Fahranfänger kennen das. Sie müssen für ihre endgültige Fahrerlaubnis erst mal zwei Jahre Probezeit überstehen. Nicht angenehm, aber sinnvoll. Was dieser Test mit Tesla zu tun hat? Nun, derzeit einiges.
Seit dem 8. Oktober 2021 ist für Kunden in den USA eine neue Software für autonomes Fahren freigeschaltet: Full Self-Driving Beta v10.2 (FSD Beta 10.2). Allerdings müssen sich Interessenten für die neue Ausbaustufe des Tesla-Autopiloten erst qualifizieren. Statt wie ursprünglich geplant auf einen "Bestellknopf" mussten sie auf einen "Anfrageknopf" im Cockpit drücken – um danach zum Testfahrer zu werden.
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Eine Woche lang wird ihr Fahrverhalten von der Software im Fahrzeug geprüft, unter anderem nach Kriterien wie "vorhergesagte Kollisionshäufigkeit", "hartes Bremsen", "aggressives Abbiegen" und "erzwungene Autopilot-Deaktivierungen". Zuvor müssen sie der Erfassung und Auswertung der Daten zustimmen. Nur wer bei diesem "Safety-Score" 100 von 100 Punkten erhält, darf als einer von vorerst 1000 Glücklichen FSD Beta nutzen, wie Tesla-Chef Elon Musk noch einmal auf Twitter bekräftigte.

Kritik an "grundlegenden Sicherheitsproblemen"

Die Auswahl der "Musterschüler" hat Gründe, denn der Wind bläst dem Elektroauto-Pionier beim Thema Autopilot weiter kräftig ins Gesicht. So äußerte Jennifer Homendy, Leiterin der US-Sicherheitsbehörde National Transporation Safety Board (NTSB), in einem Interview mit dem "Wall Street Journal" Bedenken über die Pläne des Unternehmens. "Grundlegende Sicherheitsprobleme" müssten angegangen werden, bevor Tesla FSD Beta auf andere Straßen und Regionen ausdehne. Tesla hatte laut einem CNBC-Bericht bereits eine nicht fehlerbereinigte FSD-Version von 2000 Menschen, überwiegend Angestellte und einige Kunden, auf öffentlichen Straßen testen lassen.

Tesla Autopilot kann Ziele aus dem Navi ansteuern

Mit FSD Beta können Tesla-Fahrzeuge sowohl auf Autobahnen als auch im Stadtverkehr virtuell selbst fahren und zuvor ins Navi eingegebene Ziele ansteuern. Allerdings gilt auch diese Ausbaustufe des autonomen Fahrens als Level 2, das heißt der Fahrer muss am Steuer jederzeit bereit sein zum Eingreifen. Genau dies ist der Hauptkritikpunkt am Tesla "Autopiloten". Dieser und erst recht der Begriff "Full Self-Driving" ("komplett selbstfahrend") suggerierten den Nutzern eine Sicherheit, die es nicht gebe, heißt es immer wieder. Auch NTSB-Chefin Homendy nannte die Vermarktung des Systems unter diesen Umständen "irreführend und unverantwortlich".
Elon Musk
Tesla-Chef Musk kündigte "kontinuierliche Verfeinerungen" des Autopiloten nach den frühen Beta-Sicherheits-Testergebnissen an.
Bild: dpa
Allen Beschwichtigungen von Firmenchef Musk zum Trotz dürfte die Kritik so bald nicht abklingen. So gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Unfälle, bei denen Tesla-Stromer mit Fahrzeugen von Polizei, Rettungsdiensten und Feuerwehr im Blaulichteinsatz kollidierten. Tesla verzichtet beim Autopiloten auf den Einsatz von Lidar, möglicherweise hatten die Lichtblitze die automatische Kameraauswertung verwirrt. Untersuchungen der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA zu mindestens elf Fällen laufen. Zudem ist vor dem District Harris County in Texas ein Verfahren gestartet worden, in dem fünf Polizisten Tesla sowie eine Restaurantkette verklagen. Sie waren im Februar schwer verletzt worden, als offenbar der Computer einen Tesla Model X mit 110 km/h in eine Gruppe von vier Fahrzeugen, sechs Menschen und einem deutschen Schäferhund gesteuert hatte.