Porsche Panamera auf der Auto Shanghai 2009
Porsche ganz oben

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Hoch über den Wolken der 20-Millionen-Metropole Shanghai rollte Porsche den neuen Panamera ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Eine Weltpremiere unter erschwerten Bedingungen.
Es war das erste Mal überhaupt, dass ein neues Porsche-Modell nicht in Europa oder Amerika Weltpremiere feierte. Die Bühne im 94. Stockwerk des Financial Centers war im wahrsten Sinne des Wortes völlig abgehoben. Motto: Wo wir sind, ist oben. Rund 300 Journalisten aus aller Welt folgten am Vorabend der Auto Shanghai 2009 der Einladung auf das höchste Gebäude Asiens, das wegen seiner prägnanten Konstruktion auch den Spitznamen "Flaschenöffner" trägt. In 492 Meter Höhe gab es unter den Kollegen eigentlich nur eine Frage: Wie bitte schön hat Porsche den Panamera hier hochgebracht. Antwort: Mit viel Glück und einem Trick. Denn in den Fahrstuhl passte der viertürige Sportwagen so ohne Weiteres nicht. Also wurde er um 90 Grad gekippt und gaaaaanz vorsichtig reingeschoben – in den ganz normalen Personenaufzug. "Gerade mal zwei Zentimeter Platz waren auf jeder Seite", verriet uns Porsche-Sprecher Hans-Gerd Bode. "Die Türen ließen sich nicht mehr öffnen."
300 Journalisten und die Frage: "Wie kam der Panamera in den Aufzug?"
Selbst VW-Chef Dr. Martin Winterkorn und Porsche Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Wolfgang Porsche wollten es kaum glauben und unterhielten sich sichtbar angeregt über den Höhenflug des neuen Konzern-Flaggschiffs. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hätte sicherlich auch gerne bei der Weltpremiere vorbeigeschaut, musste aber den Trip nach China kurzfristig wegen Krankheit absagen. Zumindest was die Aussicht aus dem 94. Stockwerk über die Skyline von Shanghai anging, hatte er nicht viel verpasst. Bei warmen 20 Grad regnete es junge Hunde, dicke Wolken hingen vor den riesigen Panorama-Scheiben der Sky-Arena. Die Aussichten für den Panamera indes sollen trotz internationaler Finanzflaute blendend sein. "Wir wollen nach wie vor 20.000 Panamera pro Jahr verkaufen", erklärte Vertriebsvorstand Klaus Berning zuversichtlich. "Weltweit werden im Segment der Luxuslimousinen rund eine Millionen Fahrzeuge abgesetzt, da wollen wir uns ein Stück von abschneiden."
Der Porsche Cayenne soll im Revier von 7er und S-Klasse räubern
Neben den Entwicklungskosten von rund einer Milliarde Euro investierte Porsche weltweit nochmals 900 Millionen Euro in die Erweiterung der Showrooms ihrer Händler. "Wir müssen und wir werden in einem schwierigen Umfeld unsere Kundenbasis verbreitern" gab sich Berning kämpferisch. Eine Kannibalisierung mit dem Cayenne sieht er dabei kaum: "Wir schätzen, dass weniger als zehn Prozent der Cayenne-Kunden auf den Panamera umsteigen werden. Die weitaus meisten unserer Kunden werden von anderen Premiummarken kommen." Er meint bisherige Freunde der Mercedes S-Klasse oder des BMW 7er. Großes Potenzial sieht der Vertriebsprofi, wie sollte es bei einer Weltpremiere in Shanghai auch ander sein, auf dem asiatischen Markt. Speziell natürlich in China. "China ist für Porsche ein bedeutender Zukunftsmarkt mit viel Potenzial. Wir konnten im vergangenen Jahr unsere Auslieferungen gegenüber dem Vorjahr um 145 Prozent auf 7600 Fahrzeuge steigern." Im bevölkerungsreichsten Land der Erde wird der in Leipzig gebaute Premium-Renner kommenden Januar an den Start gehen – und rund das Doppelte kosten wie bei uns. Hoher Einfuhrzoll und eine Verbrauchssteuer werden die Preise auf umgerechnet 190.000 Euro für den V8-Sauger treiben.
2000 Panamera für China
Trotzdem wollen die Zuffenhausener etwa 2000 Panamera pro Jahr an Maos Erben verkaufen. Die preiswerteren V6-Versionen, die in Deutschland bei etwa 70.000 Euro starten dürften, folgen erst später. Genauso wie der Panamera-Hybrid, der für Herbst 2010 angekündigt ist. Einer Diesel-Version erteilt Entwicklungs-Vorstand Wolfgang Dürrheimer derzeit noch eine Absage ("Ist aktuell nicht vorgesehen"). Das hieß es einst aber auch beim Cayenne. Heute fährt er munter mit Selbstzünder durch die Gegend. Mal sehen, wie lange Dürrheimer und sein Boss Wiedeking dem Diesel-Druck beim Panamera widerstehen können. Denn neben all dem Jubel über neues funkelndes Blech und frischer Technik gibt Dürrheimer freimütig zu: "Auch Porsche ist angewiesen, eine Phase sozial kompatibler Fahrzeuge einzuleiten." Start-Stop-Systeme für Schalt- und Automatik-Panamera zählen ebenso zu dieser Strategie, wie Leichtbau (der Panamera ist 600 Kilo leichter als der Cayenne) oder eben Hybrid-Modelle. Schließlich wollen die Stuttgarter bei aller Euphorie die Bodenhaftung nicht verlieren.
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