Auch das elektrische Alltags- und Familienauto ist interpretationsfähig – Kia Niro, Skoda Enyaq und SsangYong Korando verfolgen völlig verschiedene Konzepte.

Elektrische Kompakt-SUV im Test

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
Skoda Enyaq iV 80
UVP 48.900,00 EUR
Kia Niro EV
UVP 47.590,00 EUR
Der Jüngste im Test, der Kia Niro EV, gibt den schwierig einzuordnenden Crossover aus SUV und Kompaktem und ist auch als Hybrid oder PHEV zu haben, alles auf gleicher Plattform. Der Skoda Enyaq, als Einziger als reines Elektroauto konzipiert, ist mehr Großkombi als SUV und das längste Auto im Vergleich (4,65 Meter).

Im Korando steckt viel Geländewagen

Der SsangYong Korando e-Motion ist auch als Verbrenner zu haben, trotz hier fehlender Allrad-Option eindeutig ein SUV mit noch immer erkennbaren Geländewagen-Genen, kantiger Grundform und hohen Sitzpositionen vorn wie hinten.
SsangYong Korando E-Motion
Kantig: Im SsangYong Korando steckt am meisten Geländewagen. Hinten und vorne sitzt man dementsprechend hoch.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der Kia repräsentiert mit seinen zwei 10,25-Zoll-Schirmen ganz die schöne neue Autowelt. Zwar übernimmt er nicht das ladefreudige 800-Volt-Bordnetz des teureren EV6, aber anders als sein Vorgänger bringt er jetzt einen dreiphasigen Bordlader fürs Wechselstrom-Laden mit, lädt also viel flotter an der Wallbox.
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Der Niro wirkt aus der Perspektive der vorn Sitzenden durchaus großzügig. Hinten wird schnell offenbar, welche Nachteile das Umstricken eines Verbrenners auf Elektro bergen kann. Die Fondpassagiere sitzen arg nah am Fahrzeugboden. Das Resultat ist eine Sitzposition mit froschig angewinkelten Beinen.

Kia hat hier das leichtfüßigste Auto

Im Slalom ist der kompakte, nicht sonderlich hoch bauende Kia erwartungsgemäß das leichtfüßigste Auto. Allerdings wirkt die Lenkung playstationartig leicht und synthetisch, sodass sie dem Fahrer wenig Gefühl dafür vermittelt, was das Auto macht. Die Feder-Dämpfer-Kombi wurde offenbar vom Verbrenner übernommen und spricht wegen des erhöhten Gewichts besser an.
Kia Niro EV
Licht und Schatten: Im Slalom ist der Niro EV das agilste Auto. Das Fahrwerk ist allerdings unterdämpft.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Unterdämpft und mit zu schwacher Zugstufe federt der Kia arg heftig nach oben heraus – grenzwertig beim Ausnutzen der immerhin 477 Kilogramm Zuladung. Auf der Autobahn ist er mit maximal 167 km/h unterwegs (Tacho: 175), legt dann aber seine zuvor gezeigte Sparsamkeit ab. Der Kia ist hier der Einzige mit bis zum Stillstand reichender Rekuperation, erlaubt Ein-Pedal-Fahren.

Fahrzeugdaten

Fahrzeugdaten
Motor
Synchron-Elektromotor
Synchron-Elektromotor
Synchron-Elektromotor
Einbaulage
vorn
hinten
vorn
Spitzenleistung
150 kW (204 PS)
150 kW (204 PS)
140 kW (190 PS)
max. Drehmoment
255 Nm
310 Nm
360 Nm
Batterieart
Lithium-Ionen
Lithium-Ionen
Lithium-Ionen
Batteriekapazität (netto)
64,8 kWh
77 kWh
61,5 kWh
Ladeleistung AC
10,5 kW
11 kW
6,6 kWh
Ladeleistung DC
80 kW
125 kW
80 kWh
Ladezeit (10-80 %, DC-Laden)
45 Minuten
29 Minuten
weniger als 60 Minuten
Ladeanschluss
vorn Mitte
hinten rechts
vorn links
Vmax
167 km/h
160 km/h
156 km/h
Antrieb
Vorderradantrieb
Hinterradantrieb
Vorderradantrieb
Bremsen vorn/hinten
Scheiben/Scheiben
Scheiben/Trommel
Scheiben/Scheiben
Testwagenbereifung
215/55 R 17 V
v. 235/50 R 20, h. 255/45 R 20
215/65 R 17 V
Reifentyp
Continental EcoContact 6
Hankook Ventus S1 Evo3 EV
Continental PremiumContact 6
Radgröße
6,5 x 17"
v. 8 x 20“, h. 9 x 20"
6,5 x 17"
Abgas CO2  (lokal)
0 g/km
0 g/km
0 g/km
Verbrauch*
16,2 kWh
16,9 kWh
16,8 kWh
Reichweite*
460 km
513 km
339 km
Vorbeifahrgeräusch
67 dB(A)
65 dB(A)
65 dB(A)
Anhängelast gebr./ungebr.
750/300 kg
1000/750 kg
1500/500 kg
Stützlast
100 kg
75 kg
85 kg
Kofferraumvolumen
475–1392 l
585–1710 l
551 l–k. A.
Länge/Breite/Höhe
4420/1825–2050**/1570 mm
4649/1879–2147**/1612 mm
4465/1870–2095**/1645 mm
Radstand
2720 mm
2765 mm
2675 mm
Grundpreis
47.590 Euro
48.900 Euro
40.490 Euro
Testwagenpreis (wird gewertet)
51.070 Euro
57.320 Euro
47.090 Euro

Der Skoda profitiert in zweifacher Hinsicht davon, dass er von vornherein als Elektroauto ausgelegt wurde: Die Raumökonomie erreicht fast Van-Niveau. Und beim Fahren verleihen ihm der tiefe Schwerpunkt und sein Heckantrieb (!) ein besonders agiles Kurvenverhalten, auch wenn das ESP früh eingreift. Leider wirkt er auf schlechten Wegen zittrig, knarzt und knistert leicht. Und auf Kopfsteinpflaster klötern alle Simply-Clever-Nettigkeiten wie der in der Tür versteckte Regenschirm oder die Ladekabeltasche vor sich hin.

Der Enyaq zeigt sich ausgewogen

Ein Nachteil, den der Skoda mit vielen Stromern teilt, ist das geringe Höchsttempo. In der Praxis sind es nur rund 160 km/h – im Fahrwasser hektisch bewegter Kleinlaster. Im Widerspruch zum Testwagenpreis stehen die Trommelbremsen hinten. Die Bremswege sind zwar konkurrenzfähig, angesichts der breiten Reifen hätten wir noch bessere erwartet.
Skoda Enyaq iV 80
Guter Kompromiss: Der Enyaq zeigt kaum Rollbewegungen, ist aber trotzdem komfortabel – und sehr leise.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Dass der Skoda dennoch auch in diesem Vergleich Punkte sammelt, liegt an seiner Ausgewogenheit. Beim Fahren erfreut er mit verstellbarer, angenehm direkter Sportlenkung ohne Antriebseinflüsse. Die Federung schluckt alles gut weg. Rollbewegungen über die Längsachse kennt er kaum. Der von uns gefahrene Sportline verfügt zudem über eine doppelte Akustikverglasung. Das Abrollen auf der Straße, Waschgeräusche beim Durchfahren von Pfützen – alles viel leiser als bei den beiden andern.

Messwerte

Messwerte
Beschleunigung
0–50 km/h
3,4 s
3,1 s
3,5 s
0–100 km/h
7,6 s
8,4 s
8,4 s
0–130 km/h
11,8 s
14,1 s
13,7 s
Zwischenspurt
60–100 km/h
3,6 s
4,5 s
4,2 s
80–120 km/h
4,7 s
6,1 s
5,8 s
Leergewicht/Zuladung
1723/477 kg
2119/529 kg
1851/399 kg
Gewichtsverteilung v./h.
56/44 %
48/52 %
53/47 %
Wendekreis links/rechts
11,1/11,0 m
10,9/10,9 m
11,3/11,5 m
Sitzhöhe
605 mm
640 mm
675 mm
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
35,2 m
35,6 m
35,3 m
aus 100 km/h warm
35,6 m
34,9 m
32,9 m
Innengeräusch
bei 50 km/h
56 dB(A)
54 dB(A)
58 dB(A)
bei 100 km/h
64 dB(A)
61 dB(A)
66 dB(A)
bei 130 km/h
69 dB(A)
66 dB(A)
71 dB(A)
Verbrauch
Sparverbrauch
16,7 kWh/100 km
18,1 kWh/100 km
17,0 kWh/100 km
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
24,8 kWh/100 km
(+53 %)
27,5 kWh/100 km
(+63 %)
25,7 kWh/100 km
(+53 %)
Sportverbrauch
29,0 kWh/100 km
26,2 kWh/100 km
30,9 kWh/100 km
CO2 (Testverbrauch)
0 g/km (lokal)
0 g/km
0 g/km
Reichweite (Testverbrauch)
310 km
375 km
260 km

Der Skoda fühlt sich auch dank des Adaptivfahrwerks (das einzige in diesem Vergleich) eine ganze Klasse höherwertiger an als die Wettbewerber, was aber mit dem höchsten Preis zu entgelten ist – Testwagenpreis rund 57.000 Euro, über 6000 Euro teurer als der Kia-Testwagen.

Top-Ausstattung im Korando bietet nicht alles

Der SsangYong lässt mit seiner waagerechten Motorhaube, dicken Drehreglern und großen Skalen durchschimmern, dass die Spezialität dieses Herstellers kernige Geländewagen (Rexton) und Pick-ups (Musso) sind. Auch im Fond sitzt man hoch, aber auf etwas weichem Material.
SsangYong Korando E-Motion
Nicht komplett: Im SsangYong Korando vermissen wir viel Modernes – obwohl er erst 2019 auf den Markt kam.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Trotz Top-Ausstattung Titanium fällt auf, was er alles nicht mitbringt: keine Lendenwirbelstützen in den ansonsten körpergerechten Vordersitzen, kein Head-up-Display, keine Spracherkennung. Als der aktuelle Korando 2019 erschien, war das in dieser Klasse noch unüblich. Immerhin ist die Lehne der Fondbank neigungsverstellbar. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.

Bildergalerie

Kia Niro EV  Skoda Enyaq iV 80  SsangYong Korando E-Motion
Kia Niro EV
Skoda Enyaq iV 80
Kamera
Elektrische Kompakt-SUV im Test

Platz 1 mit 588 von 800 Punkten: Skoda Enyaq iV 80. Federung und Lenkung sehr ausgewogen, scheint eine Klasse über der Konkurrenz zu fahren.
Platz 2 mit 574 von 800 Punkten: Kia Niro EV. Lädt viel flotter als der Vorgänger. Infotainment so modern wie die Optik. Fond nur mäßig bequem.
Platz 3 mit 526 von 800 Punkten: SsangYong Korando E-Motion. Wer SUV-Fahrgefühl und -Sitzposition sucht, sitzt hier richtig. Bremst gut, lädt arg langsam.

Fazit

von

AUTO BILD
Es gilt auch bei diesem Trio das schon oft bei Elektroautos Gesagte: Sie sind alltagstauglich bei Vorhandensein einer Lademöglichkeit und Durchschnitts-Tagesfahrleistungen. Für Langstrecken aber bietet sich keiner dieser Kandidaten wirklich an. Vor allem der kernige, relativ preiswerte SsangYong braucht ein Ladetechnik-Update.