Neue Punktewertung bei AUTO BILD

Trends kommen und gehen. Das gilt in der Modebranche wie in der Automobilwelt. Doch so wie das kleine Schwarze oder ein Smoking nie unmodern werden, hat auch die trag- und bezahlbare Automode immer Saison.

Die Rede ist von den echten Volkswagen, den eigentlichen Stars der Szene. Um sie soll es in diesem Vergleich gehen. Zehn Kompakte mit 1,6-Liter-Benzinmotoren und rund 110 PS treten an. Als jüngster Neuzugang stellt sich der Ford Focus seinen Gegnern aus Deutschland, Frankreich, Tschechien, Japan und Korea.

Erneuert wurde auch die Punktewertung von AUTO BILD. Das Platzangebot fällt künftig weniger schwer ins Gewicht. Als Ausgleich wird zusätzlich die Grundfläche bewertet. Denn wer auf kleinem Raum große Freiheiten schafft, muß dafür belohnt werden. Ganz einfach sowie logisch und fair. Und damit Sie bei der Vielzahl der Modelle und Disziplinen auch den Überblick behalten, arbeiten wir jede Rubrik an jedem Auto einzeln ab.

Platzangebot, Kofferraum, Grundfläche

Platzangebot, Kofferraum, Grundfläche

Ford Focus Der Kölner macht sich nicht nur lang (4,34 Meter), sondern auch ganz schön breit (1,84 m), bietet vorn wie hinten viel Bewegungsfreiheit. Nachteil: Die Grundfläche fällt doch ziemlich üppig aus, das macht die Parkplatzsuche in der City nicht immer leicht. Einkaufen dagegen schon, denn der Kofferraum schluckt reichlich (385 Liter).

Honda Civic Beim Honda scheint Schmalhans Küchenmeister zu sein. Für Spitzenwerte beim Platzangebot fehlt dem Civic die Breite, nur der Corolla macht sich noch fünf Millimeter dünner. Immerhin lassen sich im Fond entspannt die Beine strecken, verlieren enge Parklücken ein wenig den Schrecken. Und fürs Gepäck bleibt auch genug Raum.

Kia Cerato Zaubern können die koreanischen Preiskrieger nicht, das belegt ein Blick in den Cerato. Obwohl mit 4,34 Metern alles andere als kleinwüchsig, fällt das Platzangebot mäßig aus. Im Fond finden lange Beine wenig Luft, stoßen die Knie an die Vordersitze. Zudem liegt der Kofferraum eher auf Kleinwagen-Niveau.

Mazda3 Den flotten Mazda kann man getrost als Mogelpackung bezeichnen. Außen fast so lang wie die Mittelklasse (4,42 m), gibt es innen nicht mehr Platz als im 22 Zentimeter kürzeren 307. Im Klartext: Fahrer sitzen gut, die zweite Reihe kneift, und Parkplätze werden seltener. Auch der Kofferraum bleibt mit 300 Litern recht dürftig bemessen.

Opel Astra Der Astra gehört nicht gerade zu den Raumwundern in seiner Klasse, kneift aber auch nicht. Dazu spendiert Opel einen großzügig dimensionierten Kofferraum (380 bis 1300 Liter). Das alles, ohne die Grenzen der Kompaktklasse zu sprengen. Einzig die verhältnismäßig schmale Ladeöffnung und die hohe Ladekante stören.

Peugeot 307 Was schon fast wie ein Van aussieht, bietet innen auch vernünftige Platzverhältnisse – zumindest vorn. Hinten geht es da schon kuscheliger zu. Wenigstens bescheiden sich die Franzosen bei Länge und Breite auf durchaus kompakte Maße. Die leider auch der Kofferraum nicht übertrifft: 341 Liter sind knapp ausreichend.

Renault Mégane Auch der zweite Franzose bringt auf kompakten Außenmaßen ein vernünftiges Raumangebot zustande. Vorn ist er etwas enger geschnitten als der 307, hinten geht es dafür luftiger zu. Beim Gepäck kostet das extravagante Heckdesign Platz: 330 Liter erfordern schon ein gewisses Talent beim Packen.

Skoda Octavia Obwohl mit 4,57 Metern der längste Wagen in diesem Test, bietet der Octavia zwar ein gutes, aber keinesfalls überragendes Platzangebot. Beim Kofferraum bleibt der Skoda dagegen der unumstrittende König: 560 Liter lassen sich nicht toppen, nicht mal von einem Audi A6.

Toyota Corolla Das kürzeste und schmalste Auto im Vergleich beansprucht natürlich am wenigsten Fläche, bietet aber auch den geringsten Platz. Selbst der Kofferraum des Corolla bleibt mit 289 Litern bescheiden. Hier würde etwas Wachstum nicht schaden.

VW Golf Vom Format absolut kein Riese, nutzt der Golf dennoch den vorhandenen Raum am besten. Vorn wie hinten lädt er zum entspannten Lümmeln ein. Da muß der Kofferraum mit 350 Litern etwas zurückstecken.

Zuladung, Anhängelast, Variabilität

Zuladung, Anhängelast, Variabilität

Ford Focus Das mühelose Ein- und Ausräumen des Laderaums erschweren die hohe Ladekante und der Absatz bei umgelegten Fondsitzen (Bank und Lehne geteilt). Dafür spendiert Ford eine große Klappe, die ausreichend hoch öffnet und mit 1,10 Metern die breiteste Ladeöffnung aufweist. Der Lade-Lust steht da nur die wenig berauschende Zuladung von 430 Kilo entgegen. Nur Honda und Renault laden noch weniger.

Honda Civic Lehne und Bank der zweiten Reihe klappen getrennt, die äußeren Kopfstützen stören aber beim Umlegen, und es bleibt eine Stufe im Boden. Geradezu lächerlich: 385 Kilo Zuladung.

Kia Cerato Die Zuladung fällt mit 458 Kilo nicht wirklich üppig aus – doch viel paßt in den kleinen Kofferraum eh nicht rein. Daran ändert auch das Umlegen der Fondsitze (Bank/Lehne geteilt) kaum etwas. Tröstlich, daß nach dem Klappen eine Ebene entsteht. Schade, daß vorher die Kopfstützen raus müssen.

Mazda3 Der weit vorstehende Stoßfänger stört beim Beladen ebenso wie die flach öffnende Heckklappe (1,78 m). Immerhin gibt es nach dem Umlegen der geteilten Lehne eine annähernd ebene Fläche. Und mit 485 Kilo Zuladung kann sich der 3er durchaus sehen lassen.

Opel Astra Nicht gerade vorbildlich, was der Astra in Sachen Variabilität vorzuweisen hat. Die Lehne klappt geteilt (40:20:40, beim Enjoy Serie, sonst 180 Euro, nicht für Basis), am Boden bleibt eine Stufe. Wer zusätzlich die Sitzpolster rausfummelt, erhält immerhin eine Ebene. Ohne besondere Vorkommnisse: die Tragfähigkeit des Opel. 475 Kilo sollten in den meisten Fällen wohl ausreichen.

Peugeot 307 Nicht gerade gewaltig, für Otto Normalfahrer aber wohl in Ordnung: 453 Kilo Zuladung. Die geteilt umlegbare Fondbank (inkl. Lehne) steigt leicht an. Wer die versenkbaren Kopfstützen nicht ausbaut, muß große Fahrer außerdem bitten, ein wenig vorzurücken.

Renault Mégane Wie schon der Stauraum, so zeigt sich auch die Zuladung knapp kalkuliert: 395 Kilo sind im Urlaub schnell zusammen. Die Lösung könnte ein Anhänger sein: Da darf der Mégane immerhin 1300 Kilo an den Haken nehmen. Für Sperrgut klappen die geteilten Fondsitze samt Kopfstützen, am Boden bleibt ein Absatz.

Skoda Octavia Nur die Lehne klappt, sogar ohne Ausbau der Kopfstützen. Leider bleibt aber eine Stufe – das können andere besser. Mehr schleppen kann dagegen keiner: 605 Kilo reichen auch für eine Sumo-Truppe.

Toyota Corolla Neben dem Mégane darf nur der Corolla 1300 Kilo ziehen, die Zuladung liegt mit 455 Kilo im Mittelfeld. Überdurchschnittlich dagegen die Variabilität: Lehne und Bank klappen geteilt, der Boden präsentiert sich anschließend völlig eben. Zwar müssen die Kopfstützen dazu abgenommen werden, doch für ein paar Liter Extrastauraum läßt sich auch das Sitzpolster ausbauen.

VW Golf Eine halbe Tonne darf der Golf schleppen – damit sollten Familien eigentlich auskommen. Bei der Variabilität müssen sie mit einer geteilten Lehne vorliebnehmen, die Bank bleibt starr. Zudem stören die Kopfstützen beim Umklappen, bleibt eine Stufe am Boden und fällt die Ladekante recht hoch aus – bitte nachbessern.

Fahrleistungen, Außen-/Innengeräusche

Fahrleistungen, Außen-/Innengeräusche

Ford Focus Eilige Erledigungen und Last-Minute-Besorgungen unterstützt der flotte Motor mit 115 PS. Unter elf Sekunden auf 100 km/h und, wenn es sein muß, Tempo 190 – kein Mensch muß wirklich schneller sein, Motorsportler mal ausgenommen. Der 1,6-Liter kommt mit dem kompakten Kölner ohne größere Mühen zurecht, die Geräuschkulisse bleibt noch im Rahmen. Seine Umwelt belästigt der Focus in diesem Vergleich sogar (mit) am geringsten – Außengeräusch 70 dB (A).

Honda Civic Abgesehen von der Endgeschwindigkeit gehört der Honda zu den schnellsten in diesem Kreis. Der 1,6-Liter mit 110 PS dreht munter hoch und läßt seinen Fahrer auch beim Überholen nicht im Stich. Ein Grund dafür: Mit 1245 Kilo leistet sich der Civic kein Übergewicht.

Kia Cerato 105 PS aus 1,6 Litern reichen dem Kia nur zu bescheidenen Fahrleistungen. Egal ob Ampelstart oder Zwischenspurt: Der Cerato fährt meist hinterher, müht sich zwar heftig knurrend, aber nicht sehr erfolgreich. Wenigstens aber bleibt die Lautstärke bei gemülicher Fahrt im erträglichen Rahmen.

Mazda3 Passend zur dynamischen Optik röhrt der 1,6-Liter fast schon ein bißchen heiser, erlaubt flottes Fahren und spontanes Spurten. Respekt, denn 105 PS sind in diesem Vergleich die Untergrenze. Akustisch bleibt der Vierzylinder unauffällig, das Außengeräusch liegt mit 70 dB (A) erfreulich niedrig.

Opel Astra Subjektiv wirkt der Blitz-Träger recht munter, die Zeitmessung offenbart aber sein leicht phlegmatisches Wesen schonungslos. Während der 1,6-Liter mit 105 PS und Twinport-Technik beim Zwischenspurt noch ganz gut mithält, verliert er beim Sprint bis Tempo 100 sogar auf den Kia noch ein Zehntel. Dazu brummelt der Vierventiler eher lustlos vor sich hin, ohne aber wirklich laut zu werden.

Peugeot 307 Die 109 PS des 1,6-Liter wirken im ersten Moment richtig lebendig. Beim Ampelstart zieht der 307 gut mit, dreht fröhlich hoch und bleibt akustisch meist unauffällig. Erst beim Überholen auf der Landstraße offenbart er eine leichte Durchzugsschwäche und liefert sich ein Duell mit dem müden Cerato.

• Renault Mégane Mit 113 PS gehört der 1,6-Liter zu den stärkeren Motoren in diesem Feld, und das zeigt er auch. Schnelle Sprints, starke Zwischenspurts, völlig ausreichende 192 km/h Spitze – da gibt es kaum etwas zu meckern. Und sogar bei der Lautstärke (innen wie außen) gehört er zu den besseren.

Skoda Octavia Der Benzindirekteinspritzer erweist sich als etwas verschlafen, kann aber bei der Elastizität und vor allem bei der Höchstgeschwindigkeit mithalten. 198 km/h sind hier Bestwert. Die Geräuschentwicklung bleibt passend zum verhaltenen Temperament gedämpft.

Toyota Corolla Mit 10,3 Sekunden bis 100 km/h sprintet der Corolla am flottesten, hinterläßt einen aufgeweckten und leistungswilligen Eindruck. Bei höheren Drehzahlen versteckt der 1,6-Liter mit 110 PS seine Anstrengung akustisch allerdings nicht.

VW Golf Wie der Skoda mit dem 1,6-Liter-FSI bestückt, fährt der VW eher gemütlich hinterher und macht dabei auch noch den größten Lärm. Sechs Gänge und die schwache Elastizität verlangen viel Schaltarbeit.

Bremsen kalt/warm, Wendekreis

Bremsen kalt/warm, Wendekreis

Ford Focus Die besten Bremsen im Feld schaffen tiefes Vertrauen und geben die nötige Sicherheit. Ein Mittelwert unter 38 Metern, das schafft hier sonst keiner – bravo! Nicht ganz so begeistert sind wir dagegen von 11,3 Meter Wendekreis und der daraus resultierenden zusätzlichen Anstrengung beim Rangieren.

Honda Civic Nanu, läuft der Civic jetzt etwa unter Kleintransporter? Wirklich nervige zwölf Meter Wendekreis und die gefährlich langen Bremswege legen diesen Verdacht nahe. Stoppt der Honda bei kalter Bremse noch in guten 38,7 Metern, erfolgt der Nothalt bei den folgenden Brems-Begehren satte 2,7 Meter später – nur Toyota braucht bei warmer Bremsanlage noch länger.

Kia Cerato Neben Volkswagen und Opel wird nur die Bremse des Kia mit zunehmender Betriebstemperatur besser, aber noch lange nicht gut. 40 Meter aus 100 km/h lassen Raum für weitere Verbesserungen. Gleiches gilt für elf Meter Wendekreis.

Mazda3 Aller guten Dinge sind 3. Die Mazda-Macher stecken ihrem Kompakten starke Stopper auf die Achsen, landen mit 38,4 Metern (Mittelwert) aus 100 km/h voll im grünen Bereich. Die Verzögerung läßt auch nach der zehnten Bremsung kaum nach. Und der Wendekreis von 10,9 Metern bietet keinen Anlaß zu Meckerei.

Opel Astra Das Manövrieren in engen Straßen macht bei 11,3 Meter Wendekreis nicht unbedingt Spaß, die kompakten Abmessungen des Astra versöhnen aber ein wenig. Das zupackende Wesen der Scheibenbremsen überzeugt uns dann vollends: 38,6 Meter aus 100 km/h (Mittelwert) rücken den Opel beim Bremstest in die Spitzengruppe. Und daß die Werte nach zehn Vollbremsungen sogar kürzer ausfallen als beim ersten Versuch beruhigt ungemein.

Peugeot 307 Mit einem Mittelwert von 39,6 Metern aus 100 km/h unterbietet Peugeot gerade noch die von uns geforderte 40-Meter-Marke, zeigt aber kaum Fading. Noch ein paar Zentimeter weniger wären uns hier allerdings noch lieber als beim Wendekreis (11,2 m).

• Renault Mégane Obwohl die Bremse des Renault nach zehn Notstopps um einen Meter nachläßt, liegen die Werte innerhalb der Toleranz. Im Schnitt braucht der Franzose aus 100 km/h 38,8 Meter.

Skoda Octavia Das sehen wir gern. Der Wendekreis des großen Tschechen bleibt mit 10,8 Metern im Rahmen, der Bremsweg sorgt mit einem Mittelwert von 38,6 Metern für großes Vertrauen. Genau so soll es sein.

Toyota Corolla Da müssen die Toyota-Ingenieure wohl nachsitzen: Bei warmer Bremsanlage braucht ihr Kompakter aus 100 km/h tatsächlich 41,7 Meter bis in den Stand – inakzeptabel. Da regen wir uns über 11,1 Meter Wendekreis gar nicht mehr auf.

VW Golf Der Golf steht im Mittel nach vorbildlichen 38,3 Metern – nur Ford stoppt schneller. Bei warmer Bremse schafft der VW den Nothalt aus Tempo 100 sogar in 37,7 Metern. Wie der Wendekreis von 10,8 Metern untadelig.

Der zweite Teil (ab 19. November in AUTO BILD) beschäftigt sich mit Fahrdynamik und Kosten. Danach wird abgerechnet – Punkt für Punkt.

Technische Daten und Preise

Der Focus kann mit knapp 38 Metern Bremsweg voll überzeugen, der Corolla mit über 41 Metern muß dringend nachgebessert werden. Gute 38er-Werte erzielen Mazda3, Astra, Mégane, Octavia und Golf. Civic, Cerato und 307 liegen um die 40 Meter und dürften ruhig schneller zum Stehen kommen.

Zwischenergebnis

Zwischenergebnis von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka Nach dem ersten Teil liegt der Octavia vor dem Golf an der Spitze: zwei große Autos mit leichten Schwächen beim Motor. Dahinter folgen mit Astra und Focus zwei Deutsche, die immer noch beste Aussichten auf den Gesamtsieg besitzen. Auch Mazda und Renault müssen die Hoffnungen keinesfalls begraben – im zweiten Teil ist noch einiges möglich. Mit dem Peugeot beginnt dann allerdings schon die untere Tabellenregion. Da wird es schwer, noch ganz nach vorn zu kommen.

Die beiden Kompakten von Honda und Toyota finden sich etwas überraschend ziemlich weit hinten wieder. Civic und Corolla beweisen einfach nicht genug innere Größe, um hier mithalten zu können. Das Schlußlicht trägt der Kia, der nicht nur bei der Raumausnutzung patzt, sondern auch noch unter seinem schwachen Motor leidet. Im Finale (Teil 2) kann der Cerato in der Subjektivwertung und dem Kostenkapitel aber noch Ergebniskorrektur betreiben.