Am kommenden Wochenende (22. bis 24. November) findet das sogenannte „Super GT x DTM Dream Race“ statt, die zweite gemeinsame Veranstaltung der DTM und der japanischen Super GT. AUTO BILD MOTORSPORT beantwortet die wichtigsten Fragen.
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Warum findet das Event statt?
Die Kooperation zwischen der DTM und der Super GT startete bereits unter dem früheren DTM-Chef Hans Werner Aufrecht, geriet aber ins Stocken, als in der DTM die Einführung des Vierzylinder-Turbomotors verschoben wurde. 2018 verkündeten DTM und Super GT am Norisring das gemeinsame Class 1-Reglement, die technische und sportliche Basis für eine gemeinsame Zukunft.
Seit 2019 setzt die DTM zu 100 Prozent auf das neue Regelwerk. 2020 sattelt auch die Super GT auf eine für die Langstreckenrennen in Asien minimal modifizierte Version des Reglements um. Mit dem Event wird die Kooperation nun auf ein neues Niveau gehoben, auch wenn es „nur“ ein Showevent ist. Über allem steht der Traum von einer gemeinsamen Zukunft. Theoretisch ist es ab 2020 möglich, dass Japaner in der DTM mitmischen und umgekehrt.
Wer ist am Start?
Insgesamt sind es 22 Autos. Aus der Super GT sechs von Lexus, fünf von Honda und vier von Nissan. Hinzu kommen vier Boliden von Audi und drei von BMW. Meister René Rast, Mike Rockenfeller, und Loic Duval sowie von BMW der zweimalige Champion Marco Wittmann sind als DTM-Fahrer am Start.
Hinzu kommen Benoit Treluyer im Audi RS 5 DTM sowie mit Lokalmatador Kamui Kobayashi und Ikone Alex Zanardi zwei frühere Formel-1-Stars, die im BMW M4 DTM sitzen. Aston Martin hat auf die Reise nach Japan verzichtet, um sich auf die neue Saison vorbereiten zu können.
So läuft das Dream Race in Fuji
2020 sattelt auch die Super GT auf eine für die
Langstreckenrennen in Asien minimal modifizierte Version des Reglements um.
Aus der Super GT sind die beiden neuen Champions Kenta Yamashita und Kazuya Oshima (Lexus) dabei, ebenso wie die durch ihren Gaststart in Hockenheim bekannten Nick Cassidy und Ryo Hirakawa, die im Lexus Vizemeister wurden sowie Ronnie Quintarelli und Tsugio Matsuda (Nissan).Außerdem sind in Heikki Kovalainen (Lexus) und Narain Karthikeyan (Honda) weitere Ex-F1-Fahrer am Start. Der bekannteste Name hatte bereits beim ersten Aufeinandertreffen in Hockenheim abgesagt: Jenson Button wird nicht für Honda starten, er hat seine Super-GT-Karriere inzwischen beendet.
Nach welchen Regeln wird gefahren?
Zeitplan und Reglement entsprechen weitestgehend dem DTM-Format. Bedeutet konkret: Zwei Rennen über jeweils 55 Minuten und eine Runde am Samstag sowie am Sonntag. Zuvor findet jeweils ein Qualifying statt. Zur Vorbereitung steigen am Donnerstag erste Tests, am Freitag die freien Trainings.
Wie in der DTM gibt es einen Pflicht-Boxenstopp. Während in der DTM allerdings maximal neun Mechaniker für den Boxenstopp zugelassen sind, dürfen in Fuji jeweils nur sieben Profis Hand anlegen.Eine weitere Abweichung vom bekannten DTM-Format erwartet die Fahrer beim Start. Während in der DTM die Autos, wie etwa in der Formel 1, stehend starten, wird beim Dream Race ein rollender Start durchgeführt – wie in der Super GT. Das in der Super GT übliche Nachtanken oder der Fahrerwechsel sind untersagt. Die aus der DTM bekannten Überholhilfen DRS (Drag Reduction System) und Push-to-Pass kommen nicht zum Einsatz.
Wo kann man die Rennen sehen?
SAT.1 wird die beiden Rennen am 23. und 24. November live übertragen. Die Sendungen beginnen jeweils um 6:25 Uhr MEZ, Rennstart ist an beiden Tagen um 6:30 Uhr MEZ (14:30 Uhr Ortszeit). Matthias Killing und Experte Timo Scheider begleiten das Rennwochenende als Kommentatoren-Duo.
Die Qualifyings werden von der DTM über eine neue digitale OTT-Plattform für Live-Streaming angeboten. Der DTM-spezifische „Over-the-top content“ (OTT) ist ab dem „Super GT x DTM Dream Race“ auf DTM.com kostenlos verfügbar.
Wie wird das Kräfteverhältnis aussehen?
Das bleibt abzuwarten. In Hockenheim hatten die DTM-Autos klare Vorteile, die Konkurrenz aus Japan hatte vor allem Probleme mit den Reifen. Mit Podiumsplätzen hatten Honda, Lexus und Nissan nichts zu tun, im Trockenen schaffte der frühere Formel-1-Weltmeister Jenson Button mit Rang neun die beste Platzierung.
„Die Japaner haben einen Vorteil, was die Strecke betrifft. Aber beim Finale in Hockenheim hat man gesehen, dass sie vor allem im Regen Probleme hatten, da haben wir einen Vorsprung“, sagt Rast. Er ist sich sicher: „Sie haben bei den Reifen gelernt, sie haben sich verbessert. Es dürfte sich unter dem Strich ausgleichen, denke ich. Wir selbst können mit dem Setup auch keine riesigen Schritte machen.“
Wichtig: In Hockenheim hatten die Verantwortlichen nach einer eingehenden Prüfung auf eine Balance-of-Performance verzichtet. Damals wäre das aber sowieso nur bei den Super-GT-Autos möglich gewesen, da sich die DTM-Autos noch im laufenden Wettbewerb befanden. Da das „Dream Race“ eine Showveranstaltung ist, könnte das BoP-System theoretisch auch bei Audi und BMW zum Einsatz kommen, um das Feld anzugleichen. Evaluiert wird das am Donnerstag und Freitag, wenn die ersten Tests und die freien Trainings auf dem Programm stehen.
Wie geht es danach mit DTM und Super GT weiter?
Nächste Schritte durch weitere Events sollen folgen. „Vom nächsten Jahr an werden wir sehen, welches der nächste gute Schritt wäre. Wir sprechen darüber, wir überlegen, um zu sehen, was wir mit dem Erreichten machen können“, sagte DTM-Boss Gerhard Berger.
Eine Möglichkeit: Eigene Events mit einer eigenen kleinen „Meisterschaft“ etablieren. „Das finale Ziel muss es sein, mehr und mehr Rennen zusammen zu machen. Aber wir müssen es Schritt für Schritt machen, es ist langfristig angelegt“, so Berger.
Die entscheidende Frage: Wann steigt denn ein Japaner in die DTM ein? Was fehlt noch? „Der Wille der Japaner“, sagte Berger: „Es ist am Ende immer ein Budgetthema. Aber die Japaner sind immer sehr langsam, sie machen nie zwei Schritte auf einmal, immer nur einen nach dem anderen. Einen Einstieg sollte man daher eher für 2022 ins Auge fassen. Aber: Planen kann man das sowieso nur sehr schwer.“

Von

Andreas Reiners