Test Audi A3 Sportback 1.9 TDI e/VW Golf TDI
Sparen um jeden Preis?

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Sparen statt Spurten: Der A3 TDI e prahlt mit kleinem Durst und toller CO2-Bilanz. Der Vergleich mit dem gleich motorisierten Golf zeigt, was wirklich davon zu halten ist.
Von den hohen Herren in Wolfsburg und Ingolstadt gibt es zwar keiner offen zu, doch Tatsache ist, der eingestellte VW Lupo 3L und der ebenfalls zu früh beerdigte Audi A2 1.2 TDI fehlen in der hitzigen Klimaschutzdebatte schmerzlich. Weil sie kaum jemand kaufte, brachten sie dem Konzern keine Rendite. Doch als Schutzschild gegen umweltbewegte CO2-Kritiker wären sie heute Gold wert. Chance verpasst. Statt eines aufwendigen Alu-A2 mit Start-Stopp-Technik schickt Audi nun den A3 1.9 TDI e ins Ökorennen. Das modifizierte Kompaktmodell gibt es nur in Attraction-Ausstattung. Als Fünftürer kostet es 23.500 Euro – 150 Euro mehr als der normale Sportback mit 105-PS-Dieselmotor. Dafür verspricht das Werk einen Verbrauch von 4,5 statt 5,0 Liter pro 100 Kilometer. Beim CO2-Ausstoß liegt er mit 119 Gramm pro Kilometer klar unter der für 2012 vorgesehenen 130-Gramm-Grenze und würde von der geplanten emissionsbasierten Kfz-Steuer begünstigt. Nur auf den Dieselpreis bezogen, hätte der TDI e seinen Aufpreis nach etwa 26.000 Kilometern eingefahren. Aber darf man so rechnen? Oder ist der Öko-Audi eine Marketing-Mogelpackung? Um das herauszufinden, haben wir den A3 mit einem gleich motorisierten VW Golf verglichen und drei Verbrauchsmessungen absolviert: die AUTO BILD-Normalrunde (Stadt, Landstraße, Autobahn), eine Spartour sowie eine Autobahnfahrt mit Vollgas.
A3 TDI e verfügt über vier verbrauchsreduzierende Maßnahmen

Von der Spritzigkeit des Golf ist der Spar-Audi meilenweit entfernt. Nach dem Schalten sackt die Drehzahl tief in den Keller, die Ganganschlüsse sind weniger stimmig. Untertourig grummelt der Diesel vor sich hin und zieht den Fronttriebler nur schlapp nach vorn. Anders der VW. Die kürzer übersetzten Fahrstufen halten die Nadel des Tourenzählers stets über der 2000/min-Marke, und der TDI hängt gierig, ja fast etwas zu nervös am Gas. Dagegen ist der A3 eher gemütlicher Gleiter. Erstaunlich, wie groß der Einfluss der Getriebe auf den Charakter beider Autos ist. Dass es sich nicht nur um gefühlte Unterschiede handelt, zeigen die Messwerte. Bei der Elastizitätsmessung von 80 auf 120 km/h im fünften Gang ist der Golf 5,5 Sekunden (!) schneller als der A3 – das sind Welten. Natürlich hat diese Fahrspaßorientierung beim VW ihre Schattenseite. Beim Testverbrauch erzielt er 5,9 Liter. 0,4 Liter über Werksangabe und gemessene 0,8 Liter über dem A3 – auch das eine Welt.
Noch deutlicher wird der A3-Sparvorteil bei hohem Tempo. Das Volllast-Duell entscheidet er mit 6,6 zu 8,4 Liter klar für sich. Pro 1000 Kilometer spart der Audi-Fahrer fast 21 Euro, ohne langsamer zu sein. Beide erreichen Tacho 200. Der VW dreht dabei rund 4000, der Audi nur 3600 Touren. Das Getriebe macht den Unterschied. Fairerweise sei gesagt, dass VW eine Fünfgang-Version (333 Euro günstiger) anbietet, die den Verbrauch um 0,4 Liter reduziert, doch dafür den Durchzug beeinträchtigt. Rekordverdächtig niedrige Verbräuche sind aber auch mit dem Sechsgang-Golf möglich. Bei der niedertourigen Zuckeltour mit frühem Hochschalten schlägt der 65 Kilo leichtere VW den Audi sogar (4,3 zu 4,4 Liter). Doch nicht deswegen gewinnt der VW den Vergleich gegen den Sparfuchs A3. Der Preis des Golf ist niedriger, zudem bietet der VW mehr Platz, höhere Zuladung und bessere Sicherheitsausstattung. Beeindruckend: Wer das Gaspedalstreicheln auf die Spitze treibt, spätestens bei 2000/min hochschaltet und maximal 100 km/h fährt, drückt den Verbrauch in beiden Modellen deutlich unter die Vier-Liter- Marke. Das Drei-Liter- Auto lebt.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jörg Maltzan
Super, diese Diesel! Die beiden 105-PS-TDI von Audi und VW zeigen, welches Potenzial im Selbstzünder steckt. Der A3 1.9 TDIe ist keine Mogelpackung, sondern seine simple Spartechnik verhilft ihm tatsächlich zu mehr Energieeffizienz. Besonders bei Vollgas bescheren ihm sein längeres Getriebe und die verbesserte Aerodynamik einen spürbaren Verbrauchsvorteil gegenüber dem Golf. Der Aufpreis zum Normal-A3 ist zum Glück so moderat, dass Sprit sparen kein Luxus mehr ist wie einst beim teuren Dreiliter-A2. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Audis Kunden das auch so sehen.
Das Spar-Konzept von VW
Den Geiz-Polo gibt’s schon. Im Juni 2007 folgt der Passat BlueMotion. So nennt VW seine Spartechnik, die ebenfalls mit Schaltanzeige, Leichtlaufreifen und Aerodynamik-Verbesserung funktioniert. Im Fahrbericht konnte der Passat Variant bereits mit 4,3 Liter überzeugen. Der Golf BlueMotion dürfte noch besser sein.
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