Hyundai i20 Active/Renault Captur/VW CrossPolo: Test
Heute machen wir auf harter Kerl
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Wenn Kleinwagen auf SUV machen, dann ergibt das Trend-Typen wie den neuen Hyundai i20 Active, VW CrossPolo und Renault Captur. Ein Vergleich.
Bild: Christian Bittmann
Nennen wir sie SUVlinge. Diese Kleinwagen, die so tun, als seien sie gerade aus dem Gelände gekrabbelt. Aber eben nur so tun. Sie tragen den Modeschmuck der Hochsitze, von der Reling bis zu den dick geschminkten Radläufen. Wie Kinder, die im Karneval Cowboy spielen und Peng rufen, wenn sie schießen. Ist das nun lustig? Oder peinlich? Egal, denn die scheinrohen Doppelgänger feiern einen Erfolg nach dem anderen, liegen voll im Trend.
Im Design unterscheidet sich der Renault von den Konkurrenten
Der Renault Capture bedient sich technisch beim Clio, erinnert optisch aber eher an einen Nissan Qashqai.
Schon seit zehn Jahren mag das Publikum zum Beispiel einen SUVling namens CrossPolo. Der rustikal geschminkte Kleinwagen-Bestseller wurde inzwischen frisch geliftet. Und von Hyundai gerade erfolgreich nachgeahmt. Die Koreaner hängen ihrem gelungenen i20 einfach die vielversprechende Bezeichnung Active an und verpassen ihm eine stabile Abenteuer-Beplankung – fertig ist der Fernost-SUVling. Doch was steckt wirklich in diesen beiden Schein-SUV? Dazu fahren wir zusätzlich den Renault Captur auf den Abenteuer-Spielplatz. Der Franzose bedient sich zwar ebenfalls bei der Technik des Konzern-Kleinwagens, gönnt ihm aber eine eigenständige Verpackung – und die erinnert nicht an den Clio, sondern eher an den Qashqai. Unser Vergleich klärt, ob das reicht, um VW und Hyundai hier auszubremsen.
Auch als CrossPolo merkt man dem VW seine Reife an
Gut gereift: Nach sieben Jahren Bauzeit bietet der Polo die solideste Qualität, ist aber in die Jahre gekommen.
VW und Hyundai sind aus ähnlichem Holz geschnitzt. Graue Planken ringsum, oben eine Dachreling und ein paar Zentimeter höher gelegt – vor allem Frauen mögen den raueren Look, der die beiden erstens von den bürgerlichen Brüdern unterscheidet und zweitens vor allem den Einstieg erleichtert, weil ihre Sitze ein paar Zentimeter höher stehen. Hinter der rustikalen Fassade bleiben Polo und i20 im Kern die Besten unter den Kleinwagen, mit Unterschieden, die wir schon im Vergleichstest festgestellt haben. Hier der schmale, einparkfreundliche VW, der gemessen wie gefühlt einen Hauch enger ist und dessen Kofferraum eine Tasche weniger schluckt. Nach sieben Jahren Bauzeit bietet er die solideste Qualität, auch auf schlechten Wegen scheppert nichts. Dass der Polo in die Jahre gekommen ist, sieht man an der sachlich-kastigen Armaturentafel und an den Rücksitzen, die beim Umlegen mehr Fummelei verlangen.
Bei Funktion und Sitzen hat Hyundai VW-Niveau erreicht
Auf Augenhöhe mit dem VW: Der Hyundai i20 bringt auch als Active allerbeste Kleinwagen-Qualität mit.
Der Hyundai, innen moderner gestaltet, geht beim Active einen Schritt weiter in Richtung Modeauto und peppt sein müdes Schwarz zumindest mit ein paar bunten Farbtupfern um Schalthebel und Luftdüsen auf. Bei Funktion und Sitzen hat Hyundai inzwischen VW-Niveau erreicht – nicht von ungefähr schleichen Wolfsburgs Ingenieure auf Messen auffällig um die Neuheiten aus Korea herum. Und nicht um den Captur, der viel mehr SUV darstellt und eigentlich ein geschrumpfter Nissan Qashqai ist. Man steigt durch größere Türen bequemer ein, sitzt höher hinter der flacheren Frontscheibe, die eher an Vans erinnert. Farbe wird beim Franzosen viel lockerer versprüht, auch dieser Testwagen kommt im Zweitonlack. Doch obwohl sich der Franzose luftiger anfühlt, mehr Platz gibt es nicht. Zudem kombiniert er nette Details wie die große Schublade als Handschuhfach oder den praktischen Radiosatelliten mit einer allzu nachlässigen Verarbeitung und der schlechtesten Rundumsicht.
Weitere Details zu den drei SUV-Zwergen finden Sie in der Bildergalerie.
Fazit
von
Joachim Staat
Der i20 Active macht erfolgreich nach, was der Cross Polo erstmals vor zehn Jahren in die Automode einführte: hochgelegte Kleinwagen mit SUV-Schminke als SUVlinge verkaufen. Und vor allem aufgrund seines besseren Platzangebots hängt der Koreaner das Original aus Wolfsburg klar ab. Der Captur bedient sich zwar als Einziger einer eigenen, attraktiven Optik – die bewerten wir aber nicht.