Nichts. Null. Zero. Wenn rein gar nichts passiert, dann ist das etwa so interessant wie 0:0 oder eine weiße Wand. Und AUTO BILD keine Zeile wert. Aber diesmal liefert das große Nichts eine tolle, erzählenswerte Geschichte: Weil beim Hyundai i30 Kombi auf 100.000 Kilometern NICHTS kaputtging, mal abgesehen von einer Kennzeichenleuchte für 94 Cent. Kein Defekt, kein Ausfall, kein Rost. Mit der Note "Eins" wird der Koreaner das beste Dauertest-Auto, das wir bisher untersucht haben. Stark, nicht?

Dusselige Kleinigkeiten verhindern das perfekte Ergebnis

Hyundai i30 Kombi
Bei der Fahrdynamik hat Hyundai spürbar dazugelernt. Doch die Abrollgeräusche sind auffallend laut.
Ab jetzt geht es nur noch um Dinge, die dem Kombi am Ende trotzdem vier dusselige Minuspunkte einbringen. Kleinigkeiten, die den sympathischen Eindruck vom leicht bedienbaren, geräumigen Lastesel stören. Der neue Zuverlässigkeitskönig gefiel auf Anhieb mit ordentlichem Fahrwerk und einer Lenkung, die klar besser anspricht als zuvor im größeren Hyundai i40. Noch nicht perfekt, einige Fahrer wählten lieber den strafferen "Sport"-Modus, doch es steht fest: Bei der Fahrdynamik hat die Marke spürbar dazugelernt. Umso stärker fallen im Vergleich mit anderen Kompakten unnötige Detailschwächen auf. Etwa die lauten Abrollgeräusche, da zwischen Straße und Passagieren die Dämmung fehlt. "Das Auto ist nach unten akustisch sehr transparent", so Autor Martin Puthz. Der 1,6-Liter-Diesel klingt je nach Strecke anders: brummig und laut in der Stadt, wo im Zusammenspiel zwischen Ansprechen und (präziser) Handschaltung das Turboloch auffiel, beruhigend schnurrend dagegen auf der Autobahn.
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Der CRDi schluckt bei sportlicher Fahrweise viel Öl

Der diätreduzierte Hubraum hatte – wie zu erwarten – einzelne Kritiker, denen Drehmoment fehlte, bekam aber meist gute Noten für flottes Reisetempo, große Reichweite und den Dauertestschnitt von 6,7 l/100 km. Wird er gejagt, neigt der CRDi leider zum Ölschlucken: Über die gesamte Distanz musste AUTO BILD 6,5 Liter Schmierstoff nachfüllen. Dieser Diesel, "mehr Antrieb, weniger Triebwerk", wie Redakteur Stefan Puls notierte, passt mit seinem unauffälligen Wesen gut zum Hyundai, der vieles richtig macht. Klare Instrumente, solide Verarbeitung, abgesehen von billigen Teppichen im Kofferraum und unterschiedlich gefärbten Kunststoffen an Tür und Armaturenbrett. Die schlechte Sicht nach schräg hinten – im i30 auch nach links vorn – verdanken wir dem Modeunsinn der schrägen Dachsäulen. Das machen die Konkurrenten von Opel, Ford oder Kia kaum besser. Ärgerlich wird's aber, wenn der Parkpieper wie im i30 aus unerfindlichen Gründen Daueralarm gibt – und bald darauf ebenso unergründlich schweigt.
Im Überblick: Alles Infos zum Hyundai i30

Hartes Urteil: "Schlechter Elektro-Schrott"

Hyundai i30
Ansehnliches, wenn auch unübersichtliches Cockpit. Ärgerlich: Unmoderne Karten und keine aktive Stauumfahrung vermiesen die Freude am Navi.
Überhaupt schien es, als wären Elektronik und Entertainment eine Generation älter als das Auto selbst. Vor allem das Navisystem trieb die Dauertestfahrer zur Weißglut. Die Karten waren veraltet, weder Stauumfahrung noch Darstellung modern. Dazu kam, dass sein Display auch in dunkelster Einstellung viel zu hell leuchtet und damit nachts beim Einparken das Bild in den Außenspiegeln überstrahlt wird. Ging ein Telefonat ein, verschwand die Karte vom Bildschirm und kehrte nur zeitverzögert wieder zurück. Die Bluetooth-Verbindung litt unter digitaler Amnesie – schon das Abschalten während einer kurzen Tankpause reichte aus, um die vorherige Quelle zu vergessen. Also, das Handy jedes Mal neu koppeln. Zwar gab es an Bord vier USB-Buchsen, doch lieferten sie zu wenig Ladestrom. Radikal ließ Autor Henning Hinze im Fahrtenbuch Dampf ab: "Schlechter Elektro-Schrott". Dabei hätte Hyundai das Fiasko vermieden, hätte die betreuende Werkstatt nur das bereitliegende Update für das Navisystem aufgespielt. Dieser Service wurde ebenso vergessen wie eine korrekte Einstellung des rechten Scheinwerfers, der permanent den Gegenverkehr blendete – was erst die abschließende Zerlegung bestätigte.

Bildergalerie

HyundaI i30 Kombi
HyundaI i30 Kombi
HyundaI i30 Kombi
Kamera
Hyundai i30 Kombi im Dauertest
Diese fünf Punkte (Kennzeichenleuchte, Dämmung, Bluetooth, Navi und Abblendlicht) kosteten den Hyundai am Ende die Traumnote. Doch selbst seine Eins minus übertraf die bisherigen Spitzenreiter in der AUTO BILD-Hitliste – nebenbei auch das Vorgängermodell. Der alte i30 hatte im Dauertest nicht nur 20 Fehlerpunkte eingefahren, sondern war zudem hässlich gerostet. Braune Spuren gab's diesmal aber nicht. Beim Korrosionsschutz ist bei Hyundai also was passiert. Gut so.
In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests und bei der Demontage des Testwagens nach Erreichen der 100.000 Kilometer außerdem aufgefallen ist. Den vollständigen Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.

Von

Manfred Klangwald
Joachim Staat