Die Zeiten, als die Essen Motor Show aus allen Nähten platzte, sind vorbei. Wirtschaftskrise und konsequente Selektion haben die Reihen der Aussteller gelichtet. Das schafft Platz in den Messehallen und lässt die eine oder andere Tuning-Perle noch ein wenig heller Strahlen. Das gilt natürlich auch für die großen Autobauer, die ihre Zelte in Halle drei aufgeschlagen haben – mit einem gehörigen Stück Abstand zu den wildesten Kreationen der einschlägigen Tuner. VW, Audi, Skoda, Mitsubishi und Abarth trotzen dem allgemeinen Trend zum Messe-Ausstieg und zeigen feine Werks-Updates. Bei Volkswagen dreht sich natürlich alles um den sportlichen Neuzugang Scirocco, der als auf 100 Exemplare limitierte "Collectors Edition" zu sehen ist. Die Lackierung in "Oryx White", eine exklusive weiße Leder-Ausstattung in "Berry White" sowie spezielle, dem Editionsmodell vorbehaltene 19-Zoll-Leichtmetallräder mit polierter Oberfläche machen Eindruck und wecken Begehrlichkeiten – laut Volkswagen sind bereits 80 der 100 Sammler-Scirocco verkauft.

Was bei Audi, VW oder Skoda steht, ist vor allem serientauglich

Essen Motor Show 2008
Freundlich kucken kann der Lancer von Mitsubihi seit dem letzen Facelift nicht mehr. Das soll der aggressive Look auch bewirken.
Ein Stände weiter steht übrigens noch ein Scirocco, den die Wolfsburger für die Essen Motor Show rausgeputz haben. Er gehört zum Messestand von Spielehersteller Electronic Arts und ist ein mobiler Werbeträger für das neue Rennspiel Need for Speed Undercover. Vollgestopft mit jeder Menge Unterhaltungselektronik und dekoriert mit feinsten Airbrush-Details trifft die vierrädrige Spielkonsole genau den Geschmack der Messebesucher. Konzerntochter Skoda lässt die Sache deutlich bodenständiger angehen und zeigt im Ruhrpott mit dem Octavia RS+-Konzept, wohin die Zubehör-Reise geht. Sportlich-tiefe Schürzen, schwarze Alus, mehrfarbiges Leder im Cockpit und rund 200 PS sind ziemlich schick – und ziemlich serientauglich.

Abarth hat zum ersten Mal einen Stand auf der Essen Motor Show gebucht

Essen Motor Show 2008
Klein, fein, rot: Mit ein bisschen Zubehör aus dem Skoda-Regal wird auch der Skoda Fabia ein kleiner Schönling.
Nicht weit entfernt halten die Esseesse-Versionen von Abarth 500 und Abarth Grande Punto ihre dicken Backen ins Scheinwerferlicht. Es ist das erste Mal, dass die Marke mit dem Skorpion ihre Zelte in Essen aufschlägt. Der Grund ist klar: Wer sich auf der Motor Show tummelt, passt auch ins Raster der Abarth-Händler. Star im Skorpion-Gehege ist der Cinquecento Abarth esseesse , dessen Fahrleistungen die Italiener bis zur Motor Show unter Verschluss gehalten haben. Nicht ohne Grund. Die 160 PS und 230 Newtonmeter Drehmoment, die unter der knubbelrunden Motorhaube des 500er Stellung bezogen haben, katapultieren den Giftzwerg in 7,4 Sekunden auf Tempo 100. Maximal sind 211 km/h drin.

Über 500 PS für den R8 GT3

Ein paar Meter weiter versucht Mitsubishi der Untergangsstimmung zu trotzen. Neben dem neuen Lancer, der in Essen seine sportliche Ralliart-Garderobe (240 PS) zeigt, ist es vor allem der frisch überarbeitete Colt , der bei den Tuning-Fans punkten soll. Darüber muss sich Audi wenig Gedanken machen. So ein 580 PS starker RS6 auf dem Messestand macht immer Eindruck – auch ohne viel Tuning-Brimborium. Heißestes Eisen im Feuer der vier Ringe ist aber der über 500 PS starke R8 GT3 , mit dem die Ingolstädter ab 2009 den Kunden-Rennsport aufmischen wollen. Weil das GT3-Reglement keinen Allradantrieb zulässt, verfügt der Audi R8 über den bei GT-Fahrzeugen typischen Heckantrieb. Die Kraftübertragung erfolgt über ein neu entwickeltes, sequenzielles Sechsgang-Sportgetriebe. Beim Fahrwerk kommen fast ausschließlich Komponenten aus der Serie zum Einsatz.

Von

Jochen Knecht