"Nein, der neue Passat ist nicht die neue Oberklasse von VW“, sagt Heinz-Jakob Neußer. Der Mann sollte es wissen – als Entwicklungsvorstand von VW. Doch die Frage, in welcher Liga der Passat zukünftig spielt, stellt sich trotzdem: Mit seiner schieren Größe, seiner umfangreichen Ausstattung und jeder Menge Technik steht er auf dem Sprung in die nächsthöhere Klasse. Dorthin, wo die E-Klasse von Mercedes traditionell antritt. Andererseits: Baut Skoda, bekanntlich mit Technik aus dem VW-Regal, vielleicht schon die besseren Volks-Wagen? Das prüfen wir.
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VW hat den Passat optisch deutlich aufgewertet

VW Passat
Kosmetik: Obwohl sich an den Abmessungen kaum etwas verändert hat, wirkt der neue Passat straffer.
Weil bei uns drei Viertel aller Passat als Variant bestellt werden, vergleichen wir alle drei Autos als Kombi. Im Vergleich zum Vorgänger haben sich die Außenmaße des Passat kaum verändert (Länge – 2 mm, Breite +12 mm, Höhe – 14 mm), wohl aber die Proportionen: Nummer acht wirkt straffer und gestreckter. Doch weder der moderne, schnörkellose Skoda noch der wuchtige, leicht barocke Mercedes müssen sich vor dem VW verstecken. Der überzeugt auch innen als Vertreter der glasklaren Linie. Das sieht nicht nur ziemlich elegant aus – und wesentlich edler als bisher –, das schafft auch ein luftiges Raumgefühl. Unsere Messwerte bestätigen den Eindruck: Der Passat bietet vorn noch mehr Platz als der auch schon geräumige Octavia und nur einen Hauch weniger als die füllige E-Klasse.Die Überraschung gibt es im Fond: Mit seinem herrschaftlichen Platzangebot sprengt der Passat tatsächlich den Rahmen der Klasse. Da haben sogar die luftig geschnittenen und überhaupt nicht engen Skoda und Mercedes das Nachsehen.
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Die E-Klasse fühlt sich beim Fahren am hochwertigsten an

Mercedes E-Klasse
Solide schwäbische Wertarbeit: In Bewegung zeigt sich das E-Klasse T-Modell unerschütterlich.
Dass der Benz aber doch in einer höheren Klasse spielt, zeigt sich beim Fahren: Sanft wogend rollt er über Gullydeckel und Querrinnen. Er wiegt 300 Kilo mehr als der Passat und fühlt sich genauso an: unerschütterlich. Mit den längs eingebauten Motoren, dem Hinterradantrieb und der sämigen Lenkung ergibt sich ein unaufgeregtes, komfortables Fahrgefühl. Skoda und VW, beide natürlich mit quer eingebauten Motoren und Frontantrieb, sind die jüngeren Autos, das spürt man deutlich. Der Passat fährt sich viel direkter und leichtfüßiger als der Mercedes, insgesamt sehr handlich. Wie gewohnt hat VW das empfehlenswerte DCC-Fahrwerk im Angebot (1180 Euro), mit dem sich die Dämpfer zwischen Normal, Sport und Komfort verstellen lassen. An den Komfort des Benz kommt der VW aber auch mit dem Verstell-Fahrwerk nicht heran. Der Skoda ist noch einmal 200 Kilo leichter als der Passat, fährt sich ausgesprochen lebhaft und agil, federt aber zu stramm und rollt vergleichsweise steif ab.
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Für Leute, die eine letzte Entscheidungshilfe brauchen, noch ein Wort über die Preise. Wenn der neue Passat Mitte November beim Händler steht, gibt es erst einmal drei Motoren, einen davon mit Allradantrieb (siehe Tabelle unten). Später folgen noch Benziner mit 125, 180, 220 und 280 PS sowie Diesel mit 120 und 190 PS. Als beliebter 150-PS-TDI kostet der Passat Variant ab 31.325 Euro. Der Skoda Octavia Combi steht mit dem gleichen Motor für 25.950 Euro in der Liste. Und Mercedes schwebt in ganz anderen Sphären. Die Schwaben rufen für den E 200 T mit 136-PS-Diesel mindestens 44.476 Euro auf.
Dirk Branke

Fazit

Die Überraschung bleibt aus. Der Passat bleibt sich treu. Er ist einerseits geräumiger, komfortabler (und teurer) als der grundsympathische Skoda Octavia. Andererseits auch nicht Oberklasse wie der eben doch luxuriösere und komfortablere Benz. Sondern Mittelklasse – hier allerdings ganz weit oben.