Einige Autohersteller geben auf Neuwagen bis zu sieben Jahren Garantie. Das ist aber nicht die Regel, denn meist gewähren die Hersteller nur zwei bis drei Jahre Garantiezeit. Damit in der Garantiezeit aber tatsächlich der Hersteller für entstandene Schäden aufkommt, müssen die vorgeschriebenen Service-Intervalle genau eingehalten werden. Wer die Pflege seines Servicehefts schleifen lässt, der geht ein hohes Risiko ein. Wann der Service fällig ist und was Sie außerdem beachten müssen, erklärt AUTO BILD in diesem Artikel.

Kfz-Inspektion: Inspektionsintervalle unbedingt einhalten

Um Schäden am Wagen vorzubeugen, müssen in regelmäßigen Abständen Kontrollen durchgeführt und Verschleißteile erneuert werden. Wann für das Auto Inspektion und zum Beispiel Ölwechsel anstehen, das verrät bei modernen Modellen die Serviceanzeige – und zwar lange bevor der eigentliche Termin ansteht. So hat man genügend Zeit, sich einen Termin in der Werkstatt zu organisieren.
Die Inspektionsintervalle zu überschreiten, sollte man vermeiden. Denn eine Nachfrage von AUTO BILD bei allen namhaften Herstellern hat ergeben: Die Toleranz bei nicht eingehalten Service-Terminen ist gering. Sollte also ein Schaden auftreten und der letzte Service verschlafen worden sein, übernimmt der Hersteller selten die Kosten für die Reparatur.
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Und das muss er auch nicht zwingend, schließlich hat der Autofahrer keinen Rechtsanspruch auf die freiwillige Garantie. Hier zahlt der Hersteller nur auf Kulanz. Anders sieht es aus, wenn der Schaden im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Gewährleistungspflicht auftritt. Im ersten Jahr nach dem Autokauf gibt es meist problemlos Geld. Doch schon danach wird es kompliziert. Denn ab dann müsste der Käufer beweisen, dass der Schaden schon bei Auslieferung des Autos vorlag. Das wird schwer. Daher ist man hier fast immer auf die Kulanz angewiesen.

Wie lange kann man die Inspektion überziehen?

Wie viel Verzug ohne Auswirkungen geduldet wird, das kann je nach Hersteller unterschiedlich sein. Die Spanne reicht von null bis zu 3000 Kilometern und drei Monaten. Fährt der Hersteller eine strenge Null-Toleranz-Strategie, kann der Autofahrer schlimmstenfalls auf Reparaturkosten sitzen bleiben.

Es muss nicht die Vertragswerkstatt sein

Wo Sie den erforderlichen Service durchführen lassen, ist indes Ihnen überlassen. Es muss also keine Vertragswerkstatt sein. Wichtig ist nur, dass die Werkstatt die vom Hersteller vorgeschriebenen Arbeiten durchführt, alle erforderlichen Teile prüft und bei Bedarf ersetzt. Deren Qualität ist zwar vorgegeben, der Hersteller allerdings nicht. Prinzipiell könnten Sie die Verschleißteile also auch im Zubehörhandel kaufen und zur Inspektion mitbringen.
Doch hier stellen sich Werkstätten fast immer quer, verdienen sie doch zusätzlich an den verbauten Teilen. Bei einem späteren Wiederverkauf des Wagens könnte es Ihnen von potenziellen Käufern angekreidet werden, dass der Wagen nicht in einer Vertragswerkstatt gewartet wurde. Allerdings geben hier oft irrationale Beweggründe den Ausschlag – besonders bei Modellen, denen man "besondere Fürsorge" zuteilwerden lassen will. Der Erlös eines gebrauchten Porsche etwa sinkt spürbar, wenn er nicht regelmäßig im Porschezentrum gecheckt wurde und das im Serviceheft belegt ist.

Was wird bei einer Inspektion geprüft, getauscht oder repariert?

Grundsätzlich gilt es, in kleine und große Inspektion zu unterscheiden. Bei der kleinen Inspektion, die je nach Hersteller auch anders benannt werden kann, werden meist nur ein Ölwechsel sowie Prüfungen von Scheibenwischanlage, Luftfilter oder Bremsen durchgeführt. Die große Inspektion, deren Fälligkeit in der Regel alle ein bis zwei Jahre bzw. alle 15.000 bis 40.000 Kilometer ansteht, ist deutlich umfangreicher. Unter anderem werden Motor und Abgassystem, das Getriebe, die Achsen sowie die Karosserie, Elektrik und die Räder/Reifen geprüft. Bei Volkswagen umfasst die große Service-Inspektion beispielsweise 34 Positionen, die abgearbeitet werden.
BMW 3.0 Si (E3)
Ölwechsel und Co: Bei der Inspektion werden bei einigen Herstellern über 30 Positionen abgearbeitet.
Bild: Markus Heimbach
Natürlich dauert so eine umfangreiche Inspektion ein paar Stunden. Wer währenddessen auf einen Ersatzwagen hofft, wird allerdings oft enttäuscht. Längst nicht jeder Hersteller bietet diesen Service an. Opel stellt einen, VW hingegen nur gegen Bezahlung. Kostenlos gibt es diesen Service allerdings auch bei einigen freien Werkstattketten.
Was wird bei einer Inspektion geprüft?
  • Elektrik/Ausstattung: u. a. Beleuchtungsanlage, Prüfung der Sicherheitsgurte/Airbags, Kontrollleuchten-Check
  • Motor: u. a. Prüfung auf Undichtigkeiten, Füllstand Öl, Abgasanlage
  • Getriebe: u. a. Ölstand von Schalt- und Achsgetrieben, Kupplung, Gelenkschutzhüllen
  • Bremsen: u. a. Bremsscheiben und -beläge, Bremsleitungen, Füllstand Bremsflüssigkeit
  • Lenkung: u. a. Hydrauliköl der Servolenkung, Inspektion von Hydraulikpumpe und Lenkgetriebe, Spurstangen justieren
  • Karosserie: u. a. Scharniere und Schlösser fetten, Reifen und Räder prüfen, Wechsel der Filter von Heizungs- und Klimaanlage

Was kostet eine Kfz-Inspektion?

Zu den Kosten der großen Inspektion lassen sich keine präzisen Angaben machen, da der Verschleiß, die Fahrgewohnheiten sowie die Werkstattkosten stets unterschiedlich ausfallen. Einen Kostenvoranschlag können die Fachmänner nennen, wenn das Fahrzeug vor Ort inspiziert wurde und man bestimmen kann, was gemacht werden muss. Meist sind es zwischen 350 und 850 Euro. Bei einer kleinen Inspektion kann die Rechnung bis 300 Euro betragen, aber auch dies sollte man vorher mit der Werkstatt individuell abklären.

Beispiele Inspektionskosten*

Beispiele Inspektionskosten*
Hyundai i30 1.4 T-GDI 
104 (140) 
200 bis 300 Euro 
299,99 Euro 
ca. 500 Euro 
136 bis 239 Euro
Mazda 3 Skyactiv-G 
110 (150) 
257 Euro 
299,99 Euro 
ca. 228 Euro 
193 bis 326 Euro
Mercedes A 200 
120 (163) 
ab 446 Euro 
329,99 Euro 
ca. 315 Euro 
316 bis 513 Euro
Renault Megane 1.3 TCe
103 (140) 
598 Euro 
299,99 Euro 
ca. 585 Euro 
212 bis 366 Euro
VW Golf 1.4 TSI 
110 (150) 
300 bis 400 Euro 
299,99 Euro 
ca. 335 Euro 
236 bis 387 Euro
VW e-Golf 
100 (136) 
100 bis 230 Euro 
139,99 Euro 
ca. 260 Euro 
k. A.

Reparatur und Kosten: Kommunikation ist wichtig

Die Werkstatt darf nicht einfach jeden Defekt, der festgestellt wird, ohne Nachfrage reparieren. Jede Reparatur muss mit dem Kunden abgesprochen werden. Geben Sie deshalb keinen Pauschalauftrag ("Machen Sie, was Sie für richtig halten"), sondern legen Sie genau fest, was gemacht werden soll. Bestehen Sie auf einem Rückruf, bevor eine nicht vereinbarte Arbeit ausgeführt wird. Ausnahme: Sicherheitsrelevante Teile darf die Werkstatt ohne Rückfrage austauschen.
Die Frage, was die Inspektion kosten wird, lässt sich im Vorfeld mit einem Kostenvoranschlag grob beantworten. Rechtlich handelt es sich dabei um eine "unverbindliche fachmännische Berechnung der voraussichtlichen Kosten". Der Kostenvoranschlag darf zwar überschritten werden, doch bei mehr als 20 Prozent entscheiden Gerichte meist zugunsten des Kunden, der die Mehrkosten dann nicht bezahlen muss. Voraussetzung: Die Werkstatt hat ihn nicht über die drohende Überschreitung informiert und keine Zustimmung eingeholt. Anders sieht es bei verbindlichen Kostenvoranschlägen aus, den sogenannten Festpreisen.
Haarig wird es, wenn auf der Inspektionsrechnung Arbeiten berechnet werden, die überhaupt nicht durchgeführt wurden. Das sollten Sie möglichst sofort beanstanden und auf einer Korrektur der Rechnung bestehen, denn später wird der Nachweis schwierig. Aber Vorsicht: Erheben Sie nicht leichtfertig den Vorwurf des Betrugs. Jeder kann Fehler machen, und die Werkstatt wird sich im Zweifel genau darauf berufen. Der Vorwurf des gezielten Betrugs ließe sich nur erheben, wenn reihenweise Kunden auf ähnliche Weise von der Werkstatt abkassiert wurden.

Wer hilft bei einem Streit zwischen Werkstatt und Kunde?

Wegen einer zu hohen Rechnung oder verschwiegenen Mängeln nach dem Kauf müssen Autobesitzer nicht zwingend vor Gericht ziehen. Kostenlos lassen sich Differenzen bezüglich eines Fahrzeugs (etwa Streitigkeiten aus Reparaturaufträgen) ohne gerichtliche Auseinandersetzungen über eine Schiedsstelle regeln. Schiedsstellen arbeiten kostenlos und sind vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) bei den Handwerkskammern eingerichtet, um Streitfälle auf Antrag des Kunden zu prüfen.
Schiedsstellen sind mit einem zum Richteramt befähigten Juristen besetzt. Dazu kommen öffentlich bestellte, vereidigte Sachverständige (DAT) und Prüfer von TÜV, DEKRA oder GTÜ. Jeder Fall wird nur einmal verhandelt. Kunden können gegen die Entscheidung der Schiedsstelle klagen, die Werkstätten müssen sie akzeptieren. Wo eine Schiedsstelle in Ihrer Nähe ist, finden Sie beispielsweise auch auf der Homepage des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes.

Häufige Fragen zur Kfz-Inspektion

Was wird bei einer Inspektion gemacht?

Im Prinzip ist eine Inspektion, wie eine erweiterte TÜV-Untersuchung. Dafür wird als Erstes der allgemein- und verkehrssichere Zustand des Autos untersucht und bewertet. Werden beispielsweise abgefahrene Reifen oder verschlissene Bremsen festgestellt, bekommt der Autofahrer einen Hinweis; die dafür notwendigen Reparaturen gehören aber nicht zur Inspektion und kosten extra. Anders sieht es mit den Servicearbeiten, wie Filter- oder Motorölwechsel aus, die sind im Inspektionspreis enthalten, hier müssen in der Regel nur die notwendigen Flüssigkeiten und Filter bezahlt werden.

Was bedeutet "große Inspektion"?

Von einer großen Inspektion spricht man, wenn beispielsweise auch die Bremsflüssigkeit gewechselt oder der Zahnriemen getauscht werden müssen. Im Prinzip alles Arbeiten, die deutlich aufwendiger sind und in der Regel auch nicht so oft durchgeführt werden müssen. Bei einer kleinen Inspektion werden über eine Sichtprüfung hinaus nur relativ einfache Arbeiten durchgeführt, zum Beispiel das Motoröl gewechselt oder Filter ersetzt.

Was kostet eine Inspektion?

Die Preise unterscheiden sich deutlich je nach Fahrzeugmodell und Aufwand. Die Kosten für die Inspektion können zwischen 160 und 700 Euro liegen. Kommt beispielsweise noch ein fälliger Zahnriemenwechsel dazu, wird es schnell deutlich teurer. Es gibt aber Möglichkeiten, zu sparen. Werkstätten werben oft mit Inspektionen zu günstigen Festpreisen, da ist es wichtig, genau zu gucken, welche Arbeiten in diesem Paket tatsächlich enthalten sind.

Wie erfahre ich, wann die Inspektion fällig ist?

Moderne Autos besitzen meist eine elektronische Serviceanzeige und erinnern den Autofahrer daran, in die Werkstatt zu fahren. Das geschieht oft nicht mehr nach festen Intervallen, auch das Fahrprofil des Autofahrers oder die Daten von Sensoren spielen eine Rolle. Es gibt aber auch immer noch das klassische Serviceheft, hier finden sich feste Intervalle. Laufzeit oder Laufleistung sind hier entscheidend – je nachdem, was vorher eintritt.

Wie erfahre ich, welche Arbeiten fällig sind?

Bei Fahrzeugen mit Serviceanzeige erfahren Sie vom Umfang der Inspektion oft erst beim Besuch in der Werkstatt. In der Werkstatt erklärt der Servicemeister am Fahrzeug den nötigen Umfang – so sollte es zumindest bei einer guten Werkstatt sein. Besitzt Ihr Auto noch ein Serviceheft, kann sich hier etwas zu den fälligen Arbeiten bei einer Inspektion finden. Das Gleiche gilt fürs Bordbuch – bei einigen Herstellern finden sich dort Angaben zum Inspektionsumfang.

Darf ich mein eigenes Motoröl zur Inspektion mitnehmen?

Die Werkstatt ist nicht verpflichtet, mitgebrachtes Öl oder mitgebrachte Ersatzteile zu akzeptieren. Wenn sie diese Möglichkeit zum Sparen nutzen möchten, ist es zwingend erforderlich, die Möglichkeit vorab mit der Werkstatt zu klären.

Gibt es einen Unterschied zwischen Service und Inspektion?

Nein, Begriffe wie Inspektion, Service oder Wartung meinen das Gleiche. Es geht um die notwendigen Arbeiten, um das Auto betriebssicher zu halten und zusätzlich die Technik bestmöglich vor Verschleiß oder einem plötzlichen Ausfall zu schützen.

Wie lange kann man die Inspektion überziehen?

Ein Überziehen der Inspektion kann Auswirkungen auf die Garantieleistungen des Herstellers haben. Wie viel Verzug ohne Auswirkungen geduldet wird, kann von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein. Die Spanne geht von null bis zu 3000 Kilometern und drei Monaten. Fährt der Hersteller eine Null-Toleranz-Strategie beim Überziehen des Inspektionsintervalls, kann der Autofahrer schlimmstenfalls auf Reparaturkosten sitzen bleiben. Welcher Hersteller dabei besonders streng sind, erfahren Sie hier.

Müssen auch Elektroautos zur Inspektion?

Ja, auch Elektroautos müssen zur Inspektion. Elektroautos besitzen Betriebsflüssigkeiten wie Bremsflüssigkeit oder Kühlmittel und verschiedene Filter, die einen regelmäßigen Besuch in der Werkstatt nötig machen. Zusätzlich wird noch die Funktion und Sicherheit der elektrischen Komponenten überprüft. In der Regel ist die Inspektion eines Elektroautos preiswerter als bei einem Benziner oder Diesel. Grund: Der Inspektionsumfang ist geringer als beim Verbrenner.

Von

Jan Kriebel