Der Polo gilt ja als sicherer Tipp in der Kleinwagenklasse. Der Wolfsburger fährt äußerst erwachsen, kann (fast) alles, man darf sich überall damit sehen lassen. Nebenbei gewinnt er Vergleichstests wie die Casinobetreiber beim Roulette – am Ende irgendwie immer. Von einem ganz bestimmten Konkurrenten jedoch können wir uns vorstellen, dass er den Tisch als Sieger verlässt. Es ist der Kia Rio. Warum gerade der?
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Der Rio will den Sieg seines Technikbruders i20 wiederholen

Kia Rio
Facelift: Kia hat am 2015er Modell des Rio einige Verbesserungen vorgenommen. Reicht das zum Sieg?
Zum einen hat der Hyundai i20 – ein enger Verwandter des Rio – jüngst dem Polo gezeigt, wo der Croupier die Locken hat. Außerdem haben wir den Rio schon häufiger als unauffällig und angenehm unkompliziert bewertet. Tugenden, die einem Kleinwagen besonders gut stehen. Am 2015er Modell des Rio hat Kia noch einmal ordentlich herumgefeilt und mehr Ausstattung und Technik in den vier Meter kurzen Fünftürer gestopft. Also: Kia oder VW – den besseren Kleinwagen findet man nicht durch Zockerglück, sondern beim Studieren eines AUTO BILD-Vergleichstests. Es treten an: Der Polo 1.2 TSI mit 90 PS (kostet in unserer Konfiguration 19.070 Euro) und der 15.790 Euro teure Rio 1.2 Spirit mit 84 PS. Trotz ähnlicher Eckdaten – ein entscheidendes Detail trennt die beiden. Unter der Motorhaube des Polo schnauft ein Turbolader. Das soll dem VW mehr Durchzug und Laufkultur bringen, gleichzeitig den Verbrauch drücken.
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Der Turbomotor verleiht dem Polo einen guten Durchzug

VW Polo
Geschmeidig und stark: Der aufgeladene Vierzylinder des Polo lässt eine schaltfaule Fahrweise zu.
Und, klappt's? Na ja, sagen wir, zur Hälfte. Denn mit 5,7 Liter Durchschnittsdurst trinkt der VW exakt so viel Benzin wie der 1.2er-Schlichtmotor des Kia. Was jedoch den Arbeitseifer der TSI-Maschine im Polo angeht, entfaltet die Aufladung ihre Wirkung vorbildlich. Der kleine Benziner drückt die Leistung geschmeidiger heraus, so lässt sich das Auto schaltfauler fahren, es zieht um Welten besser durch, wirkt reifer. Der Vierzylinder im Kia kräht (bei höheren Drehzahlen) angestrengter, braucht ordentlich Touren, um Tempo zu machen. Analog zum Motorcharakter fühlt sich der Rio auch im Fahrbetrieb nervöser an. Vom Geräusch her etwas dünnblechig, in schnell gefahrenen Kurven weniger unbeirrbar und schüchterner auf der Bremse. Kurz: in den meisten Lebenslagen nicht so geschliffen wie der VW. In einem Punkt dürfte sich der Polo jedoch gerne etwas abgucken: Die Federung des Kia spricht feiner an, gibt auf langen Wellen mit Komfort nach und steckt auch unter voller Beladung die meisten Angriffe durch hinterhältige Buckel im Asphalt weg.
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Beide Kleinwagen haben ihre unbestreitbaren Vorteile

Siegt Korea erneut?
Fahrspaß vs. Nutzwert: Der VW Polo gibt den Dynamiker, mit dem Kia Rio gelingt der Alltag besser.
Der Polo staucht an gleicher Stelle zusammen, die Anschlagpuffer ächzen. Dicker Trost: Der Polo kann auch flitzen – sprich Spaß bereiten. Die Lenkung reagiert wacher, das ESP wurschtelt nicht gleich bei jedem zackigen Abbiegemanöver stabilisierend im Bremssystem herum, und der Motor mag auch mal "gedreht" werden. Etwas Dynamik darf schon sein. Im Alltag hingegen hat der Rio die besseren Karten. Im Innenraum geht es subjektiv luftiger zu, und hinten steht auch messbar mehr Platz zur Verfügung. Seinen Bonus in puncto Ausstattung nimmt man natürlich ebenfalls gern mit. Zum Beispiel verfügt ein Rio Spirit ab Werk über eine Klimaautomatik und sogar hintere Kopfairbags. Dabei kostet er über 3000 Euro weniger. Für einen Sieg reicht es dennoch nicht ganz. Was fehlt, verrät der Konzernbruder Hyundai i20 sicherlich gern.

Fazit

Der Rio ist recht hemdsärmelig im Wesen, dafür günstiger als der VW und ohne größere Fehler. Der Polo ist rundum reifer, erwachsener, was seinen Antrieb angeht, sogar funktionaler als der Koreaner. Unser Urteil ist somit eindeutig: der VW ist in diesem Vergleich die bessere Wahl.