI – mit einem Plus an Drehmoment.
Unser Mischling ginge somit auch als besonders schneller GTI mit besonders üppigem Blechkleid durch. Oder steckt mehr drin? Der Cupra Ateca nutzt 1:1 die Maschine aus einem Golf GTI. Wenn auch mit etwas mehr Drehmoment. Mehr Turbodampf ergibt nämlich mehr Newtonmeter. Zusätzliche Leistung pressen die Seat-Ingenieure ebenfalls aus dem TSI. Am Ende bläst der 1984 Kubikzentimeter große Vierzylinder satte 400 Newtonmeter Drehmoment heraus – nicht schlecht für ein kompaktes SUV. Die Leistung bringt der Sportler über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe und einen Allradantrieb (elektronisch geregelt, variabel) auf den Asphalt. Sieben Gänge, 247 km/h Höchstgeschwindigkeit, 245er-Reifen auf 19-Zoll-Rädern – so weit die Basis des Super-SUVs. Das Aggregat liebt den krachenden Auftritt. Gefühlt hat der kräftige Reihenmotor entsprechend leichtes Spiel mit dem immerhin fast 1,6 Tonnen schweren Auto

Bei der Bremse ginge noch ein bisschen mehr

Cupra Ateca
Nach 35 Metern steht der Ateca aus 100 km/h. Das Pedalgefühl der Brembo-Anlage ist zu weich.
In 5,2 Sekunden soll der Seat Tempo 100 erreicht haben. Wir haben gemessen: In der Praxis unterbietet der Ateca den Wert sogar noch. Schade, von den Bremsen (optionale Brembo-Anlage) hätten wir mehr erwartet. Der Seat steht nach rund 35 Metern aus Tempo 100. Ein VW Golf R beispielsweise (ähnlich stark, ebenfalls Allradantrieb) benötigt fast eine Wagenlänge weniger. In puncto Arbeitseifer hält die Bremse ihr Versprechen auch nicht. Ein zu weiches Pedalgefühl und der schlecht definierte Bereich rund um die ABS-Regelung treffen auf gelegentliche Patzer in der Links-rechts-Balance. Anders gesagt: Im harten Einsatz auf letzter Rille hält die Bremse manchmal ein Vorderrad zu lange fest, kurze Rutscher mit tänzelndem Angang in Richtung Einlenkpunkt sind die Folge. Sportlich geht anders. Das Fahrverhalten lassen wir trotz spürbarer Seitenneigung beim beherzten Lenkimpuls noch als durchtrainiert durchgehen.
Verstellbare Dämpfer und eine feste Führung helfen dem Cupra, sich in Kurven anständig zu benehmen. Sprich: Das Ding bringt eine schnelle Runde lammfromm hinter sich, in Stellung Sport verhilft das sorgfältig definierte ESP dem Ateca sogar zu minimal eindrehenden Allüren. Das fühlt sich aktiv und lebendig an, vertuscht etwas die grundsätzliche Neigung zum Untersteuern.

Der Ateca verbindet Tempo mit Allround-Können

Cupra Ateca
Die Federung ist knackig, aber nie knüppelhart, zudem erhält sich der Ateca alle praktischen Talente.
Außerdem passt die Lenkung bestens. Zielgenau, Rückstellmomente "echt", die Stärke der Servounterstützung fügt sich dem Tempo und der Masse des Ateca. Das Getriebe schaltet schnell, verschluckt sich nur manchmal an zu flotten Wechseln vom Schiebebetrieb und "zurück auf Zug". Äußerst kultiviert und willig mag der Motor in Richtung des roten Bereichs gepresst werden. Druck hat er reichlich, jedoch fährt ein Quäntchen alte Schule mit: Erst bei rund 2000 Touren hat er genügend durchgeatmet, um mit reichlich Elan abzuzischen. Und sich dann fast zehn Liter auf 100 Kilometern zu genehmigen. Trost: Ein Partikelfilter säubert die Reste. Zum Schluss noch die SUV-Einordnung: Im Grunde ginge der Cupra Ateca auch als gedopter Tiguan durch. Das ist positiv gemeint. Denn die Federung arbeitet knackig, jedoch nie knüppelhart. Die "packenden" Sitze sind erhöht montiert, typisches SUV-Fahrgefühl bleibt so erhalten.
Dazu ist er praktisch: Reichlich Platz auch im Fond, bis zu 1579 Liter fasst der Kofferraum – das Auto kombiniert tatsächlich Tempo mit Allround-Können. Nebenbei verbindet er auch die Kompakt- mit der Luxusklasse: Fast 43.000 Euro Minimum, leicht lassen sich weitere 7000 Euro in Fahrassistenz und Co stecken. Man könnte von erhöhtem Ausstattungsniveau und exklusiver Positionierung schwafeln. Oder sagen: echt teuer, dieser coole Cupra.

Fazit

300 PS in einem kompakten SUV – das bringt fetten Fahrspaß. Ein rassiger Sportler wird ein Ateca dadurch aber noch lange nicht. Das Auto ist schwer, hoch und am Ende doch zu weich. Wer jedoch ein exklusives Kompakt-SUV sucht: bitte sehr!
AUTO BILD-Testnote: 2-