Kia Niro EV, SsangYong Korando, Skoda Enyaq: Test, Elektro, SUV, Akku, Preis
E-SUV mit Alltagstalenten: Kia Niro, SsangYong Korando und Skoda Enyaq

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Drei ganz unterschiedliche kompakte Elektro-SUV ringen um den Titel des Alltagshelden. Wie schlagen sich Kia Niro, Skoda Enyaq und SsangYong Korando?
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Auch das elektrische Alltags- und Familienauto ist interpretationsfähig – Kia Niro, Skoda Enyaq und SsangYong Korando verfolgen völlig verschiedene Konzepte.
Der Jüngste im Test, der Kia Niro EV, gibt den schwierig einzuordnenden Crossover aus SUV und Kompaktem und ist auch als Hybrid oder PHEV zu haben, alles auf gleicher Plattform. Der Skoda Enyaq, als Einziger als reines Elektroauto konzipiert, ist mehr Großkombi als SUV und das längste Auto im Vergleich (4,65 Meter).
Im Korando steckt viel Geländewagen
Der SsangYong Korando e-Motion ist auch als Verbrenner zu haben, trotz hier fehlender Allrad-Option eindeutig ein SUV mit noch immer erkennbaren Geländewagen-Genen, kantiger Grundform und hohen Sitzpositionen vorn wie hinten.

Kantig: Im SsangYong Korando steckt am meisten Geländewagen. Hinten und vorne sitzt man dementsprechend hoch.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der Kia repräsentiert mit seinen zwei 10,25-Zoll-Schirmen ganz die schöne neue Autowelt. Zwar übernimmt er nicht das ladefreudige 800-Volt-Bordnetz des teureren EV6, aber anders als sein Vorgänger bringt er jetzt einen dreiphasigen Bordlader fürs Wechselstrom-Laden mit, lädt also viel flotter an der Wallbox.
Der Niro wirkt aus der Perspektive der vorn Sitzenden durchaus großzügig. Hinten wird schnell offenbar, welche Nachteile das Umstricken eines Verbrenners auf Elektro bergen kann. Die Fondpassagiere sitzen arg nah am Fahrzeugboden. Das Resultat ist eine Sitzposition mit froschig angewinkelten Beinen.
Kia hat hier das leichtfüßigste Auto
Im Slalom ist der kompakte, nicht sonderlich hoch bauende Kia erwartungsgemäß das leichtfüßigste Auto. Allerdings wirkt die Lenkung playstationartig leicht und synthetisch, sodass sie dem Fahrer wenig Gefühl dafür vermittelt, was das Auto macht. Die Feder-Dämpfer-Kombi wurde offenbar vom Verbrenner übernommen und spricht wegen des erhöhten Gewichts besser an.

Licht und Schatten: Im Slalom ist der Niro EV das agilste Auto. Das Fahrwerk ist allerdings unterdämpft.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Unterdämpft und mit zu schwacher Zugstufe federt der Kia arg heftig nach oben heraus – grenzwertig beim Ausnutzen der immerhin 477 Kilogramm Zuladung. Auf der Autobahn ist er mit maximal 167 km/h unterwegs (Tacho: 175), legt dann aber seine zuvor gezeigte Sparsamkeit ab. Der Kia ist hier der Einzige mit bis zum Stillstand reichender Rekuperation, erlaubt Ein-Pedal-Fahren.
Fahrzeugdaten
Modell | Kia Niro EV | Skoda Enyaq iV 80 | SsangYong Korando E-Motion |
---|---|---|---|
Motor | Synchron-Elektromotor | Synchron-Elektromotor | Synchron-Elektromotor |
Einbaulage | vorn | hinten | vorn |
Spitzenleistung | 150 kW (204 PS) | 150 kW (204 PS) | 140 kW (190 PS) |
max. Drehmoment | 255 Nm | 310 Nm | 360 Nm |
Batterieart | Lithium-Ionen | Lithium-Ionen | Lithium-Ionen |
Batteriekapazität (netto) | 64,8 kWh | 77 kWh | 61,5 kWh |
Ladeleistung AC | 10,5 kW | 11 kW | 6,6 kWh |
Ladeleistung DC | 80 kW | 125 kW | 80 kWh |
Ladezeit (10-80 %, DC-Laden) | 45 Minuten | 29 Minuten | weniger als 60 Minuten |
Ladeanschluss | vorn Mitte | hinten rechts | vorn links |
Vmax | 167 km/h | 160 km/h | 156 km/h |
Antrieb | Vorderradantrieb | Hinterradantrieb | Vorderradantrieb |
Bremsen vorn/hinten | Scheiben/Scheiben | Scheiben/Trommel | Scheiben/Scheiben |
Testwagenbereifung | 215/55 R 17 V | v. 235/50 R 20, h. 255/45 R 20 | 215/65 R 17 V |
Reifentyp | Continental EcoContact 6 | Hankook Ventus S1 Evo3 EV | Continental PremiumContact 6 |
Radgröße | 6,5 x 17" | v. 8 x 20“, h. 9 x 20" | 6,5 x 17" |
Abgas CO2 (lokal) | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch* | 16,2 kWh | 16,9 kWh | 16,8 kWh |
Reichweite* | 460 km | 513 km | 339 km |
Vorbeifahrgeräusch | 67 dB(A) | 65 dB(A) | 65 dB(A) |
Anhängelast gebr./ungebr. | 750/300 kg | 1000/750 kg | 1500/500 kg |
Stützlast | 100 kg | 75 kg | 85 kg |
Kofferraumvolumen | 475–1392 l | 585–1710 l | 551 l–k. A. |
Länge/Breite/Höhe | 4420/1825–2050**/1570 mm | 4649/1879–2147**/1612 mm | 4465/1870–2095**/1645 mm |
Radstand | 2720 mm | 2765 mm | 2675 mm |
Grundpreis | 47.590 Euro | 48.900 Euro | 40.490 Euro |
Testwagenpreis (wird gewertet) | 51.070 Euro | 57.320 Euro | 47.090 Euro |
Der Skoda profitiert in zweifacher Hinsicht davon, dass er von vornherein als Elektroauto ausgelegt wurde: Die Raumökonomie erreicht fast Van-Niveau. Und beim Fahren verleihen ihm der tiefe Schwerpunkt und sein Heckantrieb (!) ein besonders agiles Kurvenverhalten, auch wenn das ESP früh eingreift. Leider wirkt er auf schlechten Wegen zittrig, knarzt und knistert leicht. Und auf Kopfsteinpflaster klötern alle Simply-Clever-Nettigkeiten wie der in der Tür versteckte Regenschirm oder die Ladekabeltasche vor sich hin.
Der Enyaq zeigt sich ausgewogen
Ein Nachteil, den der Skoda mit vielen Stromern teilt, ist das geringe Höchsttempo. In der Praxis sind es nur rund 160 km/h – im Fahrwasser hektisch bewegter Kleinlaster. Im Widerspruch zum Testwagenpreis stehen die Trommelbremsen hinten. Die Bremswege sind zwar konkurrenzfähig, angesichts der breiten Reifen hätten wir noch bessere erwartet.

Guter Kompromiss: Der Enyaq zeigt kaum Rollbewegungen, ist aber trotzdem komfortabel – und sehr leise.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Dass der Skoda dennoch auch in diesem Vergleich Punkte sammelt, liegt an seiner Ausgewogenheit. Beim Fahren erfreut er mit verstellbarer, angenehm direkter Sportlenkung ohne Antriebseinflüsse. Die Federung schluckt alles gut weg. Rollbewegungen über die Längsachse kennt er kaum. Der von uns gefahrene Sportline verfügt zudem über eine doppelte Akustikverglasung. Das Abrollen auf der Straße, Waschgeräusche beim Durchfahren von Pfützen – alles viel leiser als bei den beiden andern.
Messwerte
Modell | Kia Niro EV | Skoda Enyaq iV 80 | SsangYong Korando E-Motion |
---|---|---|---|
Beschleunigung | |||
0–50 km/h | 3,4 s | 3,1 s | 3,5 s |
0–100 km/h | 7,6 s | 8,4 s | 8,4 s |
0–130 km/h | 11,8 s | 14,1 s | 13,7 s |
Zwischenspurt | |||
60–100 km/h | 3,6 s | 4,5 s | 4,2 s |
80–120 km/h | 4,7 s | 6,1 s | 5,8 s |
Leergewicht/Zuladung | 1723/477 kg | 2119/529 kg | 1851/399 kg |
Gewichtsverteilung v./h. | 56/44 % | 48/52 % | 53/47 % |
Wendekreis links/rechts | 11,1/11,0 m | 10,9/10,9 m | 11,3/11,5 m |
Sitzhöhe | 605 mm | 640 mm | 675 mm |
Bremsweg | |||
aus 100 km/h kalt | 35,2 m | 35,6 m | 35,3 m |
aus 100 km/h warm | 35,6 m | 34,9 m | 32,9 m |
Innengeräusch | |||
bei 50 km/h | 56 dB(A) | 54 dB(A) | 58 dB(A) |
bei 100 km/h | 64 dB(A) | 61 dB(A) | 66 dB(A) |
bei 130 km/h | 69 dB(A) | 66 dB(A) | 71 dB(A) |
Verbrauch | |||
Sparverbrauch | 16,7 kWh/100 km | 18,1 kWh/100 km | 17,0 kWh/100 km |
Testverbrauch Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe) | 24,8 kWh/100 km (+53 %) | 27,5 kWh/100 km (+63 %) | 25,7 kWh/100 km (+53 %) |
Sportverbrauch | 29,0 kWh/100 km | 26,2 kWh/100 km | 30,9 kWh/100 km |
CO2 (Testverbrauch) | 0 g/km (lokal) | 0 g/km | 0 g/km |
Reichweite (Testverbrauch) | 310 km | 375 km | 260 km |
Der Skoda fühlt sich auch dank des Adaptivfahrwerks (das einzige in diesem Vergleich) eine ganze Klasse höherwertiger an als die Wettbewerber, was aber mit dem höchsten Preis zu entgelten ist – Testwagenpreis rund 57.000 Euro, über 6000 Euro teurer als der Kia-Testwagen.
Top-Ausstattung im Korando bietet nicht alles

Nicht komplett: Im SsangYong Korando vermissen wir viel Modernes – obwohl er erst 2019 auf den Markt kam.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Trotz Top-Ausstattung Titanium fällt auf, was er alles nicht mitbringt: keine Lendenwirbelstützen in den ansonsten körpergerechten Vordersitzen, kein Head-up-Display, keine Spracherkennung. Als der aktuelle Korando 2019 erschien, war das in dieser Klasse noch unüblich. Immerhin ist die Lehne der Fondbank neigungsverstellbar. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
Platz 1 mit 588 von 800 Punkten: Skoda Enyaq iV 80. Federung und Lenkung sehr ausgewogen, scheint eine Klasse über der Konkurrenz zu fahren.
Platz 2 mit 574 von 800 Punkten: Kia Niro EV. Lädt viel flotter als der Vorgänger. Infotainment so modern wie die Optik. Fond nur mäßig bequem.
Platz 3 mit 526 von 800 Punkten: SsangYong Korando E-Motion. Wer SUV-Fahrgefühl und -Sitzposition sucht, sitzt hier richtig. Bremst gut, lädt arg langsam.
Platz 2 mit 574 von 800 Punkten: Kia Niro EV. Lädt viel flotter als der Vorgänger. Infotainment so modern wie die Optik. Fond nur mäßig bequem.
Platz 3 mit 526 von 800 Punkten: SsangYong Korando E-Motion. Wer SUV-Fahrgefühl und -Sitzposition sucht, sitzt hier richtig. Bremst gut, lädt arg langsam.
Fazit
Es gilt auch bei diesem Trio das schon oft bei Elektroautos Gesagte: Sie sind alltagstauglich bei Vorhandensein einer Lademöglichkeit und Durchschnitts-Tagesfahrleistungen. Für Langstrecken aber bietet sich keiner dieser Kandidaten wirklich an. Vor allem der kernige, relativ preiswerte SsangYong braucht ein Ladetechnik-Update.
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