Vorstellung: Erster Hybrid von AMG

Der CLS bekommt als eines der ersten Mercedes-Modelle den neuesten AMG-Motor. Im Mercedes-AMG CLS 53 wird der Reihensechszylinder von Daimler zum Einsatz kommen. Weil die bisher stärkste Variante des Reihensechsers (CLS 450 mit 367 PS plus 22 PS E-Boost) übertrumpft werden muss, erhöhen die Entwickler den Output des Dreiliter-Turbobenziners mit Elektro-Unterstützung: Heraus kommen 435 PS plus die bekannten 22 Zusatz-PS aus dem E-Generator auf der Kurbelwelle – macht zusammen bis zu 457 PS. Dazu hilft ein elektrischer Zusatzverdichter, den Ladedruck schnell aufzubauen.
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Die Abrisskante auf dem Heckdeckel des CLS 53 ist auf Wunsch in Carbon bestellbar.
Auch optisch setzt sich der CLS 53 von den normalen CLS-Modellen ab – ohne zu aggressiv zu wirken, denn schließlich soll in den kommenden Monaten ja noch die viertürige Version des AMG GT folgen. Der 53er gibt sich deshalb mit einer etwas schärferen Frontschürze zufrieden. Erkennungszeichen des AMG sind die doppelte Chromspange im Grill, die Schwellerverkleidungen und die Heckschürze samt Diffusor-Einsatz mit den vier runden Endrohren. Serienmäßig ist der CLS auf 19 Zoll großen Leichtmetallfelgen unterwegs, optional drehen sich 20-Zoll-Räder in den Radhäusern. Nicht nur für die Optik haben die Techniker im Vergleich zum normalen CLS die Spur des AMG-Modells verbreitert: Das Fahrverhalten in Kurven soll sich verbessern, erklärt Mercedes. Einen echten Konkurrenten hat der CLS 53 noch nicht – bis der neue S7 kommt, verfolgt höchstens der Porsche Panamera das Konzept eines coupéartigen Power-Viertürers. Das BMW M6 Gran Coupé spielt in einer anderen Leistungsliga. Ab August steht der Mercedes-AMG CLS 53 für mindestens 84.431 Euro beim Händler.

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Neue Mercedes-AMG (2020 und 2021)
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Neue Mercedes-AMG (2021)

Innenraum: Luxus und Sportlichkeit im Einklang

Schon beim Einsteigen in den CLS 53 Edition 1 ist eines sofort klar: Die Kupfer-Akzente im Cockpit stehen dem coupéartigen Hybrid-AMG ausgesprochen gut. Die Carbon-Zierteile mit den filigranen Kupferfäden in den Waben schimmern edel, die passenden Ziernähte runden das Bild ab. In den Sportsitzen sind die vorderen Insassen nicht übertrieben sportlich eingespannt – der AMG-CLS ist ja ohnehin eher GT als Rennstrecken-Werkzeug. Das gilt auch für die Sitzposition. Bequem, ja. Aber nach oben ist – wie beim normalen CLS – für große Menschen nicht besonders viel Platz. Wer über 1,90 Meter groß ist, wird sich wohl eine Tieferlegung des Sitzes wünschen. Durchweg positiv: Das Lenkrad mit der Edition 1-Plakette macht nicht nur optisch eine gute Figur, sondern fasst sich dank des perforierten Nappaleders sehr angenehm an und ist griffig.
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Die roten Gurte hatte unser Foto-Exemplar nicht. Eigentlich sollen sie zur Serienausstattung gehören.
Das Infotainmentsystem mit seinen zwei 12,3-Zoll-Bildschirmen (optional) ist aus CLS, E-, S-und G-Klasse bekannt und zeigt auch im CLS 53 Fahrdaten, Navi- und Infotainmentinhalte an. Neben den bekannten Funktionen können sich 53er-Piloten hier Motor- und Getriebeöltemperatur, Quer- und Längsbeschleunigung, momentane Motorleistung und das anliegende Drehmoment sowie Ladedruck und Infos zu Reifendruck und -temperatur anzeigen lassen. Wann der Extra-Schub des E-Generators (plus 22 PS und 250 Nm) zur Verfügung steht, liest der Fahrer in einer eigenen Anzeige ab.

Fahren: Komfortabel und gut gedämmt

Dank des elektrischen Zusatzverdichters ist der Ladedruck sehr schnell aufgebaut – der CLS 53 rauscht also nach dem Gasgeben spontan und praktisch ohne Turboloch davon. Über fünf Fahrprogramme kann der Fahrer Motor- und Schaltcharakteristik, Lenkung und Fahrwerk individuell einstellen. Selbst im Sportmodus bleibt der AMG 53 CLS mit seinem Luftfahrwerk immer ein komfortables Reiseauto, das selbst grobe Unebenheiten auf der Straße nicht an die Wirbelsäulen der Insassen durchreicht. Im Komfort-Modus wird der AMG-CLS beinahe zur Sänfte: Um Kurven zirkelt er ohne Macken und wie auf Schienen, Wankbewegungen sind kaum feststellbar. Auf der Autobahn braucht es wegen des exakten Geradeauslaufs kaum Lenkkorrekturen.
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Die Lenkung des Mercedes-AMG CLS 53 arbeitet präzise und mit kurzen Wegen.
Die Lenkung selbst arbeitet präzise und mit kurzen Wegen, die neunstufige Automatik schaltet praktisch verzögerungsfrei und lässt sich durch griffige Paddel am Lenkrad auch manuell steuern. Ganze Arbeit geleistet haben die Ingenieure beim Thema Akustik. Innen hört man auch bei schneller Fahrt fast nichts, das ist insbesondere beim AMG schade – denn der satte Klang des Motors und das Brabbeln im Zwischengas beim schnellen Herunterschalten sind für viele AMG-Fans ein echtes Kaufargument. Auch das riesige und meist optionale Angebot an Assistenzsystemen macht aus dem AMG-Sportwagen einen komfortablen Gran Turismo. Offiziell gibt Mercedes den Durchschnittsverbrauch des AMG-Motors mit 8,7 Litern an – unter zwölf Liter waren während unserer ersten Ausfahrt real allerdings selbst bei Einhaltung der spanischen Tempolimits und trotz der Start-Stopp-Automatik nicht zu schaffen.

Ausstattung und Connectivity: Optional mehr Topspeed

Typisch AMG ist die Ausstattung des stärksten CLS: Serienmäßig ist der Vierradantrieb 4Matic+, der über eine elektromechanische Kupplung die Vorderachse je nach Fahrsituation mit Kraft versorgt. Auch immer verbaut: das sportiver abgestimmte Luftfahrwerk (AMG Ride Control+) mit variablen Dämpfern, die sich in drei Stufen vorkonfigurieren lassen (Comfort, Sport, Sport+). Darüber hinaus hat AMG die Steifigkeit der Achsschenkel und Traggelenke optimiert und den negativen Sturz an Vorder- und Hinterachse erhöht. Über die fünf Fahrprogramme (Eco, Comfort, Sport, Sport+, Individual) kann der Fahrer Fahrwerk, Lenkung und Motorcharaktersitik des CLS je nach Geschmack einstellen. Für mehr Topspeed (270 statt 250 km/h) kann das AMG Driver's Package geordert werden.
In der Aufpreisliste des CLS 53 finden sich Innenraumpakete in den Farbkombis Macchiatobeige/Magmagrau, Schwarz/Bengalrot und Espressobraun/Magmagrau sowie die "designo"-Ausstattungen. Passend zur gewählten Farbkombination ist auch das Lenkrad bezogen. Ansonsten übernimmt der AMG die bekannten Extras vom CLS – dazu gehören neben der "Energizing"-Komfortsteuerung mit Massage-, Klang- und Lichtfunktionen auch das Head-up-Display mit AMG-Grafiken.
Traditionell ist die Edition 1 im ersten Jahr nach Markteinführung (Sommer 2018) bestellbar. Die Sonderserie des CLS 53 zeichnet sich durch kupferfarbene Akzente im Innenraum und schwarze Nappaleder-Sitze aus. Das Lenkrad mit Edition-1-Logo gehört ebenso zur Ausstattung wie die Ambientebeleuchtung, das Memory- und Spiegel-Paket und die IWC-Analoguhr in der Mittelkonsole. Der Aufpreis liegt bei knapp 13.000 Euro.

Motor und Preis: Einstiegspreis von unter 85.000 Euro

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Die gelochten und innenbelüfteten Scheiben messen vorne 370 Millimeter. Vierkolben-Festsättel nehmen sie in die Zange.
Der neue 53er-Motor ist eine Variation des M256-Reihensechszylinders, der als AMG eine neue Leistungsstufe erklimmt. Mit Turboaufladung und elektrischem Zusatzverdichter gipfeln die Nennwerte bei 435 PS und 520 Nm Drehmoment sowie zusätzlichen 22 PS dank kurzzeitigem E-Boost. Nach und nach dürfte der 53er den alten V6 Biturbo der 43er-AMG ablösen. Der große Vorteil der E-Unterstützung soll das spontane Ansprechverhalten sein, das durch die 250 Newtonmeter Drehmoment des elektrischen Startergenerators ermöglicht werden soll – zudem speist er das 48-Volt-Bordnetz. Der elektrische Zusatzverdichter hilft, den vollen Ladedruck schnell aufzubauen. Sortiert wird die Kraft über eine Neungangautomatik, die den fast zwei Tonnen schweren CLS 53 dank Allradantrieb in 4,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen lässt. Der Einstiegspreis für den CLS 53 liegt bei 84.431 Euro, das zeitlich begrenzt erhältliche Sondermodell Edition 1 startet bei 97.283 Euro. Ab August steht das neue Modell beim Händler.

Technische Daten: AMG verbaut Reihensechszylinder

Mercedes-AMG CLS 53 • Motor: 3,0-Liter-R6 mit Abgasturbolader und elektrischem Zusatzverdichter • Hubraum: 2999 ccm • Leistung: 435 PS (Ottomotor) + 22 PS E-Boost • Maximales Drehmoment: 520 Nm (Ottomotor) + 250 Nm E-Boost • Getriebe: Neungang-Automatik • Antrieb: Allradantrieb • Verbrauch: 8,4 l/100 km • Gewicht: 1905 kg (DIN) / 1980 kg (EG) • 0-100 km/h: 4,5 Sekunden • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (270 km/h mit AMG Driver's Package) • Preis: ab 84.431 Euro.

Von

Jürgen Wolff