Elektroautos als Mietwagen: Kosten, Laden, Leihwagen
Wann sich ein Elektroauto als Mietwagen lohnt

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Elektroautos gibt es auch als Mietwagen und im Carsharing: Immer mehr Autovermieter stocken ihren Fuhrpark mit batterieelektrischen Fahrzeugen auf. Was müssen Mieter von Elektroautos beachten?
Bild: Europcar
Inhaltsverzeichnis
- Diese handfesten Kostenvorteile bieten elektrische Mietwagen
- Was verlangt Sixt von Kunden, die Mietwagen privat laden?
- Warum hat Europcar weniger Elektro-Mietwagen, als geplant?
- Welchen Ladestand schreibt Hertz bei E-Auto-Rückgabe vor?
- Ab welchem Ladestand verlangt Share Now Strafgebühren?
- Wovor warnt Avis die Mieter von elektrischen Leihwagen?
- Alamo und Enterprise erlauben das Notladen je nach Fahrzeugtyp
- Warum ist das Laden für Starcar-Kunden besonders bequem?
Die Elektromobilität hält auch im Mietwagengeschäft Einzug: Sixt und Co statten ihre Fuhrparks vermehrt mit batterieelektrischen Autos aus. Haben Kunden überhaupt noch die Wahl, welchen Antrieb sie beim Mietbeginn erhalten? Und wie ist – analog zur früheren Tankregelung bei der Fahrzeugrückgabe – die Laderegelung? AUTO BILD klärt die wichtigsten Fragen zum Thema E-Mietwagen!
Wer ein Elektroauto mietet, steht vor neuen Herausforderungen: Im Vergleich zum Tanken dauert das Laden zumeist lang, auch sind Ladepunkte nicht im gleichen Maß vorhanden wie Zapfsäulen. Wer also keine Routine hat, muss die Tour mit einem elektrischen Mietwagen sehr sorgfältig planen, vor allem bei Langstrecken und im Urlaub.
Außerdem ist es empfehlenswert, die Lade-Policy der Autovermieter vor der Abfahrt gründlich zu studieren. So erlauben nicht alle Vermieter von Elektro-Mietwagen, dass die Kunden ihr Mietfahrzeug an einer Netzsteckdose oder an der heimischen Wallbox aufladen. Auch die Vorschriften zur Rückgabe eines Leihwagens mit Elektroantrieb unterscheiden sich von der Tankregelung bei Mietautos mit Verbrenner. Eingebürgert hat sich die 80-80-Laderegelung, die besagt: Bei Übergabe muss der Akku mindestens 80 Prozent Füllstand haben, sonst wird nachberechnet.
Andererseits bieten elektrische Mietwagen bei Urlaubsfahrten gegenüber Leihwagen mit Verbrenner auch Vorteile: In vielen Ländern ist damit die Zufahrt besonders geschützter Innenstädte erlaubt, wo Benziner oder Diesel draußenbleiben müssen. Außerdem ist das private Laden zumeist erlaubt. Auch machen die automatisch geschalteten E-Autos das Fahren in unbekanntem Terrain sicherlich auch leichter als konventionell geschaltete Verbrenner.
Deutschlands größter Autovermieter Sixt hat 2022 ein Nachhaltigkeitsprogramm vorgestellt, in dem die Elektrifizierung der Mietwagenflotte eine wichtige Rolle spielt. Im Jahr 2019 war nur ein Prozent der Sixt-Leihwagen elektrisch, aktuell sind es bereits rund zehn Prozent. Bis 2030 sollen es 70 bis 90 Prozent sein. Dann kann es vorkommen, dass Kunden zu bestimmten Zeiten nicht mehr die Wahl zwischen Verbrennern und Elektroautos als Mietwagen haben.
Sixt-Mietwagen sind grundsätzlich mit Typ-2-Ladekabeln und auch Schukosteckern ausgestattet. Kunden dürfen einen Sixt-Elektromietwagen an privaten Netzsteckdosen und an der Wallbox aufladen. "In jedem Fall müssen die in unseren Allgemeinen Geschäftsbedingungen festgehaltenen Regelungen berücksichtigt werden", sagt ein Sixt-Sprecher. Das Reglement sieht unter anderem vor, dass das Ladekabel mit einem CE-Kennzeichen zertifiziert ist. Außerdem muss das Kabel sowohl für das Fahrzeug als auch für die Ladesäule zugelassen sein, und es darf keine Beschädigung aufweisen.

Sixt hat den Ausbau der Elektroauto-Flotte in seine Nachhaltigkeitsstrategie aufgenommen.
Bild: Sixt
Die Laderegelung zur Rückgabe sieht vor, dass Mieter den elektrischen Leihwagen mit mindestens 80 Prozent Ladestand zurückgeben. Sollte dies unterbleiben, sind vorläufig keine Strafgebühren vorgesehen. "Derzeit bauen wir eine eigene Ladeinfrastruktur an unseren Stationen auf, sodass wir Fahrzeuge, die nicht mit ausreichendem Akkustand zurückgegeben werden, für unsere Kunden aufladen können." Die Strompreise an diesem Sixt-Ladenetz orientieren sich an den Preisen für öffentliches Laden.
Wer mit einem Elektro-Mietwagen liegenbleibt, der zahlt Gebühren in unterschiedlicher Höhe. Der Sixt-Sprecher: "Eventuell entstehende Gebühren richten sich nach verschiedenen Faktoren, beispielweise nach dem gebuchten Paket, und lassen sich nicht pauschal angeben."
Der Vermieter Europcar hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil an Elektro-Mietwagen in seinem Fuhrpark bis 2024 auf 20 Prozent zu erhöhen. Das betrifft rein elektrische Leihautos wie auch Plug-in-Hybride. Auch die Ladeinfrastruktur an den Mietwagenstationen wird hierfür ausgebaut. Doch auch Europcar leidet an den langen Lieferzeiten für Elektroautos: "Das Angebot ist derzeit sowohl im Corporate- als auch im Endkunden-Bereich noch limitiert, da wir an den Produktionskapazitäten der Hersteller hängen und schlichtweg nicht so viele Elektrofahrzeuge bekommen, wie wir gerne hätten", so eine Europcar-Sprecherin.
Mittelfristig werden Europcar-Kunden weiterhin die Wahl zwischen Verbrenner- oder Elektro-Mietwagen haben. "Insbesondere in der Fläche werden wir unseren Kunden auf absehbare Zeit auch noch Verbrenner anbieten." Eine Herausforderung in ländlichen Gebieten sei die fehlende Ladeinfrastruktur, die eine Nutzung von reinen Elektroautos schlichtweg noch nicht bzw. schwer möglich mache. Europcar investiert selbst in Lademöglichkeiten und arbeitet mit anderen zusammen.
Europar gewährt Mietern von Elektroautos alle Freiheiten beim Laden: Sie dürfen den Stromspeicher mit dem eigenen Ladekabel (sofern vorhanden), an einer privaten Wallbox und auch an der eigenen Schuko-Steckdose füllen. Bei Übernahme hat der Akku eines Europcar-Elektro-Mietwagens grundsätzlich 80 Prozent Füllstand, das sollte er auch bei Rückgabe aufweisen. Doch wenn der Ladestand geringer ist, berechnet Europcar vorerst keine Extra-Gebühren. Bleibt man unterwegs mit leerem Akku liegen, wertet der Vermieter das als Panne und berechnet pauschal 70 Euro zuzüglich Abschleppkosten.
Das US-Unternehmen Hertz unterhält schon heute eine der größten Elektroauto-Mietwagenflotten, weiterer Ausbau ist beschlossen. Wann die letzten Verbrenner ausscheiden, steht aber noch nicht fest. Wer bei Hertz ein Elektroauto mietet, erhält mit dem Fahrzeug auch ein Ladekabel Typ 2 und/oder ein Netzladekabel, mit dem Kunden an einer Netzsteckdose laden dürfen. Auch das Laden an der privaten Wallbox erlaubt Hertz. Ein eigenes Kabel zu verwenden, ist indes nicht erwünscht (hingegen auch nicht ausdrücklich verboten).

Bei den meisten Autovermietern ist das Laden an der privaten Wallbox erlaubt.
Bild: Sixt
Bei der Rückgabe müssen elektrische Hertz-Mietwagen mindestens 75 Prozent Ladestand haben. "Erfolgt die Rückgabe des Elektrofahrzeugs mit einem niedrigeren Ladestand, fallen Aufladegebühren an", so ein Hertz-Sprecher. Der Vermieter stellt mit "Hertz Charging" eine eigene Ladelösung für Kunden bereit. Es ist das gelabelte Shell-Ladenetzwerk Shell Recharge, das über einen Token, der dem elektrischen Mietauto beigelegt ist, zugänglich gemacht wird. Die Abrechnung erfolgt nach Rückgabe.
Bleibt ein Mieter mit leerem Akku liegen, fallen laut Hertz besondere Gebühren an: Das können Aufladegebühren, Kosten der Rückführung und natürlich Gebühren für die Behebung von Schäden oder Strafmandaten sein.
Das Carsharing-Netzwerk Share Now wurde von Daimler und BMW gegründet und gehört seit Mai 2023 zum Stellantis-Autokonzern. Zurzeit existieren in 16 Städen Europas Mietwagenflotten, die nach dem Free-Floating-Prinzip eingesetzt werden. Heißt: Innerhalb eines definierten Geschäftsgebiets kann man das Carsharing-Auto an nahezu jedem öffentlichen Parkplatz kostenlos abstellen.
Aktuell betreibt Share Now rund 10.000 Mietwagen, davon rund ein Drittel Elektroautos. In Amsterdam, Madrid, Paris und Stuttgart sind es ausschließlich E-Autos. Für das Laden der elektrischen Carsharing-Autos müssen Mieter grundsätzlich nichts zahlen. Doch das Laden des Share-Now-Elektroautos an einer Netzsteckdose oder an der privaten Wallbox ist verboten.
Unterhalb eines Ladestands von zehn Prozent bei Rückgabe müssen die Share-Now-Elektroautos an einer Ladestation geparkt und geladen werden. Wo die nächste zugelassene Ladestation steht, erfahren die Kunden aus der Smartphone-App von Share Now. Wer ein Carsharing-Elektroauto mit weniger als zehn Prozent Akkustand einfach abstellt, zahlt eine Strafgebühr von 50 Euro. Bleibt man mit leerem Akku stehen, wird zusätzlich die Abschlepprechnung fällig.

Avis weist ausdrücklich darauf hin, dass vor dem Laden die Betriebsanweisung des jeweiligen Herstellers studiert werden soll.
Bild: Photography taken by Mario Gutiérrez.
Der Autovermieter Avis hat in seinen elektrischen Mietfahrzeugen standardmäßig Typ-2-Ladekabel an Bord. Damit ist das Laden an nahezu allen öffentlichen Ladestationen möglich. Und auch privat: "Die Kunden dürfen den batterieelektrischen Mietwagen an ihrer eigenen Wallbox aufladen", teilt Avis mit.
Auch das sogenannte Notladen an einer Schukosteckdose ist nicht grundsätzlich verboten. Doch "wir empfehlen Kunden nicht, batteriebetriebene Elektroautos an einer Haushaltssteckdose aufzuladen, da eine längere Belastung einer klassischen Steckdose zu Überhitzung und Kabelbrand führen kann", so ein Avis-Sprecher. Die Haftung übernimmt der Vermieter selbstverständlich nicht: Mit der Unterzeichnung des Mietvertrags verpflichtet sich der Kunde, die vom Hersteller zur Verfügung gestellte Bedienungsanleitung zu lesen und die darin enthaltenen Anweisungen zu befolgen.
Enterprise Holdings bietet in Europa Mietwagen unter den Marken Alamo und Enterprise an. Darunter sind bereits mehrere Tausend Elektro-Leihwagen. "Wir steigern die Anzahl an Elektroautos kontinuierlich", teilt eine Enterprise-Sprecherin mit. Standardmäßig sind die Elektroautos mit den Ladekabeln der jeweiligen Hersteller ausgestattet, teilt das Unternehmen mit - also zumeist Typ-3-Stecker für Wechselstrom-Ladesäulen. Da einige Modelle auch Adapter für Schukosteckdosen mitgeben, ist das Laden an Netzsteckdosen mit diesen jeweiligen Autos ausdrücklich gestattet. Auch das Aufladen an der privaten Wallbox ist erlaubt.
Die Laderegelung bei Enterprise Holdings verlangt, dass Elektroauto mit dem gleichen Füllstand hereinkommen, wie sie an die Kunden übergeben wurden. Liegt der Akkustand niedriger als bei Übernahme des Mietwagen, wird kostenpflichtig nachgeladen und zusätzlich eine Servicegebühr aufgeschlagen. Wer mit leerem Akku liegen bleibt, der zahlt die pauschale Pannengebühr.
Starcar ist ein mittelständischer Autovermieter aus Hamburg, der in den vergangenen Jahren stark expandiert ist; inzwischen werden an 60 eigenen und 500 Parterstationen Autos aller Antriebsarten vermietet. "Unsere Kunden haben schon seit vielen Jahren die Wahl, ob sie lieber einen elektrischen, einen hybriden oder einen thermischen Motor wählen", sagt Christian Krause, Prokurist von Starcar.

In den kommenden Jahren werden immer mehr Mietwagen mit Elektroantrieb in die Flotten gelangen.
Bild: Oliver Brenneisen / AUTO BILD
Wer einen Elektro-Mietwagen von Starcar leiht, hat die Wahl zwischen langsamem oder CCS-Schnellladen. Geladen werden darf ausdrücklich auch an eigenen Wallboxen oder Schuko-Steckdosen. Krause: "Natürlich dürfen unsere Kunden auch die hauseigegen Lademöglichkeiten nutzen." Doch "noch bequemer" sei der Ladevorgang per App.
Starcar kooperiert hier mit dem Dienstleister Elvah: Mieter installieren dessen App auf ihrem Smartphone, identifizieren sich bzw. den Mietwagen und laden anschließend bargeldlos zum Einheitstarif. Bezahlt wird später über die Mietwagenrechnung. Derzeit berechnet Starcar zwischen 11 Cent (BMW i3, Renault Zoe) und 14 Cent (BMW iX, Tesla Model Y) pro Kilometer. Wer mit leerem Auto liegen bleibt, muss keine Strafgebühr fürchten. Es werden lediglich die Abschleppkosten berechnet, sagt Krause.
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