Neue Typklassen in der Kfz-Versicherung
Die Typklassen-Einstufungen für 2024 sind raus

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Nach den Regionalklassen hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auch die neuen Typklassen veröffentlicht. Für 7,4 Millionen Autofahrer gelten 2024 höhere Einstufungen. Was bedeutet das?
Bild: DPA
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Typklassen werden neben den Regionalklassen von den Versicherern verwendet, um die Beitragshöhe für Kfz-Versicherungen zu berechnen. Sie spiegeln die Schadensbilanz eines Fahrzeugtyps wider und werden jedes Jahr aktualisiert.
Verschlechtert sich die Typklasse durch eine höhere Einstufung gegenüber dem Vorjahr, dann können die Beiträge steigen – umgekehrt kann eine niedrigere Einstufung die Kosten senken. Jetzt hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die neuen Einstufungen für die rund 32.000 verschiedenen Automodelle in Deutschland bekannt gegeben. Sie gelten ab dem 1. Januar 2024.
"Für rund 7,4 Millionen Autofahrer gelten in der Kfz-Haftpflichtversicherung künftig höhere Einstufungen, während rund 5,4 Millionen von besseren Typklassen profitieren", sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Für die restlichen rund 29,4 Millionen Autofahrer (70 Prozent) bleibt es bei der Typklasse des Vorjahres.
"Große Sprünge sind die Ausnahme, nur für wenige Modelle geht es um mehr als eine Klasse nach oben oder nach unten", sagt Asmussen. So verbessert sich etwa der Suzuki Ignis Allrad (Typ MF, seit 2016) gleich um drei Klassen, für den Ford Focus 1.0/74 kW (Typ DEH, seit 2018) und den Audi Q5 50 TDI quattro (Typ FY, seit 2017) wurde dagegen die Typklasse um jeweils drei Stufen schlechter.
In der Kaskoversicherung gibt es ebenfalls Veränderungen: So erhalten 2024 laut GDV in der Vollkaskoversicherung rund fünf Prozent der Fahrzeuge (ca. 1,3 Millionen Pkw) eine höhere und rund 34 Prozent (etwa 8,3 Millionen Pkw) eine niedrigere Einstufung. Für deutlich mehr als die Hälfte der Versicherungsnehmer (61 Prozent) bleibt alles beim Alten.
In der Teilkaskoversicherung rutschen rund fünf Prozent (ca. 600.000 Fahrzeuge) in höhere, 29 Prozent (ca. 3,7 Millionen Fahrzeuge) in niedrigere Typklassen. Zum Jahr 2023 hatten sich noch 37 Prozent (4,8 Mio.) verbessert. Für fast zwei Drittel aller Autos (66 Prozent) bleibt es 2024 bei der gleichen Klasse.
Während in der Kfz-Haftpflichtversicherung die Leistungen für geschädigte Unfallgegner – also für Dritte – maßgeblich sind, spielt in der Kaskoversicherung unter anderem der Wert des versicherten Autos eine Rolle. Daher haben viele hochmotorisierte Oberklasse-Modelle und SUV hohe Typklassen, ältere Modelle und Kleinwagen eher niedrige Klassen.
In die Berechnung der Vollkaskoversicherung fließen die Schäden am eigenen Auto nach selbst verschuldeten Unfällen sowie die Teilkaskoschäden (u. a. Autodiebstähle, Glasschäden, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse) vollkaskoversicherter Fahrzeuge ein. Für die Statistiken der Teilkaskoversicherung geht es entsprechend nur um die letztgenannten Schäden.
Zur Berechnung der Typklassen werden die Schäden und die dadurch verursachten Kosten über den Zeitraum der vergangenen drei Jahre (also diesmal 2020 bis 2022) betrachtet. Sind die Schadensmeldungen und die Kosten gegenüber der letzten Berechnung gesunken, wird das Auto in eine niedrigere Typklasse eingestuft. Bei einer Steigerung wird das Fahrzeug höher eingestuft.
Video: Kfz-Versicherung/Typenklassen
Was ist eigentlich die Typklasse?
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In der Haftpflicht gibt es 16 Typklassen (von 10 bis 25), in der Teilkasko 24 (von 10 bis 33) und in der Vollkasko 25 (von 10 bis 34). In der Haftpflicht gilt die günstigste Typklasse 10 praktisch nur für Oldtimer – sie werden nur noch wenig gefahren, und die Halter hüten ihre Schätzchen durch besonders vorsichtige Fahrweise. Dagegen zeichnen sich beliebte Einsteigermodelle oft durch hohe Typklassen aus, da Fahranfänger häufig Blechschäden verursachen.
Durch die neuen Einstufungen kann die Autoversicherung für Fahrzeughalter um mehr als ein Drittel teurer oder günstiger werden, wie aktuelle Berechnungen des Vergleichsportals Verivox zeigen. Das gilt aber in der Regel nur bei Veränderungen um mehrere Klassen oder wenn Veränderungen bei Haftpflicht und Kasko zusammenkommen.
So wird die Prämie bei einem teilkaskoversicherten Toyota Prius im kommenden Jahr um 34 Prozent teurer. Der GDV hat den Hybrid-Pionier in der Haftpflichtversicherung um eine und in der Teilkasko gleich um vier Klassen hochgestuft. In der Modellrechnung von Verivox (45-jähriger Fahrer aus Passau mit SF-Klasse 5 und 12.000 Kilometern jährlicher Fahrleistung) führt das zu Mehrkosten von 216 Euro im Jahr. Bei der Vollkaskoversicherung ist der Honda Jazz (+27 Prozent) mit 293 Euro Mehrkosten der große Verlierer.
Über günstigere Prämien freuen dürfen sich hingegen Fahrerinnen und Fahrer eines Mercedes CLA. Ihr Fahrzeug rutscht in der Haftpflicht- und der Vollkaskoversicherung in günstigere Typklassen und lässt sie 24 Prozent (110 Euro) für die Haftpflichtversicherung und 19 Prozent (256 Euro) bei der Vollkasko-Prämie sparen.
"Bei neuen Automodellen lässt sich das Schadenrisiko nur schätzen", erklärt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Darum kommt es in den ersten Jahren nach Markteinführung häufiger zu großen Sprüngen bei der Typklassen-Einstufung als bei älteren Fahrzeugmodellen." Doch solch große Sprünge sind die Ausnahme. "In den meisten Fällen werden Fahrzeuge nur um eine Typklasse herauf- oder herabgestuft. Die Versicherungsprämie steigt oder sinkt dadurch um weniger als zehn Prozent", sagt Schütz.
Wie viel Autofahrer im kommenden Jahr für ihre Versicherung bezahlen müssen, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben Umstufungen in der Typklasse können sich auch Änderungen bei den Regionalklassen und eine günstigere Schadenfreiheitsklasse auf den Beitrag auswirken. Wer wegen Homeoffice weniger fährt und seine Versicherung über die geringere Fahrleistung informiert, kann seine Prämie ebenfalls senken. Viele Versicherer erstatten zu viel gezahlte Beiträge in diesem Fall sogar rückwirkend.
Versicherungsexperte Schütz: "Natürlich können allgemeine Preisanpassungen des Versicherers die Kosten erhöhen oder senken. Wenn der Beitrag steigt, haben Versicherte immer ein Sonderkündigungsrecht und können wechseln." Preiswerte Tarife sind im Schnitt 29 Prozent günstiger als Angebote im mittleren Preissegment.
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