Trotz früherer Negativschlagzeilen: Erdgasautos sind in puncto Material und Sicherheit äußerst zuverlässig. Ein TÜV-Experte erklärt, wie CNG-Fahrzeuge geprüft werden.
Sind Erdgasautos überhaupt sicher? Diese Frage steht stets im Raum, wenn es um die Suche nach einer Alternative zu Benzinern oder Dieseln geht. Im Hinterkopf bei Autos mit CNG (Compressed Natural Gas): Unglücke mit Erdgasfahrzeugen aus der Vergangenheit wie zwei explodierte VW Touran (2012 und 2016) oder ein zerborstener Audi A3 g-tron Heiligabend 2018. Aufsehen erregten vor allem die Reaktionen darauf – so empfahlen viele große Tankstellenketten ihren Pächtern die Schließung ihrer CNG-Säulen. Dabei gab es bei allen Vorkommnissen Vorgeschichten wie ignorierte Rückrufe oder die unzureichende Nachprüfung eines Unfallschadens. Längst gelten Erdgasfahrzeuge, ob werksseitig ausgestattet oder nachgerüstet, als nicht gefährlicher als Benzin- oder Elektroautos – im Gegenteil (hier finden Sie alle Infos zu gebrauchten Erdgasautos als Diesel-Alternative).
Erdgasfahrzeuge unterliegen sogar gesonderten Vorschriften
Der Tankvorgang dauert bei Erdgasfahrezugen in etwa so lange wie bei einem Benzin- oder Dieselauto.
"Grundsätzlich gibt es die Vorgabe, dass die Betriebssicherheit des Fahrzeugs sich durch den Verbau einer Erdgasanlage nicht verschlechtern darf", erklärt Thorsten Rechtien, Sachverständiger vom TÜV Rheinland. Erdgasfahrzeuge unterliegen sogar gesonderten Vorschriften bei der Überwachung: "Nach dem Einbau einer derartigen Anlage muss eine sogenannte Gassystemeinbauprüfung durch eine anerkannte Kfz-Werkstatt oder den TÜV durchgeführt werden", sagt Diplom-Ingenieur Rechtien. Im weiteren Verlauf unterliegen die Gasanlagen regelmäßigen Gaswiederholungsprüfungen (GWP), meist zusammen mit der Hauptuntersuchung (HU) des Fahrzeugs. "Darüber hinaus muss nach jeder Reparatur oder nach einem Unfall eine erneute Gasanlagenprüfung durchgeführt werden", so der TÜV-Experte. Bestandteile der Gasanlagenprüfungen sind die Sicht-, die Funktion- und die Dichtheitsprüfung. Es gelten diverse Richtlinien und Vorschriften, wobei die europäische Verordnung ECE R 110 Grundlage für die Typgenehmigung von serienmäßigen CNG-Herstellerfahrzeugen und die Genehmigung der speziellen Bauteile allgemein ist. Die Komponenten müssen laut Rechtien so verbaut sein, dass eine Kontrolle leicht möglich ist. "In der Realität sind der Bauraum und die möglichen Anbringungsstellen für die Komponenten teilweise stark begrenzt. Hier müssen bei der Prüfung manchmal Hilfsmittel wie Spiegel oder Ähnliches zu Hilfe genommen werden", berichtet der TÜV-Gutachter.
Bodenfreiheit darf nicht beeinflusst werden
Beim Skoda Octavia G-Tec sitzen die CNG-Behälter unterm Kofferraum und an der Hinterachse.
Während es bei den Stahltanks der zurückgerufenen VW damals Korrosionsprobleme gab, sind die Behälter heutzutage überwiegend aus modernem Material: einer Polyamid-Innenschicht, einer Glasfaser-/Kohlefaser-Schicht aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) und einer äußeren Glasfaserschicht. Standort der oder des Behälters ist meist der Unterboden des Erdgasfahrzeugs oder die Reserveradmulde. Grundsätzlich müssen alle Komponenten so verbaut und angeordnet sein, dass sie ausreichend geschützt sind vor äußerer Einwirkung wie zum Beispiel Hitze, Steinschlag oder anderweitige Beschädigung. Heißt: "Die Bodenfreiheit beziehungsweise die ursprünglichen Überfahrwinkel des Fahrzeugs dürfen durch den Verbau der Gasanlage nicht negativ beeinflusst werden", so Rechtien. Das CNG wird mit einem Druck von 200 bar verfüllt, der oder die Druckgasbehälter müssen laut TÜV-Vorschrift 600 bar standhalten. Im Notfall sorgt ein Sicherheitsventil dafür, dass das Erdgas kontrolliert abgelassen wird.
AUTO BILD zeigt alle in Deutschland erhältlichen Erdgasautos. Es geht los mit dem Skoda Scala G-Tec; Marktstart 2020: Leistung (PS) 90. Weitere Daten liegen aktuell nicht vor, da der Scala offiziell noch nicht homologiert ist.
Bild: Skoda
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Audi A3 Sportback 30 g-tron: Leistung (PS) 131; kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 3,5; CO2-Emission (g/km) 96-95; Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP-EVAP; Preis: ab 30.600 Euro.
Bild: Audi AG
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Audi A5 Sportback 40 g-tron: Leistung (PS) 170; kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 4,1-3,8; CO2-Emission (g/km) 111-104; Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP-EVAP; Preis: ab 43.100 Euro.
Bild: Audi AG
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Fiat Panda 0.9 8V TwinAir Natural Power: Leistung (PS) 70 (im Benzinbetrieb: 80); kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 3,6; CO2-Emission (g/km) 97; Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP; Preis: ab 14.640 Euro.
Bild: Toni Bader
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Fiat Qubo 1.4 8V Natural Power: Leistung (PS) 70 (im Benzinbetrieb: 77); kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 3,1; CO2-Emission (g/km) 139; Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP; Preis: ab 16.210 Euro.
Bild: Werk
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Fiat Doblo 1.4 16V T-Jet Natural Power: Leistung (PS) 120; kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 6,0; CO2-Emission (g/km) 164; Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP; Preis: ab 22.610 Euro.
Bild: Werk
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Fiat Ducato 140 Natural Power: Leistung (PS) 136; kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 11; CO2-Emission (g/km) 234; Schadstoffklasse Euro 6; Preis: ab 43.851 Euro.
Bild: Werk
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Fiat Fiorino 1.4 Natural Power: Leistung (PS) 70; kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 5,0; CO2-Emission (g/km) 137; Schadstoffklasse Euro 6; Preis: ab 16.410 Euro (Kastenwagen), 17.707 Euro (Pkw Kombi).
Bild: Fiat Group
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Iveco Daily: Leistung (PS) 136; kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 8,9; CO2-Emission (g/km) 222; Schadstoffklasse Euro 6; Preis: ab 51.622 Euro.
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Seat Ibiza 1.0 TGI: Leistung (PS) 90; kombinierter CNG-Verbrauch (kg/100 km) 3,3; CO2-Emission (g/km) 92; Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP-EVAP; Preis: ab 17.510 Euro.