Das perfekte Auto für Fahranfänger kostet wenig, fährt zuverlässig und verzeiht kleine Fahrfehler. Ganz oben auf der Wunschliste vieler Führerschein-Neulinge und ihrer Eltern stehen VW Polo, Opel Corsa und Renault Clio. Alle drei haben Qualitäten, die für sie sprechen. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt gibt es viele Angebote, manche schon für nur wenig mehr als 5000 Euro. Wie empfehlenswert sind Polo, Corsa und Clio wirklich? AUTO BILD hat genau hingeschaut!

VW Polo 6R: Allround-Talent mit ärgerlichen Fehlern

VW Polo, Opel Corsa, Renault Clio: Fahranfänger
Der VW Polo 6R könnte der ideale Kleinwagen sein – wenn die TÜV-Bilanz insgesamt besser wäre.
Der VW Polo der Baureihe 6R (2009 bis 2017) könnte der ideale Kleinwagen sein. Mehr Auto braucht ehrlicherweise kein Mensch. Man sitzt vorne sehr komfortabel, Langstrecke kann der Kleine auch. ESP, Front-, Seiten- und Kopfairbags sind immer an Bord, gegen Aufpreis gab es Seitenairbags und Gurtstraffer auch hinten. Ab dem Facelift 2014 konnte in der Preisliste so gut wie alles ausgewählt werden, was sonst erst in der Oberklasse zu Hause war. Sogar eine City-Notbremsfunktion war erhältlich. Dazu glänzte der Polo 6R mit einer hochwertigen Verarbeitung, viel Multimedia und einer beinahe endlosen Auswahl an Motoren sowie einem exzellent abgestimmten Fahrwerk.
Doch Kummer blieb den Eignern nicht erspart. Beim 1.2 und beim 1.4 TSI längten sich die Steuerketten. Leidgeprüfte Kenner wissen: Wenn es beim Kaltstart rasselt, droht ein Überspringen oder gar Reißen der Steuerkette und damit ein kapitaler Motorschaden. Der Kabelbaum des kleinen VW scheuerte mitunter am Längsträger durch. Das sorgte für ein regelrechtes Konzert an Fehlermeldungen. Ruckelnde DSG-Getriebe nervten beim Anfahren und Rangieren. Der 1.2 TSI konnte mitunter an Leistung verlieren. Dazu meldete der AUTO BILD-Kummerkasten defekte Zündkerzen und Scheinwerfer sowie spinnende Reifendruckkontrollsysteme. Für den TÜV war das nicht relevant. Der rümpfte die Nase über falsch eingestellte Scheinwerfer, schlappe Bremsen und Öl-Kleckereien.

Opel Corsa D: Der beliebte Kleine leistet sich Schwachstellen

VW Polo, Opel Corsa, Renault Clio: Fahranfänger
Seine guten Fahreigenschaften sprechen für den Opel Corsa D. Federn und Stoßdämpfer können schwächeln.
Dass der Opel Corsa D (2006 bis 2014) beliebt ist, verwundert nicht. Der kleine Rüsselsheimer macht einen sympathischen Eindruck und fährt ebenso handlich wie präzise. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist der D-Corsa um 16 Zentimeter gewachsen. Vorne geht es angenehm luftig zu, die Sicherheit an Bord stimmt. Im Euro-NCAP-Crashtest holte sich der Corsa glatte fünf Sterne. Am harmonischsten fühlt er sich mit dem 1,4-Liter-Benziner an. Richtig Alarm macht der 1,6-Liter des Corsa OPC – der hat mächtige 210 PS! Sparfüchse greifen am besten zum Diesel oder zur Autogas-Variante. Die kleinen Benziner knausern ebenfalls ganz gut mit dem Sprit, sie können mit dem rund 1,1 Tonnen schweren Auto aber etwas überfordert wirken.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Blickt man in den TÜV-Report 2019, stehen beim Corsa D einige unschöne Posten auf dem Zettel. So hat der Rüsselsheimer zum Beispiel ein Problem mit Ölverlust. Darüber hinaus bekommt er von den Prüfern schlechte Noten für die Federn und Stoßdämpfer. Im Prüfkapitel Beleuchtung sieht es auch nicht rosig aus. Dort fallen Probleme mit der Einstellung des Abblendlichts, mit den Rückleuchten und den Blinkern auf. Zusätzlichen Ärger können schlecht verklebte Frontscheiben, ausgeschlagene Radlager, quietschende Bremsen, Aussetzer der Bordelektrik, undichte Öldruckschalter, defekte Sensoren und aussetzende Zündspulen machen.

Renault Clio III: vollwertiges Auto mit durchwachsener TÜV-Bilanz

VW Polo, Opel Corsa, Renault Clio: Fahranfänger
Komplettes Auto auf kleiner Grundfläche: Der Renault Clio III glänzt mit Vollwertigkeit.
Der Renault Clio III (2005 bis 2013) wusste von Anfang zu überzeugen, frei nach der Formel: "Viel Auto fürs Geld." Auf der Grundfläche eines Kleinwagens bietet er viel Platz und Variabilität. Zusätzlich zum Drei- und Fünftürer gab es den Franzosen seit Januar 2008 auch als Kombi. Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorn, ABS, Front- und Seitenairbags waren jeweils serienmäßig an Bord. ESP kostete nur in der Basis extra. Mit seinem komfortabel abgestimmten Fahrwerk eignet sich der kleine Renault auch für lange Strecken. Die gut gepolsterten Sitze tragen ihren Teil dazu bei. Der 1,2-Liter-Motor passt super in die Stadt.
Vorurteile gegenüber französischen Autos hin oder her: Die Bilanz des Clio könnte besser sein. Verschiedene Probleme sind bekannt. Der 1,6-Liter-Motor etwa leistete sich Motorschäden. Andere fielen mit teuren Reparaturen unangenehm auf. Beim 1,2-Liter etwa dauert der Zahnriemenwechsel einen halben Tag! Es gab Clio-Rückrufe wegen defekter Bremslichtschalter und Automatiksteuergeräte sowie vereinzelte Getriebeschäden. Der TÜV bemängelte vor allem Schwächen an Federn, Dämpfern, Lenkung und Bremsen. Im Prüfkapitel Beleuchtung kam der Franzose nicht mal für Blinker und Warnblinker auf gute Werte. Dafür gab es ein sauberes Ergebnis in puncto Ölverlust und bei der Qualität der Auspuffanlagen.