Überraschung: Nein, nicht das absolut betrachtet schlechte Abschneiden lässt uns staunen, denn damit schwimmt Opel nur in einem allgemeinen Abwärtstrend mit. Sondern die hohen Preise. Schließlich gelten die Rüsselsheimer als Marke des Volkes, stehen für bezahlbare Mobilität. Wer die Tabelle mit den Preisen für eine ganz normale Wartung studiert, kommt allerdings zu einem anderen Ergebnis. Knapp 650 Euro kostet die Inspektion in Dormagen, nur für Ölwechsel, Kerzen, Luft- und Pollenfilter.
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Für einen ganz normalen Astra. Zum Vergleich: Neulich bei Mazda waren für die weitgehend identische Arbeit maximal 500 Euro zu entrichten. Für einen Mazda6, also ein obendrein deutlich größeres Auto. Wer nach den Ursachen forscht, stößt auf recht deftige Ersatzteilpreise. Wie möchte Opel zum Beispiel erklären, dass ein simpler Innenraumluftfilter über 50 Euro kosten muss? Da sträuben sich nicht nur gewohnheitsmäßigen D-Mark-Umrechnern die Nackenhaare. Zumal manche Opel-Vertragshändler das Teil im Internet für 16,90 Euro verticken.

Nur ein Betrieb informiert über das richtige Öl

Aber auch die Ölfilter-Preise lassen auf eine stattliche Gewinnmarge schließen. Beim Schmierstoff selbst scheint dagegen allmählich ein Umdenken einzusetzen: Immerhin fünf der acht Betriebe lassen es bei 20 Euro pro Liter oder darunter bewenden. Nur bei Lauße scheint es sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass viele Kunden jenseits der magischen 20-Euro-Marke dazu übergehen, das Öl lieber selbst mitzubringen. Allerdings sind die Hamburger auch die Einzigen, die ihre Kunden überhaupt über die benötigte Ölsorte aufklären. In keinem anderen Opel-Betrieb wird der Tester informiert, welches Öl das richtige für seinen Astra ist und was er beim Nachfüllen beachten sollte. Dafür enttäuscht der Lauße-Monteur mit seiner Unfähigkeit, einen Drehmomentschlüssel fachgerecht zu benutzen. Dieses Werkzeug soll verhindern, dass Schrauben zu lose oder fest angezogen werden. Zum Beispiel an den Rädern. 140 Newtonmeter schreibt Opel vor, doch nach der Inspektion in Hamburg sind sie viel stärker festgedreht. Gefährlich, denn zu stark vorgespannte Schrauben können plötzlich abreißen.
Überblick: Alles zum Thema Werkstatt-Test

Aufträge werden nicht vorbereitet

Für weitere Schreckmomente beim Tester ist das Opel-Abrechnungsprogramm verantwortlich: Drei Betriebe berechnen lediglich 0,5 Liter Bremsflüssigkeit. Viel zu wenig für einen sachgemäßen Wechsel, benötigt wird mindestens die doppelte Menge. Und die wird nicht aus Halbliterdosen von Hand eingefüllt, sondern mit einem Entlüftergerät. Doch die entsprechende Teileposition im Computer ist nur als 0,5-Liter-Einheit hinterlegt. Also, Opel, bitte updaten. Was die Vertreter der ältesten deutschen Automarke auch verbessern können, ist das Zusammenspiel zwischen telefonischer Terminvereinbarung und Auftragserteilung. Die meisten der durchweg freundlichen Telefonstimmen fragen zwar alle wichtigen Fahrzeugdaten ab, doch später bei der Abgabe des Fahrzeugs ist in keinem Fall der Auftrag vorbereitet. Dann folgt jedes Mal hektisches Getippe, Blättern im Serviceheft und Rätselraten, welche Inspektion denn nun fällig ist. Fehler inklusive, so übersieht Dechent aus Heidelberg den alle sechs Jahre fälligen Wechsel des Aggregate-Riemens, und Häusler aus München verordnet dem Astra nur eine Grundwartung, wo eine große fällig wäre. Mit dem Resultat, dass dieses fast acht Jahre alte Auto weiter mit dem ersten Keilrippenriemen und wahrscheinlich auch Luftfilter unterwegs ist. Weil die vorigen Werkstätten ebenfalls den Überblick verloren haben.

Auch bei Opel sind Kassenfüller beliebt

Dabei sind Opel-Betriebe sonst auch nicht schüchtern, Umsatz zu generieren. Und sei es mit Kassenfüllern. Zwar nicht so massiv wie Mazda, aber nur drei Betriebe verzichten vollständig auf die überflüssige Berechnung von ein paar Spritzern Fettspray oder Reinigungsmittel. Besonders dreist: Dechent mit 14,95 Euro für eine nicht beauftragte Desinfektion des Pollenfiltergehäuses und Paul mit einem ganzen Liter Scheibenwaschmittel, obwohl der Behälter bis zum Stehkragen voll war. Die Niederbayern empfehlen auf der Rechnung übrigens, nach 50 Kilometern die Radmuttern nachzuziehen. Eine gute Idee, denn Paul versäumt als einziger Betrieb, dies bei der Inspektion zu erledigen. Macht unterm Strich 62,5 Prozent gefundene Fehler für Opel. Für die jetzige Testsaison nicht schlecht, für die Marke jedoch kein guter Wert. Weitere Details zum Opel-Werkstatt-Test gibt es in der Bildergalerie!
Das ist unerfreulich! Opel findet nur 62,5 Prozent der Fehler. Genauso wenig wie Mazda. Beim letzten Test vor fünf Jahren schafften die Werkstätten mit dem Blitz noch 76 Prozent. Das hohe Preisniveau lässt sich damit jedenfalls nicht rechtfertigen. Hinzu kommt, dass sich manche Serviceberater nicht mit dem eigenen Wartungssystem auskennen. So fährt einer der Testwagen nach acht Jahren noch mit dem ersten Luftfilter – so etwas darf nicht passieren.