So unterschiedlich sind Autokäufer: Während Nissan hier nur wenig Beachtung findet, reißen sich die Käufer in den USA um die Autos aus Japan. Vor allem ein kompakter Stromer hat es den Amis angetan. Sein Name: Leaf. Über 60.000 Exemplare hat Nissan bereits ausgeliefert. Und während die deutschen Hersteller gerade die ersten Gehversuche in der Elektromobilität unternehmen, haben die Japaner bereits die zweite Generation des Leaf an den Start gebracht. Konkurrenz bekommt Nissan nun von Ford. Der bereits seit Jahresbeginn in den USA erhältliche Ford Focus Electric startet in diesen Wochen auch auf dem deutschen Markt.

Überblick: Alle News und Tests zum Nissan Leaf

Nissan Leaf
Alltagstauglicher: Als Elektroauto konzipiert, bietet der Leaf mehr Platz als der "nachgerüstete" Focus.
Während der Leaf von Anfang an als reines Elektroauto konzipiert wurde, hat der Focus den Elektroantrieb erst nachträglich für sich entdeckt. Und das merkt man schnell. Trotz ähnlicher Abmessungen bietet der Nissan mehr Platz, vor allem sein Kofferraum ist mit 355 Litern deutlich größer. Im Focus stört der im Gepäckraum untergebrachte Lithium-Ionen-Akku. Mit gerade mal 237 Litern bleibt dem Ford-Kofferraum nicht einmal mehr Kleinwagenformat. Auch beim Fahren enttäuscht der Ford. Während der konventionell angetriebene Focus mit seinem harmonisch abgestimmtem Fahrwerk überzeugt, geht durch den Elektroantrieb die Balance verloren. Die Federung des Elektro-Focus arbeitet weniger geschmeidig, die Lenkung ist weniger präzise und selbst der Geradeauslauf ist schlechter. Das kann der Nissan besser. Auch er ist kein Komfortwunder, schluckt aber vor allem kurze Stöße viel besser.

Überblick: Alle News und Tests zum Ford Focus

Ford Focus
Reichweitennachteil: Der schwerere Focus muss rund 40 Kilometer eher aufgeladen werden als der Leaf.
Zudem muss er mit weniger Traktionsproblemen kämpfen. Und so beschleunigt der Leaf in 11,5 Sekunden von null auf 100, ist nur eine Zehntelsekunde langsamer als der gut 30 PS stärkere Focus. Ein weiterer Vorteil des Nissan: Er wiegt rund 200 Kilogramm weniger als der Ford. So kommt der Japaner mit einem ähnlich großen Akku rund 40 Kilometer weiter – bei der eingeschränkten Reichweite der Testkandidaten ein echter Vorteil. Verbesserungswürdig ist bei beiden die Bedienung. Während im Ford winzige, unübersichtliche Knöpfe Rätsel aufgeben, ist der Nissan mit einem zentralen Dreh- Drück-Steller ausgerüstet. Die Menüs sind allerdings verschachtelt, viele tägliche Aufgaben wie etwa das Verstellen eines Radiosenders erfordern Übung. Auch der Qualitätseindruck könnte besser sein. Zwar ist der Leaf routiniert verarbeitet, einfache und kratzempfindliche Kunststoffe wirken aber billig. Hier profitiert der Focus eindeutig von seiner guten Basis.
Beim Preis zahlt sich das nicht aus. Happige 39.990 Euro verlangt Ford für den Focus Electric. Richtig viel Geld, zumal der Nissan bereits ab 23.790 Euro erhältlich ist. Dann kostet die Akkumiete allerdings zusätzlich 79 Euro im Monat. Wird der Stromspeicher mitgekauft, sind mindestens 29.690 Euro fällig. Unterm Strich kann sich der preiswerte und überraschend gute Nissan Leaf so gegen den unharmonischen Ford Focus Electric durchsetzen. Dieses Ergebnis ist durchaus beachtenswert.

Von

Stefan Voswinkel