Die Faszination kommt an der Zapfsäule. Einmal Volltanken für 17 Euro. Ja, richtig gelesen: 17 Euro. Ohne Rechenfehler, und es steht auch kein Mofa an der Tankstelle. Stattdessen ein Opel Zafira mit sieben Sitzen. Es könnte aber auch ein VW Touran sein, ein VW Caddy, eine Mercedes B-Klasse oder ein Ford C-Max. Alle Vans verbindet, dass sie statt Super den günstigeren Kraftstoff Erdgas in den Tank packen. Der kostet im Bundesdurchschnitt gerade 96 Cent. Umgerechnet auf Super, entspricht das einem Literpreis von 64 Cent. Diese Zahlen gehen runter wie Öl. Denn Diesel, Super und Super plus sowieso kosten deutlich mehr als das Doppelte. Oder andersherum gesagt: Erdgasfahrer tanken für weniger als die Hälfte. Da wundert es nicht, dass die noch vor ein paar Jahren kauzig-kleine Gemeinde mittlerweile auf 70.000 Mitglieder angewachsen ist. Und die kommen jetzt aus allen Ecken.
Gas geben ist grün, günstig und gesellschaftsfähig. Auf die steigende Nachfrage reagieren die Hersteller mit neuen Modellen. VW Passat TSI, Opel Zafira Turbo, Fiat Grande Punto sollen spätestens Anfang 2009 kommen. Alle geben Gas, nur das Tankstellennetz wächst zu langsam. Knapp 800 Zapfsäulen gibt es momentan in Deutschland, an der Autobahn fast keine. Weshalb ein Navigationsgerät unbedingt zur Serienausstattung gehören sollte. Hersteller wie TomTom verkaufen spezielle Erdgas-Suchgeräte. Damit die Begeisterung beim Tanken nicht auf der Strecke bleibt.

Die Heimwerker-Lösung: Ford C-Max 2.0 CNG

Test Vans mit Gasantrieb
Ja, gehen im Ford denn nie die Lichter aus? Beim Start in Hamburg brennen vier Tanklämpchen, 300 Kilometer weiter leuchten immer noch vier Dioden. Sapperlot, da stimmt doch was nicht! Auch ein C-Max fährt nicht nur mit Luft und Liebe. Laut den Instrumenten sind die Erdgastanks voll, in Wirklichkeit: leer. Gut, dass die Benzinanzeige zuverlässiger funktioniert. Das größte Problem des Kölner Kompakt-Vans ist nach wie vor, dass es sich beim Erdgasmodell um eine Nachrüstlösung handelt. Zwar fährt der 4,33 m lange Wagen deutlich besser als sein Vorgänger, aber noch immer sitzen die Tanks unglücklich unterhalb des Kofferraumbodens. Die schwitzen, geben Feuchtigkeit ab und bergen die Gefahr, dass aus dem allergiegetesteten Innenraum nach Jahren eine ungemütliche Schimmelbude wird.
Der Zweiliter ist eigentlich ein bewährter Benziner, der jedoch im Erdgasbetrieb mächtig an Leistung verliert. Beinahe 20 PS weniger, damit spurtet der Van in 13,4 statt 11,7 Sekunden auf Tempo 100. Trotzdem geht der C-Max besser als die gesamte Konkurrenz – mit Ausnahme der Mercedes B-Klasse. Trotz 824 Euro, die man jährlich an Spritkosten spart, gehört der Kölner nicht zu den Super-Knausern. 3410 Euro für die Umrüstung, 6,2 Kilogramm Gas auf 100 Kilometer – das spart unterm Strich gerade mal einen Cent pro Kilometer. Zu wenig.

Gut im Gas-Geschäft: VW Caddy

Spät reagieren, dann an die Spitze stürmen – typisch VW. Der Caddy ist Bestseller in der Gas-Branche. Das liegt auch an seinem verhältnismäßig günstigen Neupreis. 21.515 Euro kostet der zivile Kastenwagen mit dem kleinen EcoFuel-Schriftzug auf der Heckklappe – knapp 3000 Euro weniger als sein identisch motorisierter Bruder Touran. Allerdings läuft der leiser als der raubeinige Caddy, der beinahe wie ein Diesel nagelt – ein klares Indiz für schlechtere Dämmung. Außerdem federt er steifbeinig über Unebenheiten. Grund: Statt der aufwendigen Raumlenkerhinterachse wie im Touran hängen die Räder des Caddy an einer Starrachse.
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Die simple Konstruktion schafft aber wertvollen Platz für größere Gastanks. Mit 26 Kilogramm kommt der Kastenwagen auf eine Reichweite von 400 Kilometern nur mit Gas – 110 Kilometer weiter als der Touran. Und auch beim Platzangebot im Innenraum ist er über jeden Zweifel erhaben. In den Kofferraum passen knapp drei Kubikmeter Ladegut. Klingt nach dem perfekten Handwerkerwagen, wäre da nicht der zu lange Bremsweg: 41,1 Meter.

Der spart richtig, aber langsam: Opel Zafira 1.6 CNG

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Ausgerechnet einen Blitz trägt der Zafira als Markenemblem... Aberkannt gehört der! Eine Schnecke wäre passender. Wer mit dem Opel Geld sparen möchte, braucht Engelsgeduld. Fast 19 Sekunden vergehen, bis der Siebensitzer die Tempo-100-Marke knackt. Und im Benzinbetrieb dauert es noch mal eine Sekunde länger. Dabei ist das Fahrzeugkonzept noch nach Jahren überzeugend. Opel optimierte sein Modell konsequent auf Erdgas. Mit großen CNG-Tank (21 Kilo) und kleinem Benzintank (14 Liter) fährt der Familienvan 550 Kilometer weit. Und verbrennt dabei gerade mal 5,4 Kilo Erdgas im Schnitt. Jeder Kilometer kostet sechs Cent weniger als beim vergleichbaren Benziner. So überholt der Zafira die deutlich flottere Konkurrenz nicht nur bei den Kosten, sondern auch beim Füllen der Tanks. Die liegen beim Opel platzsparend unterm Wagenboden, weshalb die Insassen keinen Raum verlieren. Bis auf das Klicken des Magnetventils beim Öffnen und Schließen der Gasflaschen, bekommt der Fahrer vom CNG-Betrieb nichts mit. Zwischen den Kraftstoffsorten wählt der Fahrer per Taste. Die sitzt dort, wo sonst der Sport-Knopf des anpassungsfähigen IDS-Plus-Fahrwerks auf Wunsch die Dämpfer strafft. Für den Erdgas-Van bietet Opel das aufpreispflichtige Extra nicht an. Wäre auch ein Witz...

Der füllt die Familienkasse: VW Touran 2.0 EcoFuel

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Selbst Menschen, die den Touran ablehnen, werden ihn nach dieser Rechnung lieben: Als EcoFuel spart er 1083 Euro Spritkosten im Jahr. Und das, ohne einen wirklichen Pferdefuß an anderer Stelle in Kauf nehmen zu müssen. Natürlich gehen Erdgas-Fahrer mit 24.350 Euro für den Kauf erst einmal in Vorleistung. Die Differenz zum vergleichbaren Familienvan mit 1,6-Liter-Benzinmotor beträgt glatt 3000 Euro. Dafür bekommen CNG-Fahrer (Compressed Natural Gas) eine hochsichere Anlage mit Tankflaschen, die 18 Kilo Erdgas fassen. Super führt der Touran nur als 13-Liter-Reserve zum Starten des Motors mit. Eventuell noch, um den Weg zur nächsten Erdgastankstelle zu überbrücken. Einen Schalter, der die Wahl zwischen den Kraftstoffarten offen lässt, gibt es nicht. Warum auch? Beim VW läuft alles der Reihe nach: erst das günstige Erdgas verbrennen, dann den teuren Sprit. Das macht Sinn. Mit beiden Kraftstoffen zusammen kommt der Touran circa 450 Kilometer weit, die er souverän absolviert – mit angenehmer Lenkung, leichtgängiger Schaltung und straffem Fahrwerk. Der 109-PS-Benziner stammt noch aus der Zwei-Ventiler-Ära. Er läuft vergleichsweise rau. Einschränkungen im Kofferraum durch die Gasanlage? Fehlanzeige! Selbst eine dritte Sitzreihe ist erhältlich, darf aber in der EcoFuel-Version nur mit 35 Kilo je Platz belastet werden.

Nicht nur für clevere Taxifahrer:  Mercedes B 170 NGT

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Von dem haben Taxifahrer geträumt. Spritpreise halbiert, Fahrpreise stabil – so verdoppeln sich im Handumdrehen die Gewinne. Aber nicht nur Droschkenkutscher fahren mit der B-Klasse ausgezeichnet. Nachdem die Stuttgarter eine perfekte Erdgas-E-Klasse auf dem Markt etabliert haben, setzten sie nun ihr Wissen im B-Modell um. Die Gasflaschen hängen sicher unter dem Wagen, der Benzintank ist mit 54 Litern normal groß. So gehört der Kompaktvan zu den sogenannten bivalenten Fahrzeugen. Das hat den Vorteil, dass die Tanks zusammen für eine Tour durch ganz Deutschland reichen. Nur: Wer will schon mit teurem Super fahren, wenn er Erdgas tanken kann? Sonst setzte Mercedes das Thema perfekt um. Im Bordcomputer wählt der Fahrer die Betriebsart, im Gas-Modus leuchtet im Drehzahlmesser ein dezenter grüner Schriftzug. Während Konkurrenten wie Ford C-Max im Gas-Betrieb an Kraft verlieren, bleibt die Leistung des Mercedes stabil. Nach Werksangaben soll der kompakte Van in beiden Betriebsarten gleich schnell beschleunigen, gemessen fuhr er mit Benzin schneller. Was auch an der Erdgasqualität gelegen haben kann.

Fazit von AUTO BILD-Redakteurin Margret Hucko

Wenn schon Van, dann einer mit Erdgas. Der beste Grund dafür: Volltanken zum Preis einer Super-Sonderwäsche. Besonders sinnvoll sind monovalente Fahrzeuge mit großem Erdgas- und kleinem Benzintank wie Zafira, Touran und Caddy. Alle drei fahren günstig, aber mehr oder weniger spaßbefreit. Deshalb gewinnt die B-Klasse. Unterschiede zwischen Benzin und CNG-Betrieb sind bei ihr kaum spürbar. So gibt man gern Gas.

Von

Margret Hucko