Mit dem neuen MX-5 RF (Retractable Fastback) malt Mazda keine Luftschlösser. Auf der New York Auto Show (25. März bis 3. April) zeigen die Japaner, dass sie nicht lange reden wollen – sie machen einfach. Konkret heißt das: So wie das Targa-Coupé auf der Messe den Frühling begrüßt, wird es Anfang 2017 auch zu uns kommen.
Fahrbericht: Mazda MX-5 RF
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Video: Mazda MX-5 RF (NYIAS 2016)

MX-5 Targa-Coupé

Bild: AUTO BILD
Schauen wir uns den neuen Grenzgänger zwischen Targa, Sportcoupé und Roadster also mal genauer an. Vorne bleibt er ganz MX-5. Hier wurde nichts angerührt. Länge, Breite und Radstand sind identisch mit dem Roadster, lediglich in der Höhe sattelt der RF fünf Millimeter drauf. Doch dann kommt's: Mit jedem Zentimeter, den dein Blick nach hinten wandert, legt der zum Fastback umgebaute MX-5 ein Stück von seiner Unschuld ab. Aus dem filigranen Roadster wird nun ein strammes Sportcoupé mit muskulösem Hintern, das mich spontan an britische Vorbilder vom Schlage Triumph Spitfire GT oder MG B GT erinnert – die natürlich geschlossen waren.
Mazda baut eine Million MX-5

Das Dachsystem besteht aus drei Teilen

Der RF aber will nicht nur ein festes Dach überm Kopf bieten, sondern auch mit dem Wind spielen – wenn auch nicht so wild und ungestüm wie Bruder Roadster. Dafür hat Mazda einigen Aufwand betrieben. So wie früher einfach nur ein Stück Targadach herauszunehmen und es in den Kofferraum zu legen, das war dem Team um Chefdesigner Masashi Nakayama dann doch zu billig. So entschieden sie sich für ein dreiteiliges Dachsystem, das gemeinsam mit Webasto entwickelt wurde und in seiner Raffinesse und Choreografie durchaus mit dem Porsche 911 Targa (hier der Test) konkurrieren kann.
Das Origami-Coupé
Innerhalb von zwölf Sekunden spielt sich ein Dachballett ab – ähnlich wie beim Porsche 911 Targa.
Auf Knopfdruck lösen sich zunächst die beiden hinteren Dachfinnen und klappen hoch. Dann fährt das optional in Schwarz oder in Wagenfarbe lackierte Dachmittelteil nach hinten, schnürt sich mit der extrem steil stehenden Glasheckscheibe zu einem kompakten Paket zusammen und legt sich anschließend hinter den Rücksitzen in der Mulde ab, wo der Roadster sonst seine Stoffkapuze versteckt. Origami-Kunst vom Feinsten. Der Kofferraum wird von den Umbauarbeiten nicht behelligt und ist damit weiterhin 130 Liter groß. Am Ende bleiben im Rücken der Insassen ein solider Überrollbügel und die beiden seitlichen Finnen stehen, ein stattliches Windschott aus Acryl soll verhindern, dass der Fahrtwind von hinten wieder in die Kabine kriecht.

Mehrgewicht des RF: rund 40 Kilo

Der ganze Striptease dauert gerade mal zwölf Sekunden. Wer will, kann diese Klipp-Klapp-Show auch während der Fahrt bis zehn km/h veranstalten. Blicke der Passanten sind ihm sicher. Großes Theater also für eine relativ schmale Luke, durch die der Wind spürbar gezähmter durch den Innenraum wirbeln dürfte als beim Roadster. Federleicht ist das ausgeklügelte Verdeck-Gedeck nicht, obwohl es größtenteils aus Kunststoff besteht. Zusätzliche rund 40 Kilo schwingt der RF mehr auf die Waage, macht etwa 1060 Kilo Gesamtgewicht für den Zweiliter-Benziner mit 160 PS, was unter den aktuellen Sportskameraden noch immer ein Topwert ist. Also keine Angst: Der RF wird Kurven jeder Art genauso gierig fressen wie der Roadster, zumal Mazda Fahrwerk und Lenkung entsprechend dem Mehrgewicht angepasst hat.

Im Gegensatz zum Roadster gibt es eine Sechsgang-Automatik

Das Origami-Coupé
Auch der Innenraum ist bekannt – bis auf ein kleines Display, das den Verdeckstatus anzeigt.
Eine schwächere Einstiegsversion ist vorerst übrigens nicht geplant, was auch zeigt, dass Mazda seinen neuen Blech-Kumpel – ganz selbstbewusst – höher positionieren möchte. Gerne in Richtung BMW Z4 oder Mercedes SLC. Auch dafür muss der Fastback das puristische Glaubensbekenntnis des Roadsters ein Stück weit zurechtbiegen. So wird Mazda den RF wohl ausschließlich in der Topausstattung Sportsline anbieten. Und es wird, im Gegensatz zum Roadster, zusätzlich zum Sechsgang-Schaltgetriebe eine Sechsgang-Automatik geben. Die Sitze tragen feines rotbraunes Nappaleder mit grauen Nähten, eine spezielle Dämmung am Dachhimmel sowie Teilen der hinteren Radhäuser soll zudem für mehr Fahrkomfort sorgen. Ansonsten bleibt es innen beim bekannten MX-5-Layout, lediglich links im Cockpit informiert ein kleines Farbdisplay über das Öffnen und Schließen des Dachs.
Die Preisfrage am Ende unserer Sitzprobe möchte Mazda noch nicht beantworten. Also schätzen wir mal: Bei einem Aufschlag zum Roadster von 2500 bis 3000 Euro kommen wir auf knapp 30.000 Euro. Nur mal so gesponnen. Die Gedanken sind schließlich frei.

Fazit

von

Tomas Hirschberger
Bis zum Serienstart nimmt sich Mazda lediglich noch Zeit fürs Feintuning, an der Optik aber wollen sie nichts mehr ändern. Wir bitten drum. Denn live und in Farbe wirkt der RF noch stimmiger als auf den ersten Fotos vor einer Woche, fast wie ein Junior-Coupé von Aston Martin.

Von

Tomas Hirschberger