Neue Typklassen in der Kfz-Versicherung
Die Typklassen-Einstufungen für 2023 stehen fest

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Nach den Regionalklassen hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auch die neuen Typklasseneinstufungen herausgegeben. Für 8,1 Millionen Autofahrer gelten 2023 höhere Einstufungen. Was bedeutet das?
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Typklassen werden neben den Regionalklassen von den Versicherern verwendet, um die Beitragshöhe für Kfz-Versicherungen zu berechnen. Sie spiegeln die Schadensbilanz eines Fahrzeugtyps wider und werden jedes Jahr aktualisiert.
Verschlechtert sich die Typklasse durch eine höhere Einstufung als im Vorjahr, können die Beiträge steigen – umgekehrt kann eine niedrigere Einstufung die Kosten senken. Jetzt hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die neuen Einstufungen für die rund 32.000 verschiedenen Automodelle in Deutschland bekannt gegeben. Sie gelten ab dem 1. Januar 2023.
"Für rund 8,1 Millionen Autofahrer gelten in der Kfz-Haftpflichtversicherung künftig höhere Einstufungen, während rund 4,8 Millionen von besseren Typklassen profitieren", sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Für die restlichen rund 29,3 Millionen Autofahrer (70 Prozent) bleibt es bei der Typklasse des Vorjahres.
"Große Sprünge sind die Ausnahme, nur für wenige Modelle geht es um mehr als eine Klasse nach oben oder nach unten", sagt Asmussen. So verbessert sich etwa der Skoda Kamiq 1.5 TSI (Typ NW, seit 2019) gleich um drei Klassen, der Audi Q7 3.0 TDI (Typ 4L, seit 2015) verschlechtert sich um zwei Typklassen.
In der Kaskoversicherung gibt es ebenfalls Veränderungen: So erhalten 2023 laut GDV in der Vollkaskoversicherung rund vier Prozent der Fahrzeuge (ca. 1,1 Millionen Pkw) eine höhere und rund 34 Prozent (etwa 8,3 Millionen Pkw) eine niedrigere Einstufung. In der Teilkaskoversicherung rutschen rund fünf Prozent (ca. 600.000 Fahrzeuge) in höhere, 37 Prozent (ca. 4,8 Millionen Fahrzeuge) in niedrigere Typklassen.
Während in der Kfz-Haftpflichtversicherung die Leistungen für geschädigte Unfallgegner – also für Dritte – maßgeblich sind, spielt in der Kaskoversicherung unter anderem der Wert des versicherten Autos eine Rolle. Daher haben viele hochmotorisierte Oberklasse-Modelle und SUV hohe Typklassen, ältere Modelle und Kleinwagen eher niedrige Klassen.
In die Berechnung der Vollkaskoversicherung fließen die Schäden am eigenen Auto nach selbst verschuldeten Unfällen sowie die Teilkaskoschäden (u. a. Autodiebstähle, Glasschäden, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse) vollkaskoversicherter Fahrzeuge ein. Für die Statistiken der Teilkaskoversicherung geht es entsprechend nur um die letztgenannten Schäden.
Zur Berechnung der Typklassen werden die Schäden und die dadurch verursachten Kosten über den Zeitraum der vergangenen drei Jahre betrachtet. Sind die Schadensmeldungen und die Kosten gegenüber der letzten Berechnung gesunken, wird das Auto in eine niedrigere Typklassen eingestuft. Bei einer Steigerung wird das Fahrzeug höher eingestuft.
Video: Kfz-Versicherung/Typenklassen
Was ist eigentlich die Typklasse?
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In der Haftpflicht gibt es 16 Typklassen (von 10 bis 25), in der Teilkasko 24 (von 10 bis 33) und in der Vollkasko 25 (von 10 bis 34). In der Haftpflicht gilt die günstigste Typklasse 10 praktisch nur für Oldtimer – sie werden nur noch wenig gefahren, und die Halter hüten ihre Schätzchen durch besonders vorsichtige Fahrweise. Dagegen zeichnen sich beliebte Einsteigermodelle oft durch hohe Typklassen aus, da Fahranfänger häufig Blechschäden verursachen.
Durch die neuen Einstufungen kann die Autoversicherung für Fahrzeughalter um mehr als ein Drittel teurer oder günstiger werden, wie aktuelle Berechnungen des Vergleichsportals Verivox zeigen. Das gilt aber in der Regel nur bei Veränderungen um mehrere Klassen oder wenn Veränderungen bei Haftpflicht und Kasko zusammenkommen.
Gleich um fünf Klassen in der Haftpflicht hochgestuft wurde beispielsweise der Kleinwagen Toyota Yaris. In der Modellrechnung von Verivox (45-jähriger Fahrer aus Berlin mit SF-Klasse 5 und 12.000 Kilometern jährlicher Fahrleistung) erhöhen sich die Kosten beim jährlichen Beitrag für die Haftpflicht dadurch um 37 Prozent oder 146 Euro. Bei der Vollkasko ist der Alfa Romeo Stelvio einer der größten Verlierer: Bei ihm wird der Schutz in der Modellrechnung um 17 Prozent oder 227 Euro teurer.
Freuen dürfen sich dagegen Besitzer von vollkaskoversicherten Mazda CX-5 und Ford Edge. In der Verivox-Berechnung sinkt der Beitrag um jeweils 20 Prozent – das macht eine Ersparnis von 280 Euro beim Ford Edge 2.0 TDCI AWD und sogar von gut 308 Euro beim Mazda CX-5.
"Bei neuen Automodellen lässt sich das Schadenrisiko nur schätzen", erklärt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Darum kommt es in den ersten Jahren nach Markteinführung häufiger zu großen Sprüngen bei der Typklassen-Einstufung als bei älteren Fahrzeugmodellen." Doch solch große Sprünge sind die Ausnahme. "In den meisten Fällen werden Fahrzeuge nur um eine Typklasse herauf- oder herabgestuft. Die Versicherungsprämie steigt oder sinkt dadurch um weniger als zehn Prozent", sagt Schütz.
Wie viel Autofahrer im kommenden Jahr für ihre Versicherung bezahlen müssen, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben Umstufungen in der Typklasse können sich auch Änderungen bei den Regionalklassen und eine günstigere Schadenfreiheitsklasse auf den Beitrag auswirken. Wer wegen Corona und Homeoffice weniger fährt und seine Versicherung über die geringere Fahrleistung informiert, kann seine Prämie ebenfalls senken. Viele Versicherer erstatten zu viel gezahlte Beiträge in diesem Fall sogar rückwirkend.
Versicherungsexperte Schütz: "Natürlich können allgemeine Preisanpassungen des Versicherers die Kosten erhöhen oder senken. Wenn der Beitrag steigt, haben Versicherte immer ein Sonderkündigungsrecht und können wechseln. Wer von einem Tarif im mittleren Preissegment zu einem günstigen Angebot mit guten Leistungen wechselt, kann seine Kosten im Schnitt um rund ein Viertel reduzieren."
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