Hamburg, Köhlbrandbrücke, Schmuddelwetter, drei Grad plus. Die beiden Stahlpylone pieksen in tief hängende Wolkenfetzen, 53 Meter tiefer zieht ein Schlepper eine schüttere Fahrrinne durch dicht gepackte Eisschollen auf dem Köhlbrand. Stau, die Luft draußen riecht ein wenig wie ein bulgarischer Lkw. Im Leaf ist es leise. Die trägen Schwingungen der 3,5 Kilometer langen Schrägseilbrücke sind gut zu spüren. Dann geht es weiter, durch den vernieselregneten Freihafen in die Redaktionstiefgarage. Ende der Vergleichsfahrt. Denn der Nissan Leaf muss an die Steckdose.

Überblick: Alle News und Tests zum Opel Ampera

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Video: Opel Ampera, Nissan Leaf

Erster harter Test der E-Autos

Bei winterlichen Bedingungen mit Scheibenwischer, Heizung und Klimaanlage (wegen der ständig beschlagenen Scheiben) ist es mit der Reichweite des Elektro-Nissan ungefähr so weit her wie mit den Sangeskünsten von Milli Vanilli: Reden wir lieber nicht drüber. Müssen wir aber, denn dies ist ein gepunkteter Vergleich, und der andere Kandidat, der Opel Ampera, kann das alles ungleich viel besser. Seine rein elektrische Reichweite ist noch viel geringer, aber weil er – je nach Sichtweise – ein serieller Plug-in-Hybrid oder ein rangeextendetes Elektroautomobil ist, braucht das den Fahrer nicht weiter zu kümmern. Er kann die Ladung des 16 kWh-Akkus für warme Füße, durchsichtige Scheiben und Musik aus dem Radio verpulvern, denn im Notfall springt ihm ein ganz und gar konventioneller Vierzylinder-Benziner zur Seite und hält den Ampera auto-mobil.

Überblick: Alle News und Tests zum Nissan Leaf

Nissan Leaf
Keine Chance gegen den Opel: In Sachen Reichweite muss der Nissan Leaf passen.
Beim Leaf entfallen bei leeren Akkus die zwei Vorsilben, er ist dann nur noch mobil, ohne fremde Hilfe, etwa eines Abschleppers, kommt er nicht mehr vom Fleck. So viele Punkte, wie er dafür auf den Ampera einbüßen müsste, gibt das Testschema von AUTO BILD gar nicht her. In den Wertungskriterien "Ladedauer/Handhabung" und "Reichweite" enteilt ihm der Opel bereits so weit, dass der Nissan den Vergleichstest eigentlich schon verloren hat. Und bevor Sie uns jetzt dafür schlagen: Hier geht es nicht darum, ob der Nissan Leaf oder der Opel Ampera gute Elektroautos sind. Oder ob die Zukunft den Elektroautos gehört. Sondern nur darum, wie gut Nissan Leaf und Opel Ampera für den automobilen Alltag gerüstet sind. Berührungsängste mit den Elektromobilen sind unangebracht. Jeder, der im Umgang mit Automatikautos geübt ist, kommt mit Leaf und Ampera auf Anhieb zurecht. Einige Besonderheiten gibt es dennoch zu beachten.

Weitere Details zu den beiden Elektroautos gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen lesen Sie in AUTO BILD 8/2012 – ab sofort im Handel.Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.

Fazit

von

Heinrich Lingner
Darf man das denn? Elektroautos nach den gleichen Kriterien bewerten und bepunkten wie etwa Dieselkompakte? Ja sicher. Denn Nissan Leaf und Opel Ampera konkurrieren mit konventionellen Autos. Und da muss erlaubt sein, nachzuprüfen, wie gut sie nach Testkriterien sind. Die Antwort: Der Ampera ist ein vollwertiges Auto, teuer, doch durchaus interessant. Die geringe Reichweite disqualifiziert dagegen den Leaf für höhere Aufgaben.

Von

Heinrich Lingner