Opel Agila: Das kleine Alltagswunder

Wie sich das schon anhört: "Kleinwagen". Ein Name wie eine Entschuldigung. Dafür, dass es nicht zu mehr Platz, Komfort und Luxus gereicht hat. Kleinwagen klingt nach Kleingeld und Klapperkiste. Warum sagen wir nicht Stadtkönige, Kinderfreunde oder Steuersparer? Klingt doch gleich viel freundlicher. Wer sich unter 20.000 Mark auf Stoßstangenhöhe begibt, entdeckt eine größere Vielfalt als bei Luxuskarossen: Ein Opel Agila, Renault Twingo und Daihatsu Cuore sind so unterschiedlich, dass ein direkter Vergleich schwer fällt. Eigentlich haben sie nur eins gemeinsam: den sparsamen Umgang mit Raum, Sprit und dem Geld ihres Besitzers. Irgendwie clever, oder?

Das jüngste dieser Falt-Talente heißt Opel Agila. Alias Suzuki Wagon R+, denn der Rüsselsheimer gehört zur neuen Mode der japanischen Bonsai-Vans. Zugegeben, dieser karge Würfel mit dem nackten Interieur hat so viel Charme wie ein Briefträger-Auto, entpuppt sich aber bald als kleines Alltagswunder. Da gibt es vier menschenwürdige Sitzplätze, überall Ablagen und bei umgelegten Sitzen 1250 Liter Kofferraum.

Der Agila ist das Traumauto samstags beim Getränke-Einkauf - so viel Platz kostet im Audi A4 Avant fast das Dreifache. Das Schönste aber: In diese Mücke steigt man würdig ein. Mit erhobenem Haupt, durch hohe Türen und unter ein luftiges Dach. Irgendwie dürfen Kinder bei so viel Platz lauter quäken, bevor die Großen durchdrehen. So schweift der Blick voller Entspannung über kleine Macken, die dem tollen Konzept die Tour vermasseln. Blauer Stoff zum roten Außenlack beißt nur im Auge, aber der Plastikgestank auch in der Nase.

Die 20.000 Märker unterschreitet der Agila nur als "1.0 Comfort", was zwei böse Kompromisse bedeutet: erstens 1.0, also den Dreizylinder, der ständig in der Hängematte liegt und schon beim Anlassen nach Sparen klingt, und zweitens die Ausstattung Comfort. Die heißt nur so, denn für echten Komfort sollte bei fünf Türen eine Zentralverriegelung serienmäßig mitfahren.

Renault Twingo: Evergreen mit Macken

Wenn wir von Komfort reden, sind wir bei Renault angekommen. Der Twingo sieht auch nach acht Jahren noch so charmant aus, dass man ihm morgens zur Begrüßung zärtlich über die Scheinwerfer-Wimpern streicheln möchte. Der Frauenliebling vollbringt auf gerade 3,43 Meter sein Raumwunder eine halbe Etage tiefer als der Agila: Ah, hier hat die liebe Seele Ruh. Die Frontscheibe rückt weit weg, die Sitzbank auf Hebeldruck so weit nach hinten, dass Mitfahrer die Beine übereinander schlagen wie im London-Taxi.

Wie der Renault über die Straße schwebt, das entlarvt Agila und Cuore als Rumpelfüßler. Der Twingo ist jetzt schon ein Original - eine Art Renault 4 bis 5 -, das manche sich als Lebensbegleiter in die Garage stellen werden. Zudem pflegt Renault seinen Evergreen, etwa mit jährlich verrückteren Schalterfarben, aber auch sinnvollen Dingen wie einem modernen 1,2-Liter-Benziner oder dem Glasdach vom Format "Wintergarten".

Selbstverständlich trägt nicht jede Modellpflege zum Guten bei: Die elektrische Servolenkung ist so gefühllos wie ein Griff ins Kopfkissen, und der Twingo fährt immer noch ungern ums Eck. Geschweige denn gut: Moderne Prüfungen wie ein Elchtest erschrecken den Kleinen, dass er Pirouetten dreht.

Andere Geburtsfehler verlangen bis heute gnädige Nonchalance, etwa die fusseligen Sitze oder die Tatsache, dass der Twingo vermutlich Frankreichs einziger Zweitürer ist - abgesehen von Peugeots Wellblech-Transportern. Das dürfte Twingo der Zweite alles besser können, wenn er etwa 2004 erscheint: Dem Alten werden dann viele hinterherweinen.

Daihatsu Cuore: Der beste Mini-Antrieb

So viel Hingabe wird dem Daihatsu wohl nie zuteil, trotz seines Namens: Der Cuore (italienisch für Herz) sieht aus, als hätte die Schrottpresse einen Mini Cooper nach dem ersten Zubeißen wieder ausgespuckt - so schmal, dass beim Einsteigen auf die dünnen Kirmes-Sitzchen erst mal die Luft wegbleibt: So eng sind Japans Stadtautos.

Zwei Europäer in Winterjacken wärmen sich vorn durch Schulterreiben. Oder an Herzchens Temperament: Ja, so muss ein Dreizylinder gehen, der Daihatsu dreht und klingt so munter, dass der lahme Agila sich gleich zwei Scheiben abschneiden sollte - von Antritt und Laufruhe. Die Japaner beweisen, dass drei Zylinder trotzdem Komfort und den günstigsten Verbrauch im Vergleich (6,5 Liter Normal) unter einen Hut bringen können.

Im Cuore weckt der Motor Erinnerungen an den Mini: Wie im Engländer sitzt man ein wenig ums Lenkrad gefaltet, der Kleine zirkelt die Kurven sauber an, und die kleinen 13-Zoll-Rädchen bemühen sich (vergeblich) um Komfort. Hier wohnt die Freude am Hoppeln. Wer keine Mini-Nostalgie kennt, empfindet den Daihatsu als scheppernde Blechdose: dünn, schludrig verarbeitet und mit schwachen Bremsen, die auf endlosen Pass-Abfahrten stark nachlassen (Fading).

So viel als Warnung denen, die mit diesen "Vieles-aber-nicht-alles-Könnern" die Berge erklimmen müssen. Aber mal ehrlich: Wollen diese Zweit- und Stadtdinger wirklich so hoch hinaus?

Fazit und Zeugnis

Wunder sind für 20.000 Mark nicht zu erwarten: Jeder im Trio spart, wo er kann. Der Twingo am (nicht mehr zeitgemäßen) Fahrwerk, der Opel an der Ausstattung, der Daihatsu am Blech. Zu Klassenbesten wie dem Polo klafft eine große Lücke, dennoch können diese Kleinwagen Sympathien einfahren. Weil sie einfach für wenig Geld viel Auto bieten. Der Twingo gewinnt den Vergleich trotz seines Alters knapp (mit 217 Punkten und fünf Pünktchen Vorsprung) vor dem variableren Opel Agila, den vor allem der müde Dreizylindermotor den Sieg gekostet hat. Der Cuore (205 Punkte) rangiert als echter Stadt-Mini noch eine Klasse tiefer.

Punktewertung

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Testwerte und Technische Daten

Beim Platzangebot kann der schmalere Cuore gegen seine Konkurrenten nicht bestehen. Umso erstaunlicher, dass er den Agila mit 60 Kilo mehr Zuladung locker in die Tasche steckt.

Preise und Betriebskosten

Viel Auto für wenig Geld - das gilt für alle drei. Unterhalb der magischen 20.000-Mark-Grenze bleiben Opel Agila und Daihatsu Coure, nur 341 Mark darüber liegt der Renault Twingo.