Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe! Leichter Vierzylinder mit ordentlich Turbo-Bums – das können viele Kompakte. Nicht alle taugen für die Rennstrecke. Genau da fahren Honda Civic Type R und Ford Focus RS am Limit. Heute müssen wir klären: Wer ist King im Ring – wer nur Bling-Bling? Und testen deshalb auf Zeit.

Der Ford Focus RS hätte eine bessere Schaltung verdient

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Video: Ford Focus RS vs Honda Civic Type R (2016)

Flügelmonster im Duell

Drei, zwei, Focus: Drivemode-Schalter in der Mittelkonsole auf "Track". Heißt übersetzt: Die Kennlinien für Lenkung, Fahrwerk, Auspuff und Motor stehen auf brutal. Mit Launch-Control legt das Drehmoment dann für 15 Sekunden auf die strammen 440 nochmals 30 Newtonmeter obendrauf. Eject. Ohne großes Gejaule schießt der Allradler auf seinen 19- Zöller-Michelins unspektakulär, aber sauschnell nach vorn. Trotz Klappe im Auspuff brüllt der dritte Focus RS dich jetzt mit Vierzylinder nicht mehr ganz so böse an. Dafür geht er deutlich besser. Leistung ist ja genug da, Traktionsprobleme kennt der Kölner trotzdem nicht. Ein Vorteil auf der kurvigen Strecke. Was auf dem engen Kurs aber stört: die Hakelschaltung. Besonders vom zweiten in den dritten Gang braucht es fast schon rohe Gewalt. Leichtgängig und präzise dagegen die Lenkung. Und dem Fahrwerk fehlt's nicht an Restkomfort.
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Nominell scheint der Civic Type R seinem Gegner unterlegen

Honda Civic Type R
Er hat weniger PS und nur Frontantrieb, trotzdem ist der Civic auf der Renstrecke schneller als der Focus.
Bild: Angelika Emmerling
Typisch Allrad: Eine Tendenz zum Untersteuern, doch der RS spurt recht neutral mit Hang zur leichten Hecklastigkeit. Er fordert aber einen sauberen Strich auf der Strecke, sonst verliert er in Kurven zu viel Fahrt. Und wie schnell ist der Focus nun? Wir messen bei 0 bis 100 km/h drei Zehntel länger, als die Werksangabe verspricht. Dafür nimmt er den Rundkurs lässig in 1:11,22 Minuten. Kann's der Civic besser? Nominell nicht: Er hat 40 PS, 157 Kilogramm und eine angetriebene Achse weniger. Auch dreht der neue Type R nur 6500 statt 7800 Touren wie noch der Vorgänger. Und trotzdem ist dieser R scharf wie Wasabi. Zwei Betriebszustände gibt’s: Normal oder Race plus. In letzterem sprintet der Honda in 5,7 Sekunden auf 100. Auf der Strecke überrascht der Civic, weil er sich so unglaublich handlich und agil gibt.
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Kurven verschluckt er regelrecht, dabei schmatzt er sich auf dem Asphalt fest wie ein Gecko. Die Knack-Schaltung ist Marke Joystick, die Lenkung frei von störenden Antriebsmomenten. Der Honda ist ein kompromissloser Racer. Auf der Nordschleife fuhr ein Prototyp die Runde in 7:50,63 Minuten! Auf unserem Testkurs brennt der Type R eine 1:11,08 in den Asphalt, ist einen Wimpernschlag schneller als der Ford. Und verbraucht 1,7 Liter weniger auf 100 km. Dazu kommt: Er ist 4700 Euro günstiger. Sieg Civic. Weil er zwar das Gleiche kann, aber besser.

Fazit

von

Stefan Diehl
Bessere Traktion, mehr Bums unter der Haube – der Focus müsste siegen. Doch gute 150 Kilo mehr auf den Hüften und eine Hakelschaltung lassen den RS schwächeln. Munterer und lebendiger ist der Civic Type R. In diesem Vergleich ist der Honda King im Ring!

Von

Stefan Diehl