Stimmt schon, der alte Twingo war origineller. Vor allem wegen der Glupschaugen natürlich. Aber der neue zwinkert ja auch ganz nett. Ein kleiner Charmeur ist er, wenn man ihn so vor sich sieht. Mit Betonung auf klein. Erinnern Sie sich noch an Zeiten, in denen Autos, die sich Kleinwagen nannten, diesen Namen verdienten? Schon eine Weile her. Der Twingo II aber hält, was er verspricht. Er ist 3,6 Meter kurz, 1,65 Meter schmal, und er wiegt nur 980 Kilo. Applaus. Und eins zu null für Renault. Denn wer Vergleichbares bei der deutschen Konkurrenz sucht, tut sich schwer. Der Mini ist zu teuer, der Smart zu zweisitzig. Bleibt nur der Fox von VW – preislich auf dem gleichen Niveau, aber schon 20 Zentimeter länger und fast zwei Zentner schwerer. Und rein optisch nicht gerade hinreißend. Böse Zungen meinen sogar, er sei so bieder, dass ihn VW mit einer beigefarbenen Strickjacke ausliefern sollte. Aber es kommt ja auch auf die inneren Werte an.

Der Twingo ist variabel wie ein Van


Beim Twingo muss man nicht lange danach suchen. In der kleinen Schachtel geht es zu wie in einem Van. Zumindest was die Variabilität betrifft. Hinten hat die Version Expression zwei Einzelsitze, die sich umklappen, zusammenfalten oder verschieben lassen. Die Lehnen lassen sich auch verstellen. Und wenn die Haushaltsleiter reinpassen soll, klappt man die Beifahrersitzlehne nach vorn. Die ist dann auch als Picknicktisch zu gebrauchen. Echt praktisch, allerdings nicht umsonst: Der Tisch kostet 300 Euro Aufpreis – leider erst ab Dynamique lieferbar. Den Trick mit den verschiebbaren Rücksitzen beherrschte schon der erste Twingo, aber nun sind sie bequemer, und mehr Platz gibt es auch. Wer mit dem Fondgestühl ganz nach hinten rutscht, kann sogar die Beine übereinanderschlagen.

Sieben cm höher, 20 cm länger: Der Fox überragt den Twingo.
Im Fox gelingt das aber auch, vorausgesetzt, man bestellt die verschiebbare Rücksitzbank für 99 Euro. Weitere Verwandlungskünste beherrscht er aber nicht. Stattdessen gibt er sich innen so streng und aufgeräumt wie ein preußisches Kontor. Frivolitäten wie die schwungvollen Verkleidungen und die mittig platzierte Anzeigensammlung im Twingo verkneift er sich. Doch die Sachlichkeit hat ihre Vorteile: Das Cockpit ist übersichtlicher. Und weil der Fox volle sieben Zentimeter höher ist als der Twingo, genießt man ein großzügigeres Raumgefühl – auch hinten. Obendrein sind die Möbel selbst eine Klasse besser: straff und gut geformt statt pflaumig und weich wie im Renault. Während dessen Fahrer nach alter Twingo-Sitte hoch über dem Lenkrad kauert, sitzt der VW-Benutzer ganz entspannt. Da schwant es einem schon: Wer mit diesen Zwergen eine Reise tut, der greift lieber zum Fox.

Die Entscheidung hängt natürlich auch vom Gepäck ab. Viel passt bei voller Besatzung weder in den einen noch den anderen. Separate Türen für die Fondpassagiere gibt es auch nicht, sodass die Bewegungen beim Einstieg an Reha-Patienten in der Rückenschule erinnern. Da nützt selbst die Einstiegshilfe des Twingo wenig. Gut, beide sind im wirklichen Leben meist mit kleiner Besetzung unterwegs – das lässt sich das noch verschmerzen. Etwas schwerer fällt einem das Verzichten in puncto Fahrdynamik. Kleine Autos sollen billig sein, deshalb baten wir konsequenterweise die Magerversionen zum Vergleich.

Kraftentfaltung im üblichen Sinn ist das nicht

Die 55 (Fox) und 58 PS (Twingo) haben mit den Eintonnern liebe Mühe.
Der Twingo heißt 1.2 Expression, die zweite von fünf Ausstattungsstufen, sinnvoll wegen der hinteren Einzelsitze. Der VW steht ganz schlicht als Fox 1.2 in den Listen, denn Ausstattungslinien gibt es hier nicht. Das Vergnügen kostet dann 10.000 (Renault) beziehungsweise 9475 Euro (Fox). Beim Fox kommt noch die Servolenkung (670 Euro im Paket) dazu. Auf ESP müssen Twingo-Käufer vorerst verzichten, VW verlangt 420 Euro Aufpreis. Beides ist ein Unding. Die gute Nachricht: Obwohl man sich jeden Gedanken an automobilen Luxus abschminken kann, reicht es zum Fahren. Die weniger gute: Die 58 (Twingo) und 55 PS (Fox) haben mit den kleinen Eintonnern ihre liebe Mühe. Von einer Kraftentfaltung im heute üblichen Sinn kann nicht die Rede sein.

Das Drehmoment tröpfelt auf die Vorderräder, als käme es aus einer Pipette. Besonders zäh geht das im Twingo vonstatten. Dessen Vierzylinder unterstreicht seinen Unwillen, Leistung abzugeben, auch noch durch lautes Dröhnen. Der nur dreizylindrige Fox geht da schon eine Spur eifriger und akustisch dezenter zur Sache. Und er verbraucht auch noch etwas weniger. Zudem lassen sich seine fünf Gänge leichter sortieren, während sich der Twingo- Schalthebel anfühlt, als stecke er in Hefeteig.

Dass dem Twingo ein bisschen mehr Fortschritt gutgetan hätte, lässt sich leider auch sonst nicht verheimlichen. Der Test bringt es ans Licht: Der Fox lenkt sich präziser, ist agiler, bremst deutlich besser und federt auch noch angenehmer. Lange Bodenwellen, die im Twingo bereits für erhebliche Turbulenzen sorgen, steckt er noch manierlich weg. Was im Billig-VW auf die Dauer stört, sind eigentlich nur die lauten Abrollgeräusche. Somit ist denn auch am Ergebnis dieses Aufeinandertreffens nicht zu rütteln: Der wenig aufregende, aber rundum ausgewogene Fox verdient das Lob, der schickere Twingo die Sympathien.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Wolfgang König

Sympathisch ist er, der neue Twingo. Auch ohne die Glupschaugen. Praktisch ist er ebenfalls. Aber reicht das? Der Test macht klar: Nicht ganz. Denn der Fox kann einfach mehr. Er ist ohne Zweifel das bessere Auto. Anders gesagt: Den Fox kauft man mit dem Kopf, den Twingo am besten mit dem Bauch.