Skoda Fabia Combi 1.2 TSI Style: 100.000-Kilometer-Dauertest
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Saublöd, so was!
So ein grundguter, vernünftiger Kombi, der viel mehr kann als diese modischen SUVs und im Dauertest klaglos läuft – und dann das: Ein Kabel reißt, die Werkstatt pennt.
Der Teufel ist kein Eichhörnchen – er ist ein Starterkabel. Und dieser Teufel schlug zu, als der Fabia knapp 83.000 Kilometer abgespult hatte. Ohne Murren, ohne Fehler. Aus dem Nichts sprang der Kleine nicht mehr an. Wir warteten, nach 15 Minuten ging es wieder, dann war Schluss. Ab in die Werkstatt. Die fand nichts, schickte den Skoda zurück in die AUTO BILD-Tiefgarage, wo gar nichts mehr lief. Dass der grüne Kombi am nächsten Morgen am Abschlepphaken landete, war ebenso überflüssig wie teuer: Liegenbleiber und außerplanmäßiger Werkstattbesuch kosten im Dauertest 18 Fehlerpunkte – und schon ist's Essig mit der Note "Eins" für ein grundgutes Auto. Da dürfen auch Tester schon mal stöhnen: "Saublöd, so was!"
Der Kofferraum mit zwei Zwischenböden ist sehr geräumig (530-1395 Liter), sodass ein Kinderwagen problemlos hineinpasst.
Die Sympathie hatte sich der Fabia Combi zuvor in anderthalb Jahren harter Kilometerfresserei erarbeitet. Während ringsum die SUVs in die Höhe schießen und die Kompakten immer teurer werden, baut Skoda noch einen vielseitigen Kleinwagen mit reichlich Kofferraum und flottem Motor zum familienfreundlichen Preis. Exakt 23.870 Euro kostete der 1.2 TSI Style, der in Skodas Rallye-Grün mit schwarzen Rädern sogar dem Zerrbild vom langweiligen Pampersbomber davonfuhr. "Ist doch nur ein Kleinwagen" – wer immer mit diesem Grundzweifel in den Fabia einstieg, wurde unterwegs gehirngewaschen, geläutert und stieg aus mit der Einsicht: "Das ist doch der bessere Golf!" Naja, zumindest der vielseitigere, weil Skoda die 4,26 Meter Länge – außen exakt Golf-Format – anders verteilt. Die Rückbank etwas knapper, ohne dass es wirklich kneift, der Kofferraum mit zwei Zwischenböden dafür viel geräumiger (530-1395 Liter), sodass ein Kinderwagen problemlos hineinpasst. Und fertig ist der Traum für junge Eltern, sportliche Radfahrer oder kluge Käufer, die den Blechberg eines SUV nicht benötigen und 90 Prozent aller Transporte ohne viel Gedöns erledigen.
Messwerte
Bei Testbeginn
Bei Testende
Beschleunigung
Beschleunigung
0-50 km/h
3,6 s
0-50 km/h
3,5 s
0-100/-130 km/h
9,8/16,5 s
0-100/-130 km/h
9,6/16,2 s
0-160 km/h
29,5 s
0-160 km/h
27,7 s
Zwischenspurt
Zwischenspurt
60-100 km/h
5,3 s
60-100 km/h
5,2 s
80-120 km/h
7,1 s
80-120 km/h
6,8 s
Bremsweg
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
36,1 m
aus 100 km/h kalt
37,2 m
aus 100 km/h warm
36,7 m
aus 100 km/h warm
36,5 m
Innengeräusch
Innengeräusch
bei 50 km/h
58 dB(A)
bei 50 km/h
61 dB(A)
bei 100 km/h
67 dB(A)
bei 100 km/h
67 dB(A)
bei 130 km/h
71 dB(A)
bei 130 km/h
72 dB(A)
Testverbrauch - CO2
6,1 l S - 145 g/km
Testverbrauch - CO2
6,5 l S - 152 /km
Leistungsmessung*
82kW - 111 PS
Verbrauch nach ECE*
6,3/4,2/5,0 l - 118 g/km
*Leistung und ECE-Verbrauch wurden im DEKRA Technology Center Klettwitz ermittelt
Der Combi, der Parklücken genau so packt wie Reisegepäck, ist ein fast vergessenes Automaß. Seit Ende des Polo Variant bleibt nur noch der Renault Clio Grandtour – und der Fabia. "Ein Schweizer Messer auf Rädern", nannte ihn Redakteur Willy Kock. Man kommt durch große Türen bequem hinein, sieht gut durch hohe Fenster, auch wo an dem geradlinigen Kasten Schluss ist. Parkpieper braucht der jedenfalls nicht. Drinnen bietet der Fabia die praktischen Gene des baugleichen Polo. Viele Ablagen, intuitive Bedienung und "ein Navisystem, das auch im französischen Hinterland noch jeden Stein findet," wie Online-Redakteur Peter Fischer im Fahrtenbuch notierte. Die gute Carplay-Anbindung brachte zuverlässig die große weite Web-Welt in den kleinen Kombi. Da ärgerten nur der kleine Innenspiegel sowie Vordersitze, deren Sitzflächen immer schlabbriger wurden. Zudem funkte manchmal die Elektronik dazwischen. Der Regensensor hatte ein anderes Verständnis vom "Wischen" als die meisten Fahrer, weil er entweder zu spät loslegte oder noch putzte, als die Scheibe längst trocken war. Die Sitzheizung fiel nach 84.016 Kilometern kurz aus, zuletzt hatte das rechte Rücklicht einen Wackelkontakt. Die umfangreiche Style-Ausstattung (u. a. Nebelscheinwerfer, Freisprech-Anlage, 16-Zoll-Räder) veredelt den unkomplizierten Skoda mit einem wohltuenden Schuss Luxus, aber müssen es wirklich Niederquerschnittreifen sein? Sie boten "einen schönen Reisekomfort", rollten aber steif polternd auf schlechten Straßen. Klar, im Trockenen bremsen die breiten Gummis toll (36,1 Meter). Aber bei Starkregen packten die Stopper so verzögert zu, dass Autor Martin Puhtz sogar ein "Sicherheitsrisiko" sah.
Kosten
Betriebskosten/Garantien (Fixkosten pro Jahr)
Haftpflicht 15 (100 %, R 11)*
747 Euro
Vollkasko 18 (500 € SB, R 7)*
951 Euro
Teilkasko 16 (150 € SB, R 9)*
86 Euro
Kfz-Steuer (Euro 6)
48 Euro
* aktuelle Typklassen: HPF 14/VK 18/TK 20
Kraftstoffkosten für 100.164 km
7151,48 Liter Super (= 7,1 l/100 km)
9654,50 Euro
Motoröl-Nachfüllbedarf 0,0 Liter
00,00 Euro
Inspektionskosten (inklusive Ölwechsel)
30.000 km
265,64 Euro
60.000 km
451,14 Euro
90.000 km
339,83 Euro
Reifenkosten (inklusive Montage)
1 Satz Sommerreifen 215/45 R 16 H / (16 H
Bridgestone Turanza ER300)
500 Euro
1 Satz Winterreifen 215/45 R 16 H (Nokian WR3A)
578 Euro
Preise/Wertverlust
Testwagenpreis 04/16 (inkl. Extras)
23.870 Euro
Aktueller Neupreis (inkl. Extras)*
24.970 Euro
Schätzpreis 04/18
9990 Euro
Wertverlust des Testwagens
13.880 Euro
* berechnet auf Basis 1.0 TSI (110 PS)
Gesamtkosten für zwei Jahre
auf 100.164 km
15.281,11 Euro
Kosten pro km
0,15 Euro
Kosten pro km mit Wertverlust
0,29 Euro
Fabia erbte das Direktschaltgetriebe aus VW-Regal
Der 1,2-Liter begnügte sich, selbst bei eingestellten 160 km/h Reisetempo, mit 6,5 Litern auf 100 Kilometer.
Gerade auf Langstrecken bewies der Skoda, wie nahe die Marke der Konzernmutter VW inzwischen kommt. Der 1,2-Liter schnurrte dank des lang übersetzten Siebengang-DSG entspannt dahin und begnügte sich, selbst bei eingestellten 160 km/h Reisetempo, laut Bordcomputer mit akzeptablen 6,5 Litern auf 100 Kilometer. Dem sonoren Klang und der Laufruhe des kleinen Vierzylinders, der erst bei Kickdown und hohen Drehzahlen gequält klang, haben wir nachgetrauert, seitdem letzten Herbst sein Nachfolger erschien. Der 1,0-Liter-Dreizylinder im neuen Polo legt seine schnatternde Aufregung nie ab. Leider erbte der Fabia nicht nur Gutes aus dem VW-Regal, sondern auch das Direktschaltgetriebe. Inklusive der bekannten Komfort-Probleme. Es ruckt beim Kaltstart gerne wie ein Fahranfänger beim Spiel mit der Kupplung. Wenn dazu noch das Start- Stopp-System mitspielte, das an der Ampel mit der Lethargie eines Faultiers reagiert, dann passierte auf den ersten Gastritt lange nichts, bis der Fabia erschrocken loshüpfte. Im Stadtverkehr ein Graus! Da half nur, das spritsparende "Start-Stopp" auszuschalten. Im Gebirge, wenn's unter Last bergauf ging, kam die Doppelkupplung ins hektische Hin- und Herschalten. Abhilfe: ein Griff zum Sport- Modus: Der hält die Gänge länger.
Unterwegs fiel das funzelige Fahrlicht auf: Dessen Leuchtkraft entspricht der eines alten Polo und passt nicht zu einem modernen Auto. Bei der abschließenden Zerlegung fanden die DEKRA-Experten Günther Schiele und Marcus Constantin sowohl losgerüttelte Abschirmbleche über dem Auspuff als auch Rostansatz unter den Kennzeichenleuchten. Macht zusätzliche zwei Minuspunkte. Dickster Bolzen aber blieb der Liegenbleiber kurz vor Testende. Ursache war eine unglückliche Fehlerkette: Ab Werk war das Anlasserkabel zu kurz bemessen, wurde daher zu stramm eingebaut. Ergebnis: zu hohe Belastung. Es riss ab, leider kein Einzelfall, denn Skoda hat den Fehler in der Produktion inzwischen geändert. Was die Wolfsburger Zentrale aufmerksam analysiert hat, schließlich liefert sie den Motor nach Tschechien. Ergebnis: Spannung und Vibration hätten zum Kabelbruch geführt, dieser Fehler sei bei VW nie aufgetreten. Nachrüstung? Nicht nötig. Skoda ist da kulanter, da bekommen Kunden ein neues Anlasserkabel eingebaut. Ist auch das Mindeste, wenn's so blöd läuft. In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests außerdem aufgefallen ist.
Elektrik (Kabel, Stecker, Steuergeräte, Sicherungen)
0-5
1
Alltagswertung /Fahren
Ergibt sich aus den Eintragungen im Fahrtenbuch
0-10
2
Gesamtpunkte
24
Note: 3+
0 Punkte 1+; 1–4 Punkte 1; 5–8 Punkte 1-; 9–12 Punkte 2+; 13–16 Punkte 2; 17–20 Punkte 2-; 21–24 Punkte 3+; 25–28 Punkte 3; 29–32 Punkte 3-; 33–36 Punkte 4+; 37–40 Punkte 4; 41–44 Punkte 4-; 45–48 Punkte 5+; 49–52 Punkte 5; 53–56 Punkte 5-; ab 57 Punkte 6
*Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Manfred Klangwald
Fazit
Knapp daneben – ist auch vorbei! Der Fabia Combi empfiehlt sich nach 100 000 Kilometern als praktischer Alltagsheld und vielseitiger Familienfreund und schafft trotzdem nur ein Befriedigend. Die Kleinigkeit eines zu kurzen Anlasserkabels, das schließlich riss und zum Liegenbleiber führte, verhindert ein besseres Ergebnis. Macht Platz 34 in der Rangliste!