VW Amarok: zweite Auflage des Pick-ups im Test
Als der VW Amarok zum Ford Ranger wurde
—
Ein echter Wolfsburger ist der VW Amarok nicht mehr, die zweite Auflage hat die Gene vom Ford Ranger übernommen. Das macht den Pick-up vor allem belastbarer und geländegängiger. Aber lohnt sich der Mehrpreis im Vergleich am Ende wirklich?
Bild: AUTO BILD
Einst dachte nicht nur der Autor dieser Zeilen, dass der Pick-up zum In-Fahrzeug mutieren könnte – wie es auch beim SUV der Fall war. Nein, auch Mercedes schwang sich in Zusammenarbeit mit Nissan auf das Pferd und brachte die X-Klasse an den Start. Zugegeben, ein kurzes Intermezzo: Der Lighttruck aus Stuttgart, den nur die Außenhaut, ein bisschen Interieur und ein Reihensechszylinder vom Kleinlaster aus Nippon unterschied, wurde bereits nach drei Jahren wieder vom Markt genommen.
Im Vergleich mit dem Genspender Nissan Navara war der Edel-Pick-up mit dem Stern wohl einfach zu teuer. Insofern ist und bleibt der einzige deutsche Hersteller, der sich weiterhin ein solches Fahrzeug leistet, VW. Doch der Amarok ist in seiner zweiten Auflage kein echter Wolfsburger mehr. Auch hier hat man sich Hilfesuchend umgesehen und ist einen Deal mit Ford eingegangen.
Die beliebtesten SUV bei Carwow
Aktuelle Angebote | Preis | Zum Angebot |
---|---|---|
UVP ab 35.990 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 12.177,00 EUR
|
||
UVP ab 40.335 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 5812,00 EUR
|
||
UVP ab 36.590 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 4785,00 EUR
|
||
UVP ab 43.900 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 10.579,00 EUR
|
||
UVP ab 41.990 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 10.868,00 EUR
|
||
UVP ab 34.690 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 9758,00 EUR
|
||
UVP ab 36.870 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 11.879,00 EUR
|
||
UVP ab 47.390 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 9233,00 EUR
|
||
UVP ab 36.250 EUR/Ersparnis bei Carwow bis zu 13.022,00 EUR
|
Dessen Bestseller Ranger taugt nämlich ganz hervorragend als Grundlage für den Amarok. Und weil das so ist, muss man sich in der VW-Zentrale auch gar keine Gedanken mehr um die Produktion machen, denn die Neuauflage läuft bei Ford in Silverton/Südafrika vom Band.

Mit dem Lenkrad und dem Display vor dem Fahrer als auch der Grafik im Zentralbildschirm erzeugt VW ein heimisches Gefühl im Amarok.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der VW Amarok bietet feines Interieur für einen Lastesel
Zum Einzeltest nach Hamburg kam der neue Amarok in der höchsten Ausstattungslinie "Aventura" als Double Cab (ab 70.164 Euro). Ein knackiger Preis für ein Arbeitstier. Allerdings bietet dieses auch eine gehörige Portion Luxus.
Sieht man mal von den kleinen Hartplastikverfehlungen im Innenraum ab, ist das Interieur ganz fein eingerichtet. Straffe Sitze, die sich elektrisch verstellen lassen. Eine Architektur, die – angefangen beim Lenkrad bis hin zur manuell zuschaltbaren Hinterachssperre – von der Bedienbarkeit sehr an einen Pkw erinnert und wahrlich keine Fragen aufwirft.
Fahrzeugdaten
Modell | VW Amarok 3.0 TDI |
---|---|
Motor Bauart/Zylinder | V6, Turbo |
Einbaulage | vorn längs |
Ventile/Nockenwellen | 4 pro Zylinder/4 |
Nockenwellenantrieb | Zahnriemen |
Hubraum | 2993 cm³ |
kW (PS) bei 1/min | 177 (241)/3250 |
Nm bei 1/min | 600/1750 |
Vmax | 190 km/h |
Getriebe | 10-Stufen-Automatikgetriebe |
Antrieb | Allrad semipermanent |
Bremsen vorn/hinten | Scheiben/Trommel |
Testwagenbereifung | 245/45 R 21 V |
Reifentyp | Goodyear Wrangler Territory HT |
Radgröße | 8,5 x 21" |
Verbrauch* | 10,1 l/100 km |
Abgas CO2* | 266 g/km |
Tankinhalt | 80 l |
Kraftstoffsorte | Diesel |
SCR-Kat/Ad-Blue-Tankinhalt | S/19,3 l |
Vorbeifahrgeräusch | 71 dB(A) |
Anhängelast gebr./ungebr. | 3500/750 kg |
Stützlast | 210 kg |
Länge/Breite/Höhe | 5350/1910–2208**/1884 mm |
Radstand/Rampenwinkel | 3270 mm/21 Grad |
Böschungswinkel vorn/hinten | 30/26 Grad |
Bodenfreiheit/Wattiefe | 237/800 mm |
Grundpreis | 62.366 Euro |
Testwagenpreis (wird gewertet) | 70.878 Euro |
Alle Knöpfe und Schalter sind da, wo sie gut zu erreichen sind. Allerdings vermisst man – anders als im Ford Ranger – manuelle Drehregler für die Steuerung der Klimaanlage. Zwar kann die per Schalter angewählt werden, die Bedienung erfolgt dann aber über den großen, 12 Zoll messenden und hochkant stehenden Zentralbildschirm.

Die Außenhaut des Amarok hat VW so gefaltet, dass die Basis des Ford Ranger tatsächlich nicht mehr zu erkennen ist.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Ansonsten erfreuen die digitalen Komponenten die Insassen durchaus. Die Smartphones lassen sich– egal ob Android oder iOS – kabellos mit der Unit verbinden, sodass neben dem gut funktionierenden internen Navi auch Google Maps oder Apple Karten genutzt werden kann.
Die optionale Harman-Kardon-Soundanlage mit Subwoofer und 640 Watt Musikleistung brennt ein ordentliches Feuerwerk für die Ohren ab. Auf dem straffen Gestühl, das tatsächlich etwas mehr Oberschenkelauflage bieten könnte. Selbst in der zweiten Reihe des Double-Cab sitzt man bauartbedingt zwar etwas erhöht, aber dank eines vernünftigen Winkels der Rückbanklehne und ausreichender Beinfreiheit auch auf unbefestigten Wegen recht bequem.
Die Gnade des Ford Ranger
Anspruchsvolles Terrain ist bekanntermaßen das Pläsier des Ford Ranger, äh, natürlich des Amarok. Zwar ist bis zu den Türen alles VW, doch selbst Dach, Fenster, Spiegel und Türgriffe sind von Ford.
Aber weil das genau so ist, kann der Amarok jetzt 80 Zentimeter tiefes Wasser durchfahren. Die Bodenfreiheit ist um einen Zentimeter auf 23 cm gestiegen, und der Böschungswinkel verbessert sich im Vergleich zum Vorgänger von 18 auf 26 Grad. Wer sich also in kniffliges Gelände wagt, der muss keine Angst mehr haben, hinten zu früh aufzusetzen.

Die Sitze vorn und hinten sind straff, aber nicht unbequem. Platzangebot und Raumgefühl sind für die Reisenden gut.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Über mangelnde Fähigkeiten als Kraxler muss man sich in der Ausstattungslinie "Aventura" ohnehin keine Gedanken machen, denn die Hinterachssperre ist hier Serie.
In der von uns gefahrenen Topversion stehen im Weiteren vier Antriebsarten zur Verfügung. Im normalen Straßenbetrieb fährt der Pick-up heckgetrieben (2H). Wer sich auf losem Untergrund bewegt, legt über den Drehsteller in der Mittelkonsole 4H, für einen starren Allradantrieb ein. Heißt, Wege über Schnee, Sand oder Kies bewältigen.
Messwerte
Modell | VW Amarok 3.0 TDI |
---|---|
Beschleunigung | |
0–50 km/h | 3,5 s |
0–100 km/h | 9,5 s |
0–130 km/h | 16,1 s |
0–160 km/h | 28,9 s |
Zwischenspurt | |
60–100 km/h | 5,1 s |
80–120 km/h | 7,0 s |
Leergewicht/Zuladung | 2407/783 kg |
Gewichtsverteilung v./h. | 56/44 % |
Wendekreis links/rechts | 13,4/13,3 m |
Sitzhöhe | 845 mm |
Bremsweg | |
aus 100 km/h kalt | 40,6 m |
aus 100 km/h warm | 44,0 m |
Innengeräusch | |
bei 50 km/h | 55 dB(A) |
bei 100 km/h | 65 dB(A) |
bei 130 km/h | 70 dB(A) |
Verbrauch | |
Sparverbrauch | 8,7 l/100 km |
Testverbrauch Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe) | 10,3 l/100 km (+2 %) |
Sportverbrauch | 13,1 l/100 km |
CO2 (Testverbrauch) | 274 g/km |
Reichweite (Testverbrauch) | 770 km |
Allradmodus "4A" sorgt im Pick-up für beste Traktion
Ist das Gelände noch anspruchsvoller, wird auf die gleiche Art und Weise auf 4L geschaltet. Mit der Untersetzung kann jetzt langsam auch richtig schweres Gelände mit optimaler Kraftabgabe an alle vier Räder durchlaufen werden.
Das Tüpfelchen auf dem i ist in der Topausstattung der vierte Modus 4A, der erweiterte zuschaltbare Allradantrieb. Via Lamellenkupplung kann jetzt die Kraft variabel, vollautomatisch und bedarfsgerecht an alle vier Räder verteilt werden. Empfehlenswert bei Bergfahrten, regennassen oder verschneiten Straßen. Hier wird die Traktion deutlich besser und der ohnehin sehr positive Eindruck auf kurvenreichen Straßen noch mal verbessert.

Den Drehsteller für die Verteilung der Antriebskraft gibt es nur im VW Amarok, ebenso die Schalterleiste in der Mittelkonsole. Die NEMA-Steckdose im Fond ist US-Standard und bedarf eines Adapters, der Gangwahlhebel ist so auch im Ford Ranger zu finden.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Für einen Pick-up bewegt sich der Amarok nämlich erstaunlich leichtfüßig. Die Lenkung ist zwar etwas indirekt, mit mehr als drei Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag lässt sie auch keinen Zweifel daran, welche Sorte Fahrzeug man hier bewegt. Da sie aber wenig Spiel um die Mittellage aufweist und zudem recht präzise arbeitet, verliert sich das in diesem Segment häufig spürbare Lkw-Gefühl recht schnell.
Ein Service von
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Amarok kann jetzt ordentlich aufladen
Apropos Lkw. Der Amarok mit Ranger-Standard-Set-up darf jetzt auch ordentlich was auf eine Europalette fassende Cargobox aufladen. Bis zu 1,19 Tonnen sind erlaubt. Sein durch und durch deutscher Vorgänger brachte es lediglich auf 700 Kilogramm.
Allerdings muss die Zuladung mit dem typischen Pick-up-Zitterich bezahlt werden. Verglichen mit einem Nissan Navara oder einem SsangYong Musso liegt der Amarok dann aber auch bei Dehnungsfugen im Asphalt wie ein Brett auf der Straße.

Eine Europalette und 1,2 Tonnen kann der VW Amarok aufladen. 3,5 Tonnen kann er an den Haken nehmen.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Wer sich für die Ausstattungslinie Aventura entschieden hat, der bekommt auch den 3,0-Liter-V6-Diesel mit 240 PS und einem maximalen Drehmoment von 600 Newtonmeter. Nicht nur, dass dieses Kraftpaket nach einer kurzen Gedenksekunde den 2,4 Tonnen schweren Amarok in 8,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt, es macht ihn auch bis zu 190 km/h schnell. Das ist, wie ein Kollege schon sehr richtig bemerkte, eine "lässig-souveräne Motorisierung". Vor allem im Zusammenspiel mit der super soft schaltenden Zehnstufen-Wandlerautomatik von Ford.
Mit Sechszylinder ist der Amarok auch fit für die Langstrecke
Motorisiert und ausgestattet wie der Testwagen, taugt der Amarok sogar für die Langstrecke. Der V6-Diesel zeigt sich angenehm genügsam (AUTO BILD ermittelte 10,3 Liter über 100 Kilometer), selbst dann, wenn man mit ihm etwas flotter unterwegs ist.
Eine Armada von über 30 Fahrerassistenzsystemen, die sich über das Zentraldisplay konfigurieren lassen, entspannen den Fahrer. Einige davon gab es noch nie in einem Pick-up. Dazu zählen Spurhalte- oder Spurwechsel-Assistent, Licht- und Geschwindigkeitsassistent genauso wie Umgebungsansicht oder Verkehrszeichenerkennung.
Wertung
Modell | VW Amarok 3.0 TDI |
---|---|
Karosserie | 3,5 Tonnen Anhängelast, mehr Zuladung als zuvor, Fond relativ bequem für Double-Cab-Verhältnisse |
4/5 Punkten | |
Antrieb | flotter Antritt, angenehme Laufkultur, verhältnismäßig genügsam, ausreichendes Höchsttempo |
4/5 Punkten | |
Fahrdynamik | mäßige Bremsen, mächtiger Wendekreis, perfekte Traktion und sogar etwas Asphalt-Fahrspaß |
3/5 Punkten | |
Connected Car | kabellose Telefonanbindung, Echtzeitnavigation zeigt keine freien Straßen, tolle Soundanlage |
3,5/5 Punkten | |
Umwelt | mächtige Abmessungen und hohes Gewicht, hoher CO2-Ausstoß, nach außen kein Leisetreter |
2/5 Punkten | |
Komfort | gute Federung, angenehmes Geräuschniveau. LED-Scheinwerfer und Zwei-Zonen-Klima Serie |
3/5 Punkten | |
Kosten | Anschaffungspreis, Steuern, Wertverlust absolut gesehen und Wartungskosten allesamt hoch |
2/5 Punkten | |
AUTO BILD-Testnote | 3 |
Die machen auch einen wirklich guten Job. Der Spurhalter greift bei Bedarf sanft ins Lenkrad, der Abstandsassistent bremst vorausschauend und gefühlvoll. Lediglich der Lenkassistent mahnt unaufhörlich, man möge doch das Volant greifen, obgleich die Hände anklingen. Hier täte ein kapazitives Lenkrad not. Das ist dann aber auch schon Meckern auf hohem Niveau und muss einen nicht wirklich vom Kauf abschrecken.
Preis: Das kostet der VW Amarok
Anders ist es beim Preis. Im vollen Ornat, in dem der Amarok 3.0 TDI Aventura nach Hamburg kam, kostet er nämlich 72.000 Euro. Klar, wer Abstriche bei allem macht, der kann bereits ab 47.122 Euro in einen Amarok einsteigen.
Aber dann gibt es lediglich einen Vierzylinder-Diesel mit 170 PS und ein manuelles Sechsganggetriebe. Der Innenraum wirkt, mit kleineren Displays, in schlichter Plastik fast schon karg, und gerollt wird auf 16-Zoll-Stahlrädern. Ach, und noch etwas. Der Genspender, der Ford Ranger, kostet bei ähnlicher Ausstattung nur 64.367 Euro.
Fazit
Der neue VW Amarok sieht schick aus. Ob er schöner ist als der Ford Ranger, dessen Gene der Wolfsburger jetzt in Gänze in sich trägt, muss der Betrachter entscheiden. Natürlich hat es VW sich nicht nehmen lassen, im Innenraum ein Gefühl des Nachhausekommens zu erzeugen. Ob das aber am Ende den Mehrpreis aufwiegt, ist die Frage. Denn das, was der Amarok jetzt im Gelände kann, und wie er sich auf der Straße bewegt, unterscheidet ihn ob der Baugleichheit nicht mehr vom Ford Ranger.
Service-Links