Als erster Autohersteller geht Hyundai mit einem Wasserstoff-getriebenen Auto in Serie. AUTO BILD ist den ix35 FuelCell schon gefahren.
Bild: Sonntag
Äußerlich ist dieser Wasserstoffbomber nur an seinen bunten Aufklebern zu erkennen.
Hyundai macht Nägel mit Köpfen und bringt die Wasserstoffbrennzelle als weltweit erster Hersteller tatsächlich in Serie: Von diesem Sommer an liefern die Koreaner dafür den ix35 FuelCell aus, der mit Wasserstoff statt Benzin oder Diesel betrieben wird und als einziges Abgas ein paar Wölken Wasserdampf ausstößt. Damit überholt Hyundai ganz galant die Hightech-Elite der Autobauer, die zwar technisch angeblich schon seit Jahren soweit ist, den Verkauf aber wegen der hohen Kosten bislang noch scheut. Erst im Frühjahr 2013 hatten Mercedes, Ford und Renault-Nissan deshalb eine weitere Forschungs-Allianz geschlossen, um gemeinsam die Kosten zu drücken und endlich die Serie zu starten – allerdings erst im Jahr 2017 statt im Sommer 2013.
Das Auto, mit dem die Koreaner der Konkurrenz einmal mehr davon fahren wollen, ist auf den ersten Blick nicht von einem normalen ix35 zu unterscheiden. Außen zeugen nur ein paar bunte Aufkleber und innen die große Tankblase unter dem Kofferraumboden, die paar zusätzlichen Kabel unter der Motorhaube sowie die neuen Instrumente von der Zukunftstechnik an Bord.
Auch das Fahren selbst ist völlig unspektakulär und so, wie man es mittlerweile von jedem Elektroauto kennt: leise, mit starkem Antritt und bei höherem Tempo dafür ein wenig zäh. Kein Wunder: Schließlich ist der ix35 im Grunde nichts anderes als ein Stromer, der seine Energie nicht aus dem Akku zieht, sondern mit einem eigenen Kraftwerk an Bord selbst herstellt.Dafür reagiert der Wasserstoff in der Brennstoffzelle an speziellen Membranen und wird dort chemisch so zerlegt, dass auf der einen Seite elektrische Energie und auf der anderen Seite nichts als Wasserdampf abfließen. Damit das System keinen langen Vorlauf braucht und der iX35 sofort startklar ist, wird diese elektrische Energie in einem Lithium-Polymer-Akku gepuffert, aus dem sich der 100 kW (136 PS) starke E-Motor an der Vorderachse bedient.
Der 100 kW (136 PS) starke E-Motor bedient sich aus einem Lithium-Polymer-Akku.
Die einzig echten Unterschiede zum E-Mobil liegen für den Fahrer deshalb in der Alltagstauglichkeit: Statt um die 100 hat er im ix35 fast 600 Kilometer Reichweite. Und wo ein klassischer Stromer für mehrere Stunden an die Steckdose muss, hat man den ix35 in wenigen Minuten getankt – wenn man denn eine der wenigen Wasserstofftankstellen findet. Dort allerdings muss man etwas tiefer in die Tasche greifen als für Strom. "Aber bei einem Kilopreis von etwa acht Euro ist Wasserstoff noch immer billiger als Benzin oder Diesel und eine Tankfüllung kostet keine 50 Euro", rechnet Produktmanager Christian Löer vor.Zwar gehen die Koreaner mit ihrem Bekenntnis zur Brennstoffzelle schon ein Stück weiter als Mercedes & Co. Doch so ganz ehrlich ist die Sache mit dem Serienstart dann doch nicht. Denn die Stückzahl bis zum Jahr 2015 ist erst einmal auf 1000 Fahrzeuge limitiert und in der normalen Preisliste taucht der Wagen auch nicht auf. "Es gibt die Brennstoffzelle bei uns vorerst nur als Leasingmodell für Flottenkunden bei Firmen und Behörden", räumt Löer ein und sieht die Kunden dafür vor allem in Skandinavien. Nach Kopenhagen hat Hyundai bereits 15 Autos geliefert, demnächst geht es in Schweden und Norwegen weiter. "Aber auch in Deutschland laufen die ersten Verhandlungen", sagt der Hyundai-Mann.
Unterm Kofferraum sitzt die große Tankblase, in der der Wasserstoff gespeichert wird.
Was er nicht sagt, ist, wie viel die Pilotkunden für die Zukunftstechnik bezahlen müssen. Doch von Marktpreisen kann da noch keine Rede sein, weil die aufwändige Technik den Wert des Autos auf mehr als 100.000 Euro treiben dürfte. Dabei hält Hyundai die Preise noch künstlich niedrig, weil es darum geht, jetzt endlich den Markt zu entwickeln und den Antrieb zu etablieren. "Ans Geld verdienen denken wir hierbei noch lange nicht", sagt Löer. Vielmehr wollen die Koreaner auf der einen Seite die Kunden von der Alltagstauglichkeit der Technik überzeugen. Und auf der anderen Seite wollen sie Druck auf Politik, Industrie und Gesellschaft machen, damit endlich die nötige Infrastruktur für das Edelgas als Treibstoff entsteht. "Mit nicht einmal hundert Tankstellen in Europa sind wir davon noch weit entfernt."
Erst wenn das gelingt und gleichzeitig mit den Stückzahlen die Preise fallen, sieht Hyundai auch echte Chancen für die Brennstoffzelle und will die Technik dann auch Privatkunden zugänglich machen. Ab 2015 rechnen die Koreaner deshalb auch mit deutlich größeren Stückzahlen, sagt Löer: "Bis zu 10.000 Brennstoffzellen-Fahrzeuge halten wir für realistisch."