Dass starke Kombis ihren ganz besonderen Reiz haben, steht außer Frage. Den Grundstein zu dieser Entwicklung legte Audi 1994 mit dem RS 2. Heute sind extrem starke Kombis von Mercedes-AMG, Audi, Alpina oder Jaguar längst eine Selbstverständlichkeit; bei den Kompakten musste man die Spitzenmotorisierungen bis auf wenige Ausnahmen bislang suchen.
VW Golf R Variant
Golf und Leon werden vom Zweiliter-Turbo unter Dampf gesetzt – mit Leistungsvorteil beim VW.
Mit dem Seat Leon ST Cupra 280 und dem VW Golf R Variant schickt der VW-Konzern seine zwei stärksten Kompaktsportler jetzt auch als praktische Kombis im dezenten Trainingsanzug auf die Straße. Damit sich beide nicht zu sehr ins Gehege kommen, werden sie durch unterschiedliches Packaging von einander abgegrenzt. Beide basieren auf dem modularen Querbaukasten und setzen auf den kräftigsten Vierzylinder-Benziner, den der Konzern in der Kompaktklasse anbietet. Der 2.0 TSI ist fast identisch konfiguriert, nur dass der Seat im Cupra-Trimm einen Respektabstand von 20 PS zum Golf R wahrt – oder wahren muss. Zweites Unterscheidungsmerkmal ist der Allradantrieb des Golf R, der für den Seat nicht angeboten wird.
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Der Spanier zeigt sich etwas kompromissloser als der Deutsche

Seat Leon ST Cupra 280
Doping: Für 3060 Euro gibt es ein Performance-Paket mit Semislicks und Brembo-Bremsen für den Leon.
Dafür fährt der Spanier eine kompromisslosere Linie und ist mit einem Performance-Paket aufrüstbar. Das umfasst neben Semislicks von Michelin größere Brembo-Bremsen und steht für 3060 Euro in der Aufpreisliste. Den prinzipiellen Traktionsnachteil soll eine mechanische Sperre minimieren, welche die Cupra-Variante serienmäßig mitbringt. Damit ergibt sich auch der Preis des sportlichsten Seat ST: Zum Grundtarif von 35.950 Euro für die Cupra-280-Version mit Doppelkupplungsgetriebe addieren sich die 3060 Euro für das "Cupra Performance-Paket Black" auf eine Endsumme von 39.010 Euro. Wer gern selbst schaltet, bekommt den Cupra 1700 Euro günstiger, denn es gibt ihn – im Gegensatz zum Golf R – auch mit manuellem Sechsganggetriebe.
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Mit dem höheren Grundpreis positioniert sich der Golf R auch finanziell etwas über dem Seat und steht mit 42.925 Euro in der Liste. Getestet haben wir den Golf R mit der optionalen Fahrwerksregelung DCC für 1035 Euro, die beim Seat serienmäßig an Bord ist. Macht einen Gesamtpreis von 44.085 Euro für den Wolfsburger, inklusive aller Performance-relevanten Extras. Das 20 Millimeter tieferlegende Sportfahrwerk bringen sowohl Golf R als auch Leon Cupra serienmäßig mit.
Seat Leon ST Cupra 280
Seat Leon ST Cupra 280: Auf der Rennstrecke wirkt der Leon kräftiger, der Motor fühlt sich drehfreudiger an, doch bei zu viel Gas oder zu hohem Kurveneingangstempo kämpfen auch die Semislicks trotz der Sperre mit übermäßigem Schlupf; vor allem im engen Omega rauchen die Sportgummis auf der Suche nach Grip. Testfahrer Guido Naumann kritisiert zudem die mechanische Sperre: "Nicht optimal, das innere Rad dreht viel zu stark durch." Die spitze Lenkung, die im Alltag als einen Tick zu nervös empfunden werden könnte, passt hier dagegen gut.
VW Golf R Variant
 VW Golf R: Im direkten Vergleich wirkt der Golf R schwerer und behäbiger; allerdings umrundet er den Kurs entspannter und neutraler, bis er am Limit gnadenlos ins Untersteuern fällt. Die schwergängigere, weniger agile Lenkung trägt ihren Teil dazu bei, dass sich der VW im Grenzbereich etwas gelassener bewegen lässt. Der Allradantrieb hilft ihm dabei lediglich im engen Omega. Überraschend gut funktioniert der aufgezogene Bridgestone Potenza. "Der ist nicht weit weg vom Semislick", urteilt Guido Naumann. Dass beide nahezu immun auf Lastwechsel reagieren – der Golf zu 100 Prozent, der Leon zeigt lediglich eine leichte Bewegung im Heck –, dürften versierte Fahrer zwar als weniger hilfreich empfinden; doch sind beide Sportkombis in erster Linie eben auf den Alltag ausgerichtet und nicht auf maximale Rundenzeit.
Weitere Details zum Vergleich der beiden Power-Kombis finden Sie in der Bildergalerie.

Fazit

Am Ende ist das Ergebnis dann doch recht knapp. Durch seine fantastische Bremse, die besseren Elastizitätswerte, die schnellere Rundenzeit und den günstigeren Preis gewinnt der Seat Leon ST Cupra 280 den Vergleich – auch wenn der Golf R mit seinem Soundgenerator noch so vehement dagegen anbrüllt. Den Sieg holt auch das schlichtere, ehrlichere Auto, das nur mit Frontantrieb und mechanischer Sperre seinen stärkeren Allrad-Bruder auf dem Sachsenring bezwingt.