Tracktest Chrysler 300C SRT8
Deutschland baut den Superstar

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Die einen suchen ihn noch, die deutsche Zakspeed-Truppe hat ihn längst gebaut: den mächtigen Chrysler 300C SRT8 aus der italienischen Superstars-Serie. AUTO BILD MOTORSPORT war mit dem Fünfmeter-Geschoss in Hockenheim unterwegs.
Kennen Sie dieses Gefühl? Gerade in ein neues Haus gezogen, und das leere Wohnzimmer wirkt ohne Möbel riesig und verlassen? Daran müssen Sie sich als Pilot in Zakspeeds über fünf Meter langem Chrysler 300C SRT8 Tourenwagen aus der italienischen Superstars-Serie dauerhaft gewöhnen! Um mich herum sehe ich viel dunkelblau lackiertes, nacktes Blech. Den weiten Innenraum durchziehen die blauen Streben des Überrollkäfigs. Viel Platz für eine Person – in dieser Renn-Limousine. Aber einmal aufs Gas getreten ist die Einsamkeit schnell verflogen. Das Donnern des riesigen V8-Motors füllt das Cockpit mit Leben. Dumpf prasseln kleine Steinchen in den Radhäusern, von den klebrigen Slick-Reifen aufgesammelt und hochgeschleudert.
Die Zakspeed-Truppe hat den Chrysler um 600 Kilo abgespeckt
Einlenken ins Motodrom von Hockenheim, dem berühmten Kurvengeschlängel. Der 1400 Kilo schwere Tourenwagen folgt schnurstracks dem Lenkbefehl. Kein teigiges Gefühl im Steuer, kein Aufschaukeln der Karosserie. Obwohl dieser stattliche Rennwagen rund 400 Kilo mehr auf die Waage bringt als ein aktuelles DTM-Auto. "Das Gewicht und den Schwerpunkt des Autos abzusenken war unsere größte Herausforderung", erklärt Projektingenieur Christoph Meier. Um über 600 Kilo speckte das Team aus Niederzissen den Ami ab. "Im Vergleich mit unserer Konkurrenz sind die möglichen Kurvengeschwindigkeiten beim Superstars-Chrysler ziemlich hoch", resümiert Meier das Ergebnis.

Die Leistung stieg um 49 PS, von serienmäßigen 431 auf 480. Und aus dem ohnehin schon bulligen Drehmoment von 569 Newtonmetern wurden 620. Die vier Lampen unter dem kleinen, zentralen Display blinken in schneller Folge immer wieder auf. Schaltalarm! Kupplung treten, Ganghebel packen. Aus dem dritten nach unten in den vierten ziehen, Fuß vom Kupplungspedal und wieder auf Gas. Dieser Superstar hat keine Renngetriebe-Allüren. Ein normales Schaltgetriebe muss eingebaut sein – aus Kostengründen sind halbautomatische, sequenzielle Schaltboxen verboten. Das des Superstars-Chrysler adaptierte Zakspeed aus der Dodge Viper. Weil es den 300C nur mit Automatik zu kaufen gibt. Dass ich den Hebel gar nicht so oft in die rechte Hand nehmen muss, merke ich ziemlich schnell. Eine scheinbar ruhig angegangene Runde – fast überall einen Gang höher als vorher gefahren – ist um zwei Sekunden schneller!
Der Motor lebt von der Durchzugskraft aus dem Keller

Fazit von AUTO BILD MOTORSPORT-Redakteur Martin Westerhoff
Das Konzept der Superstars-Serie ist stimmig: echte Tourenwagen treten hier gegeneinander an. Nah an der Serie, günstig im Unterhalt. Der Chrysler 300 C SRT8 von Zakspeed ist ein passender Charaktertyp. Groß, bullig, laut und schnell. Aber trotzdem lammfromm im Fahrverhalten. Ideal, denn das Team will den Deutsch-Amerikaner im Kundensport für Amateure einsetzen. Da bleibt nur zu hoffen, dass sich die Serie auch international etabliert.
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