Googles Android Automotive könnte die Bedienung von Autos revolutionieren. Die Plattform macht Infotainmentsysteme so intuitiv wie gängige Smartphones. Nutzer müssten sich nicht umgewöhnen und nicht neu anmelden. Die Software im Auto und auf dem Smartphone funktioniert ähnlich, nutzt dieselben Anbieter, Apps und Services wie Google Assistant und Maps. Fahrzeugdaten werden direkt berücksichtigt, und die Sprachsteuerung erhält Zugriff auf Fahrzeugfunktionen. Attraktiv für Autofahrer und Autohersteller, weil Google das Know-how einbringt und die Entwicklungskosten trägt. Das Paket ist so vielversprechend, dass Hersteller wie Ford, General Motors, Stellantis, Renault-Nissan-Mitsubishi und Volvo angekündigt oder angedeutet haben, innerhalb der nächsten drei Jahre auf Android Automotive zu setzen. VW will in einer Übergangsphase zumindest die Software nutzen, aber Apps und Anbieter selbst bestimmen.
Hinweis
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Der Polestar 2 ist seit Ende 2020 das erste Serienfahrzeug mit Android Automotive an Bord. Die Erwartungen an das System sind groß, doch in der Praxis zeigen sich Verbesserungsmöglichkeiten. Google Maps zum Bespiel: Der Kartendienst ist weltweit etabliert und auch im Auto laut zahlreicher Expertenmeinungen die beste Art zu navigieren. Im Polestar 2 lässt sich Maps dank Google-Benutzerkonto so wie auf dem eigenen Handy nutzen, mit allen Favoriten und Personalisierungen. Leider findet kein Datentransfer der Fahrzeugdaten statt. Die Route unter Berücksichtigung der Batteriereichweite auf dem Handy berechnen und übertragen, das funktioniert nicht.
Googles Assistant schlägt im Polestar 2 sicherlich alle anderen Sprachbedienungen in puncto Verständlichkeit. Offline hingegen klappt fast nichts. Und zwischen Anweisungen des Fahrers und Beifahrers kann der Assistant nicht unterscheiden. Ein MBUX bekommt das schon lange hin. Letztes Beispiel: Android Automotive nutzt den Google Play Store. Prinzipiell wären zahlreiche Apps wie Messangerdienste oder Netflix für die Wartezeit beim Laden ein großer Mehrwert, doch die sind bisher nicht für den Polestar 2 zugelassen. Kurzum: Android Automotive schlägt die ideale Brücke zwischen Smartphone und Auto, hat Zugriff auf die meisten Drittanbieter und glänzt mit der besten Bedienung – doch die Vorteile werden bisher nur zögerlich ausgespielt. Die Revolution lässt auf sich warten. Zu Lasten der Nutzer.
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