Keyless-Go ist vor allem eines: bequem. Denn Autofahrer müssen den Autoschlüssel nur noch bei sich tragen, um den Wagen zu öffnen – kein Knopfdruck mehr nötig. Das Auto erkennt den Schlüssel über ein Funksignal automatisch und öffnet die Türen. Auch der Motor muss nun nur noch per Knopfdruck gestartet werden. Schlüssel ins Zündschloss stecken? Nicht mehr nötig. Doch so komfortabel dieses System ist, so risikoreich ist es auch. Denn Diebe haben bei Autos mit Keyless-Go-Systemen leichtes Spiel. In nur wenigen Sekunden können sie das Signal abfangen und den Wagen öffnen, ohne Spuren zu hinterlassen.

Keyless-Go Schutzhüllen

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
Vonetti Premium Keyless Go RFID Blocker
Portholic RFID Blocker
innoGadgets Keyless Go Schutz
Aovaza Keyless Go Schutz
Gentleman Sylt Keyless Go Schutzbox
Monojoy Keyless Go RFID-Box

Wie funktioniert Keyless-Go?

Der Keyless-Go-Autoschlüssel ist mit einem Transponder ausgestattet, dieser sendet permanent ein Funksignal. Im Auto ist ein entsprechender Empfänger eingebaut. Sobald das Signal stark genug ist, nimmt der Empfänger an, dass sich der Schlüssel in der Nähe befindet. Wird jetzt der Türgriff betätigt, schließt sich der Wagen automatisch auf. 
Keyless Go: Das Risiko
Auch für den Motorstart muss der Schlüssel nur in der Nähe sein.
Bild: AUTO BILD
Jeder Autoschlüssel sendet dafür sein eigenes, verschlüsseltes Signal, sodass es nicht zu "Verwechslungen" kommen kann. Übrigens: Das erste Auto mit Keyless-Go war die 1998 neu vorgestellte Mercedes S-Klasse (W 220). Der "klassische" Autoschlüssel wurde hier von einer Funkkarte abgelöst.

Wieso lässt sich Keyless-Go so einfach knacken?

Leider ist es kein Hexenwerk ein Auto mit Keyless-Go zu knacken. Das liegt vor allem am Signal, das der Autoschlüssel sendet. Es kann mit entsprechender Ausstattung abgefangen und verlängert werden. Dadurch lässt sich das Auto öffnen, auch wenn sich der Schlüssel schon gar nicht mehr in der Nähe befindet. Das Signal wird also künstlich verstärkt, um dem Empfänger zu suggerieren, der Schlüssel sei nah genug, um das Auto zu entriegeln. So können Diebe ein geparktes Auto öffnen und den Motor starten, obwohl der Schlüssel beispielsweise in der Wohnung liegt. Und dabei hinterlassen sie keinerlei Spuren.
Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass das System Sicherheitsmängel aufweist, lassen sich die Hersteller weiterhin Zeit mit neuen Lösungen. Nur vereinzelte Autos auf dem Markt sind mittlerweile mit einer zusätzlichen Technologie ausgestattet, die es dem Empfänger ermöglicht zu erkennen, ob sich der Autoschlüssel tatsächlich am Auto befindet, oder ob es lediglich das Funksignal zum Entriegeln empfängt. Dabei handelt es sich um die sogenannte Ultra-Wide-Band-Technik (UWB). Sie kommt vor allem bei Autos von Jaguar Land Rover zum Einsatz. Auch der VW Golf 8 ist damit ausgestattet.

Wie schützt man sich vor Keyless-Go-Autoklau?

Keyless-Go-Funktion abschalten: Einige Autos erlauben es, die Keyless-Go-Funktion zu deaktivieren. Bei Mercedes und Toyota kann die Funktion beispielsweise über den Autoschlüssel selbst abgeschaltet werden. Mercedes bietet außerdem einen abnehmbaren Start-/Stopp-Knopf, in ihm steckt der Empfänger für das Funksignal. In einigen BMW-Modellen lässt sich die Funktion über das Infotainment abschalten. Bei Modellen, die keine Möglichkeit zum Deaktivieren bieten, hilft der Besuch in der Fachwerkstatt. Dort kann Keyless-Go über eine neue Codierung abgeschaltet werden.
So schützen Sie sich vor Keyless-Go-Autoklau!
Schutzhüllen helfen das Signal abzuschirmen.
Bild: AUTO BILD
Schlüssel geschützt aufbewahren:
Um sich vor Diebstahl zu schützen, sollte der Schlüssel geschützt gelagert werden, sodass das Signal nicht abgefangen werden kann. Wirklich sicher sind Funkschlüssel zum Beispiel im Kühlschrank. Es gibt aber auch spezielle Aufbewahrungsboxen. Für unterwegs eignen sich spezielle Hüllen, die den Schlüssel abschirmen.
Zusätzliche Hürden für Diebe: Grundsätzlich sollte man den Dieben das Leben schwer machen. Je mehr Hemmnisse sie überwinden müssen, desto weniger lohnt sich der Diebstahl. Hier eignen sich zum Beispiel Alarmanlagen und Wegfahrsperren, die durch einen kleinen Zusatzsender entschärft werden müssen. Die Signale dieser "Tokens" sind in der Regel auf anderen Frequenzen unterwegs als die Keyless-Schlüssel. Diese ebenfalls zu überbrücken, ist noch zu aufwendig.

Was sagt die Kfz-Versicherung?

Wer sein Auto mit einem Voll- oder Teilkasko-Tarif versichert hat, bekommt den Schaden von der Versicherung erstattet. Hier gilt in der Regel ein Zeitraum von vier Wochen. Taucht der Wagen innerhalb dieser Frist nicht wieder auf, gibt es vom Versicherer den Zeitwert zurück, den der Wagen zum Zeitpunkt des Diebstahls noch hatte. Wenn das Auto gefunden wird, kommt der Versicherer für etwaige Reparaturen auf. Wichtig ist, dass der Diebstahl umgehend der Polizei und dem Versicherer gemeldet wird. Eine Anzeige bei der Polizei ist Voraussetzung dafür, dass die Versicherung den Schaden übernimmt.

Keyless-Go im Test: So unsicher ist das System

Dass Keyless-Go in den vergangenen Jahren kaum sicherer geworden ist, zeigt ein aktueller ADAC-Test von rund 360 Autos und Motorrädern: Nahezu jedes Fahrzeug ließ sich problemlos knacken. Mit Ausnahme einiger Modelle, die bereits mit moderner UWB-Technik ausgestattet sind. Das sind zusätzliche Chips, die erkennen, ob sich der Schlüssel tatsächlich in der Nähe des Autos befindet.
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Video: Digitaler Autoklau

So unsicher ist Keyless Go

AUTO BILD hat im Jahr 2016 bereits bei einem eigenen Test gemeinsam mit zwei Aktivisten vom Chaos Computer Club Aachen (CCCAC) auf einem Supermarkt-Parkplatz gezeigt, wie einfach das System zu knacken ist. Der Test wurde in Anwesenheit und mit Erlaubnis der Besitzer durchgeführt. Die Panzerknacker: Matthias Rötsch und Robin Mahlke vom Chaos Computer Club sowie Claudius Maintz von AUTO BILD. Unter den Testobjekten: ein Ford S-Max, ein Renault Mégane Cabrio, ein Toyota Auris, ein Nissan Qashqai, ein 5er BMW und ein Audi A8.
Erster Testkandidat war ein nagelneuer Ford S-Max der Familie Quack. Den Schlüssel hatte Besitzer Patrick Quack in der Hosentasche. Sicher, wie er glaubte. Das Panzerknacker-Team fragte: "Entschuldigung, dürfen wir Ihr Auto knacken?" Sie durften. Während Rötsch sich direkt an die Fahrertür des Ford stellte und den Türgriff anfasste, rückte Mahlke dem Ford-Besitzer auf die Pelle. Bereits nach wenigen Sekunden hatte das Stellungsspiel Erfolg. Es machte klick, die Blinker leuchteten kurz auf, Rötsch konnte einsteigen. Und damit nicht genug: Ein CCCAC-Aktivist hielt seinen Stoffbeutel neben das Lenkrad, drückte den Startknopf. Der Motor sprang an, der Neuwagen konnte den Besitzer wechseln, Rötsch später in aller Ruhe einen neuen Schlüssel anlernen. Patrick Quack war baff: "Das kann doch nicht angehen! Die Hersteller müssen hier mehr machen."
Gleiches Spiel beim Renault Mégane Cabrio von Sabine Froesch. Die Sprecherin und Moderatorin aus Aachen kam gerade aus dem Baumarkt, wollte in ihren Wagen steigen. Wieder die gleiche Frage: Dürfen wir? Ja! Und erneut klappte die Nummer mit den Stoffbeuteln, Sabine Froesch war entsetzt. "Das ist enttäuschend. Von den Herstellern kann ich als Kundin erwarten, dass zumindest den bekannten Klaumethoden etwas entgegengesetzt wird." Doch danach sieht es nicht aus: "Wir passen unsere technischen Lösungen permanent an, um die Sicherheit unserer Fahrzeuge gewährleisten zu können. Wenn es der Kunde wünscht, kann er problemlos die Keyless-Entry-Funktion deaktivieren", lautete Renaults lapidare kurz nach dem Test.
Nächster Versuch, ein Kia. Doch dessen Besitzer kannte sich aus: "Keyless Go? Zu unsicher, ich bin Funkamateur, würde das nie bestellen", sagte er und drückte – ganz klassisch – auf den Knopf auf seinem Schlüssel. Genauso öffnete auch Peter Rockel aus Aachen seinen drei Jahre alten Toyota Auris. Der Motor aber sprang auch ohne Zündschloss an, der Wagen hatte Keyless Start. Und auch hier war die Signalverlängerung ein Kinderspiel. Motorstart möglich, obwohl der Funkschlüssel zehn Meter entfernt in Rockels Hosentasche war. "Ich habe es befürchtet", sagte der Lehrer frustriert. Und Toyota? Bei den Japanern heißt Keyless Go "Smart Key", der smarte Schlüssel öffnet bei vielen Modellen auch die Türen. "Die Keyless-Funktion lässt sich per Knopfdruck leicht deaktivieren – etwa beim Parken in unsicheren Gegenden. Kriminelle Energie wird man aber auch durch beste Abwehrtechnik nicht nachhaltig bekämpfen können", so ein Sprecher.

Kann man Keyless-Go nachrüsten?

Theoretisch lässt sich in jedem Auto, das mit einer Zentralverriegelung ausgestattet ist, auch Keyless-Go nachrüsten. Allerdings birgt die nachgerüstete Variante die gleiche Gefahr wie das serienmäßige System: Es macht den Autodiebstahl leicht. Wer trotzdem nicht auf den komfortablen Zugang zum Auto verzichten will, sollte in seiner Fachwerkstatt nachfragen. Denn dabei sind in der Regel Eingriffe am Steuergerät notwendig – da sollte nur der Profi ran. Oft gibt es Angebote zum Festpreis. Das Nachrüsten von Keyless-Go ist aber kein Schnäppchen, die Preise bewegen sich nicht selten um 1000-2000 Euro. Sich in Eigenregie daran auszuprobieren, ist jedoch nicht empfehlenswert. Um Keyless-Go einwandfrei nachzurüsten, sind tiefe Eingriffe in der Elektronik und an der Verkabelung nötig. Wer hier Fehler macht, riskiert teure Schäden!

Von

Claudius Maintz