Dieser Testwagen bricht mit dem lieb gewordenen Geschmack der Masse. Mehr noch, das C-Klasse T-Modell scheint einen neuen Trend einzuleiten. Da ist die Farbe: Weiß war bisher so verpönt wie weiße Socken unter dunkler Hose. Vorbei. Weiß kommt. Weißer Lack macht ein Auto größer, also besser sichtbar und somit sicherer. Dann will uns Mercedes nun auch nicht mehr weismachen, dass Kombis wie Coupés aussehen müssen, sich hinten ducken und ein schräges Heckfenster haben. Das im neuen T-Modell steht wieder steiler. Am beeindruckendsten aber ist der V6-Benziner, der sich so angenehm vom Diesel abhebt: kein Nageln, keine Anfahrschwäche, kein nur kurz nutzbarer Drehzahlbereich. Der im 280 steckende Dreilitermotor läuft seidenweich, lässt sich fast bis 7000 Touren treiben. Der Dieselboom hat uns wohl ein wenig vergessen lassen, dass Benziner mit weniger konstruktivem Aufwand ein deutliches Plus beim Komfort bieten.

Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten

Sahnestück: Der Dreiliter-V6 im C 280 läuft seidenweich.
Der C 280 T bekommt nur Lob in sein Fahrtenbuch geschrieben: toller Motor, der eigentlich auf die Siebenstufen-Automatik (plus 2297 Euro) verzichten könnte. Prima Komfort dank straffer, aber nicht unbarmherziger Federung. Direkte Lenkung, die jedem Lenkeinschlag unerschütterlich präzise folgt. Doch wo so viel Licht ist, muss ja auch Schatten sein? Okay, die Vordersitzflächen könnten etwas mehr Seitenführung bieten, auch sind sie ein wenig kippelig. Und fürs Einschalten des Heckwischers muss der Fahrer die Hand vom Lenkrad nehmen. Kleinigkeiten. Ärgerlicher: Die Rücksitzfläche lässt sich nicht mehr umklappen, die geteilten Lehnen fallen auf sie rauf. Folge: ein leicht schräger Ladeboden.
Die optisch schwache Qualität des Armaturenkunststoffs wird mit der Zeit auch übersehen. Für die ungünstigen Kaskoklassen-Einstufungen kann Mercedes kaum etwas.

Mehr Laderaum als die Premium-Konkurrenz

Zugelegt: Der Kofferraum fällt größer aus als beim Vorgänger.
Auf der Habenseite stehen dafür die guten Bremsen, das niedrige Innengeräusch und die mittlerweile gute Grundausstattung. Schon das Classic-Basismodell ist mit einem Sechsganggetriebe ausgestattet, hat sieben Airbags, Reifendruckwarner und Klimaautomatik. Für einen Kombi wichtig sind die serienmäßige Dachreling, Haken und Taschen im Laderaum, ein Doppelrollo dient zur Abdeckung. Unterm Boden steckt zudem ein faltbarer Einkaufskorb in einem großen Staufach, welches dem Ladevolumen von 485 bis 1500 Litern listigerweise zugeschlagen wird. Gegenüber dem Vorgängermodell (das aber auch sechs Zentimeter kürzer und vier Zentimeter schmaler ist) wuchs der Kofferraum um 146 Liter. Das neue T-Modell packt also mehr, als Audi A4 Avant (1354 l) oder BMW 3er-Touring (1385 l) maximal fassen können. Doch knapp unterhalb der Premium-Gattung lässt sich auch viel verstauen: Schon der Golf Variant nimmt bis zu 1495 Liter Gepäck an Bord, sein großer Bruder Passat schluckt sogar 1731 Liter. Mag sein, dass das neue T-Modell doch noch nicht die volle Abkehr vom bisherigen Kombi-Coupé bedeutet. Aber der Trend zu mehr Nutzwert ist nicht zu übersehen.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Diether Rodatz: Eine moderne Form und spürbarer Fortschritt bei der Feinarbeit im Detail kennzeichnen das neue T-Modell der C-Klasse. Der souveräne Sechszylinder, der ausgezeichnete Fahrkomfort und die funktionale Inneneinrichtung mitsamt der guten Grundausstattung führen zu der Prognose: Der neue Stern wird auch als Kombi glänzen. Achtung, E-Klasse, der kleine Bruder kann gefährlich werden!