Wenn es ein Vernunftauto gibt, dann ist es dieses: Es hat ein Kombiheck, es dieselt als TDI, es kommt von Volkswagen. Schön praktisch, bestimmt sparsam, garantiert wertstabil. Kurz: VW Passat. Die Zulassungszahlen belegen es seit Ewigkeiten: Deutschland liebt den Wolfsburger Allrounder, besonders wenn Variant dransteht. Aber Moment: bei dieser Form der Vernunft gibt es durchaus Alternativen. VW setzt die beliebten Passat-Talente auch auf andere Weise ein – teils so gar vorteilhafter arrangiert. Zum Beispiel günstiger. Konzernmarke Skoda liefert mit dem Octavia Combi das gleiche Konzept, identische, bewährte Technik – jedoch zu volkstümlichen Preisen. Auch ein drittes Angebot mit Wolfsburger Unterbau steht neuerdings bereit: Der $(LEhttps://www.autobild.de/artikel/fahrbericht-seat-exeo-st_918205.html:Seat Exeo ST)$ prahlt wie der Skoda mit VW-Teilen – hier steckt neben der brandaktuellen TDI-Maschine sogar der Löwenanteil aus dem edlen Dynamiker Audi A4 (Modell bis 2007) drin.

An der Kasse verlangt der Volkswagen am meisten von seinen Käufern

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Also: Drei unterschiedliche Schalen, aber letztendlich nur ein Kern – somit alles nur Geschmacksache oder eine Prestigefrage? Wohl kaum, wenn es vorrangig ums Geld geht. Der Vergleich in der 2.0-TDI-Liga zeigt nämlich krasse Unterschiede. Ein 140 PS starker Passat Variant mit Sechsgangschaltung Ist als Trendline nicht unter 29.325 Euro zu haben. Der gleich starke Skoda Octavia Combi dagegen kostet in der einfachsten Ausstattung Classic mit 24.980 Euro rund 4300 Euro weniger, bietet aber etwas weniger Auto – er ist 20 Zentimeter kürzer. Der neue Spanier ist ebenfalls günstiger. Ein Exeo ST kostet ab 27.390 Euro. Nur: nicht so, wie wir den Testkandidaten vor uns sehen. Schicke 17-Zoll-Aluräder gibt es nur in Verbindung mit der höherwertigen Linie Style – was den Preis für den 143 PS starken Seat auf stolze 29.640 Euro treibt. So oder so: Beide sind billiger als der VW. Das Prädikat "made in Wolfsburg" allein dürfte diese Differenz wohl kaum rechtfertigen. Eher die umfangreichere Ausstattung? Von wegen. Im Passat ist gar nicht so viel mehr drin. Klimaanlage und elektrische Fensterheber vorn bieten auch Seat und Skoda ab Werk. Und dazu kommt: Der ST glänzt noch mit CD-Radio und Einparkhilfe.

Ein Pumpe-Düse-Motor gegen zwei Common-Rail-Aggregate

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Auch im Kapitel Sicherheitsausstattung kann sich der VW nicht absetzen, Seat liefert mit serienmäßiger Reifendruckkontrolle und Nebelscheinwerfern gar mehr fürs Geld. Damit nicht genug: Auch bei den Spritkosten macht der Spanier den Brüdern noch was vor. So läuft der Zweiliter-Diesel trotz mehr Leistung sparsamer als das konstruktiv identische Aggregat im Passat. Der ST verbrennt knapp 0,4 Liter weniger Diesel pro 100 Kilometer. Und der Skoda? Der hinkt dem Seat, wenn auch knapp, hinterher. Im Octavia rumort noch die alte TDI-Maschine. Hier wird im Gegensatz zu den moderneren Common-Rail-Triebwerken der Sprit durch Pumpe-Düse-Elemente gepresst. Einen Verbrauchsvorteil hat das hier nicht. Im Test genehmigt sich der Octavia trotz rund 100 Kilogramm weniger Gewicht stets ein Schlückchen mehr als der Exeo. Gleichzeitig beweist der Octavia, dass VW zu Recht von dem druckvolleren Einspritzverfahren abrückt. Der Tscheche läuft viel herber und lauter, gibt seine Leistung ungestümer ab als die sanft schnurrenden Common-Rail-TDI der Konzern-Konkurrenten.
Speziell im Passat arbeitet der Dieselmotor besonders harmonisch und unauffällig, dabei durchzugsstark und angenehm spritzig. Das passt zum Charakter des Wolfsburgers. Leise rollt der Kombi selbst über derbe Straßenoberflächen, zielsicher reagiert die leichtgängige Lenkung auf Kurskorrekturen, bei verbindlicher Straßenlage federt der Passat dennoch angenehm weich. Nichts irritiert, nichts braucht Gewöhnung, alles passt, flutscht geschmeidig. Ganz anders der Seat. Auch sein Motor gibt gleichmäßig Leistung ab, läuft kultiviert – wenn er auch unter Last stärker vibriert als der VW-TDI. Die Federung des Seat wirkt dagegen nicht annähernd so souverän. Im Vergleich zum sanften Abrollen des VW, stolpert der Exeo eher hölzern über Querfugen, stets dringen zudem Fahrgeräusche ins Ohr. Die tempogeregelte Lenkung wird bei schneller Fahrt übertrieben schwergängig, dezente Korrekturen fühlen sich künstlich, störrisch an. Dazu lässt sich der Exeo von Unebenheiten auf der Straßenoberfläche irritieren, läuft so nicht sauber geradeaus.
Im Octavia wiederum nervt die stramme Fahrwerkabstimmung. Gefühlt taucht der Tscheche nie mehr als zwei Zentimeter in die Federung. Vom sanften Wiegeschritt des VW ist er meilenweit entfernt. Wie auch beim Platzangebot. Die Fondpassagiere haben es zwar besser als Mitreisende im noch engeren Seat. Zum Passat fehlt jedoch eine ganze Klasse – das gilt auch für die schlichter ausgeformten Sitze. Und für das Kofferraumvolumen. Der Passat ist der Lademeister, schleppt am meisten Last. Nuancen? Nein, die drei Kombi-Brüder trennt mehr, als die gemeinsame Abstammung vermuten lässt.
Mehr Information zu den drei Kombis gibt es in der Bildergalerie, den kompletten Vergleich mit allen technischen Daten und Tabellen als Download im Heftarchiv.

Fazit

Der Variant erlaubt keine Varianten – jedenfalls nicht bei der Platzierung. Wie so oft gewinnt der VW mit Abstand. Er bietet den meisten Platz, fährt am komfortabelsten, macht einfach nichts falsch. Sein starker und leiser Common-Rail-Dieselvierzylinder ist eine Pracht. Auch im Seat überzeugt der TDI-Motor – ansonsten kann sich der ST jedoch nicht übermäßig in Szene setzen. Er ist enger, ihm fehlt Frachtraum, und die Preispolitik ist nicht kundenfreundlich. Hier punktet Skoda. Aber das reicht nicht: Speziell der alte TDI mit Pumpe-Düse-Technik verhagelt dem Octavia eine bessere Note.