Als wir Männer noch Kinder waren und draußen rumtobten, durfte es gern mal dreckig zugehen. Richtig dreckig. So, dass unsere Mütter erst beim abendlichen Abduschen in der Badewanne erleichtert feststellten, dass es sich wirklich um den eigenen Sohn handelte. Von einem erwachsenen, mitten im Leben stehenden Mann verlangt aber schon die Etikette (wenn auch die Reife eine gewisse Rolle spielen sollte), dass er sich nicht mit seinem besten Kumpel in irgendeine Baugrube verzieht, um im Matsch zu spielen oder seine Spielzeugautos zu verbuddeln. Wenn wir heutzutage der Lust an Schlammschlachten frönen wollen, gehen wir also einen intelligenteren Weg: Wir setzen uns einfach in einen Allradler, pflügen durch die matschige Pampa und bleiben dabei selbst sauber.

Überblick: Alle News und Test zum Mini Countryman

Mini Countryman
Der Countryman ist optisch typisch Mini – nur eben höhergelegt und deutlich gewachsen.
Der neueste Spross ebenjener Fahrzeugspezies hört auf den Namen Nissan Juke. Der stellt sich in unserem Vergleich dem bereits etablierten Ford Kuga und dem noch recht jungen Mini Countryman. Ein Japan-Deutschland-Duell, ausgetragen abseits befestigter Wege. Den SPORTSCARS-Bezug verlieren wir trotzdem nicht: Alle Testobjekte rollen als turbogeladene Benziner mit Leistungen zwischen 184 und 200 PS vor, dem größten im jeweiligen Modell bestellbaren Aggregat. Optisch geht in unserem Vergleichstrio auf den ersten Blick wohl am ehesten der Kuga als Feldwegmobil durch: stämmige Erscheinung, hoch aufbauend, ausgestellte Kotflügel. Der Juke wirkt da deutlich zierlicher, von vorn friedfertig durch seine tief angeordneten "Augen" blickend, von hinten in puncto Rückleuchten entfernte Erinnerungen an den Volvo XC 60 weckend. Der Mini ist optisch typisch Mini – nur eben höhergelegt und in jeder Dimension gewachsen.

Überblick: Alle News und Tests zum Ford Kuga

Ford Kuga
Dynamisch: Mit abgeschaltetem ESP lässt sich im Kuga kontrolliert um die Ecke driften.
Beginnen wir mit dem Kuga: Trotz seiner großen Räder in Kombination mit flachen Reifen macht der Ford auf dem Parcours eine gute Figur. Auch die SUV-typisch hohe Sitzposition schmälert die Fahrfreude keineswegs, nicht zuletzt dank der präzise arbeitenden Lenkung und des mit gutem Durchzug gesegneten und zugleich kernig knurrenden Fünfzylindermotors. Der Sitzseitenhalt passt und hält den Fahrer dort, wo er hingehört. Mit der Fünfstufenautomatik im S-Modus liefert der Kuga auch aus den Ecken heraus ausreichend Kraft. Das Fahrwerk ist deutlich weicher abgestimmt als bei der Testkonkurrenz und schluckt so auch schlimme Unebenheiten, nur selten schlagen die Dämpfer auf der buckeligen Strecke durch. Mit abgeschaltetem Stabilitätsprogramm lässt sich der Kuga vor Kurven gut kontrolliert querstellen, die Kraft des Fünfzylinders zieht den 1,7-Tonner anschließend behände durch den Drift. Mit 50,02 Sekunden erzielt der Ford die zweitschnellste Rundenzeit auf dem Ewald-Pauli-Ring des MSC Schlüchtern, mit 95,2 km/h Topspeed auf der Geraden belegt er ebenfalls das Mittelfeld im Testtrio.

Die wichtigsten Allradler aller Zeiten

Der Countryman fühlt sich von allen drei Testwagen subjektiv am sportlichsten an. Leider ist beim Herausbeschleunigen aus Kurven das im Vergleich zum Standard-Mini deutlich gestiegene Leergewicht zu spüren. Der aufgeladene Vierzylinder ist deshalb nicht mehr die Ausgeburt an Spontaneität, die wir vom Dreitürer kennen, und hinterlässt teils einen leicht überforderten Eindruck, wird erst jenseits der 3000 Touren munter. Hinzu kommen die teils hakelige und schwergängige Schaltung sowie die für den Offroadparcours zu geringen Federwege; die Dämpfer schlagen bei großen Wellen durch, und der Countryman verliert so an Grip. Auf dem Asphalt hingegen überzeugt der große Mini dank seines sportlich-straff abgestimmten Fahrwerks mit hohen Kurvengeschwindigkeiten. Als ärgerlich erwies sich die Tatsache, dass das elektronische Stabilitätsprogramm des Mini zwar offiziell abgeschaltet war, der Allradler aber dennoch – etwa bei langen Drifts – weiterhin elektronisch eingebremst wurde.

Überblick: Alle News und Tests zum Nissan Juke

Nissan Juke
Nicht zu schlagen: Der Nissan Juke absolviert den Rallyecross-Kurs am am schnellsten.
Das kostete Zeit und Fahrspaß, zumal man Letzteren dank der angenehm direkten Lenkung, dem guten Pedalgefühl und dem überzeugenden Seitenhalt der Sitze durchaus noch ausgeprägter erleben könnte. Mit 97,6 km/h Spitzengeschwindigkeit ist der Mini zwar deutlich schneller auf der Start-Ziel-Geraden als der Kuga, aufgrund der ungewollten Elektronikeingriffe und der teils durchschlagenden Dämpfer aber fällt er in Sachen Rundenzeit mit 50,35 Sekunden auf den dritten Rang des Trios zurück. Womit klar wäre, das Nissans Neuling Juke letztlich das schnellste SUV auf dem hessischen Testtrack war. Mit 1425 Kilogramm Leergewicht ist der Juke der Leichteste im Testwagen-Bunde (Mini: 1452, Kuga: 1732 Kilogramm), doch macht ihn das nicht allein zum Sieger unseres Vergleichs: Der kompakte Japaner vereint die positiven Eigenschaften von Kuga und Countryman und entpuppt sich so als gelungener Kompromiss aus beiden.
Weitere Details zu den drei sportlichen SUVs finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.


Fazit

von

Björn Marek
Dem Nissan Juke gelingt abseits des Asphalts ein Start-Ziel-Sieg: Zugegeben, sein Design polarisiert und scheidet geschmacklich die Geister. Unter dem Blech aber ist er der ausgewogenste Vertreter in diesem Testtrio, bereitet den größten Fahrspaß, ist dazu noch am günstigsten in der Anschaffung. Der Countryman belegt den zweiten Platz; obwohl Motor und Getriebe eher enttäuschen, ist er immerhin noch günstiger und weckt mehr Emotionen als der Kuga. So bleibt dem sportlichen Ford-SUV lediglich Rang drei in diesem Test. 

Von

Björn Marek