Winterreifen 255/55 R 18: Test
Sicher ist sicher

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Acht Winterreifen für große und schwere Geländewagen und SUVs stellen sich in der Größe 255/55 R 18 dem Test. Mit dabei ist auch ein Billigreifen aus Taiwan.
Reifen für große, schwere Geländewagen und SUVs haben es nicht leicht. Das gilt besonders für Winterreifen. Denn Leergewichte von oft mehr als 2,4 Tonnen, Gesamtgewichte von häufig über drei Tonnen zerren genauso an der Reifenaufstandsfläche wie Motorleistungen von rund 250 PS oder gar mehr. Dazu macht noch der Temperaturkonflikt zu schaffen: Minus 30 Grad im eisigen Januar kommen im Winter genauso vor wie plus 20 Grad an einem überraschend milden Märztag. Schnee. Eis, Matsch, Regen, aber auch trockener Asphalt warten auf die Winterreifen.Wieder einmal luden wir ein Teilnehmerfeld von acht Winterreifen zum Test, darunter ein Billigreifen der Marke Nankang aus Taiwan, die auch in China ihre Reifen produziert. Außer Konkurrenz musste ein reinrassiger Sommerreifen die Testprozedur über sich ergehen lassen. Wir wollten mit seinen Messergebnissen demonstrieren, wie groß der Unterschied zu echten Winterreifen ist, gerade auf einem großen und schweren Allradler. Dabei zeigte sich, dass der 2,3 Tonnen schwere Mercedes ML mit Sommerreifen auf dem verschneiten Handlingkurs praktisch unfahrbar ist. Die Strecke simulierte eine kurvenreiche Passstraße, wobei der sommerbereifte Mercedes immer wieder derart stark ins Rutschen kam, dass das ESP so konsequent die Motorleistung zurücknehmen musste, dass an eine Zeitmessung nicht zu denken war. Obwohl der taiwanesische Nankang im gleichen Test das Schlusslicht unter den getesteten Winterreifen bildet, fährt er sich auf Schnee doch immerhin um Welten sicherer als ein Sommerreifen. Beim Nankang stören vor allem die schwer vorhersehbaren Reaktionen im Kurvengrenzbereich, wenn man sich mit dem Tempo mal ein wenig verschätzt hat oder ausweichen muss.
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Auf Schnee ist vor allem der Dunlop Winter Sport 3D in seiner aktuellen Ausführung eine Klasse für sich. Egal ob es um Anfahren, Bremsen, Kurvenreserven oder Gutmütigkeit geht, stets liegt der Dunlop an der Spitze des Feldes; beim Bremsen und bei der Traktion sogar mit erheblichem Vorsprung. So steht der schwere Mercedes beim Bremstest auf Schnee aus Tempo 50 mit dem überragenden Dunlop bereits nach verblüffenden 30,4 Metern. Der Pirelli als immer noch völlig zufriedenstellendes Schlusslicht benötigt 33,2 Meter. Aber mit den Sommerreifen schliddert der Mercedes schier endlose 50,6 Meter weit, bis er endlich zum Stehen kommt. Die Verhältnisse kehren sich freilich um, als wir bei schneefreier Milde die Nass- und Trockentests durchfahren.
Nun liegt der Sommerreifen uneinholbar vor sämtlichen Winterreifen. Egal ob Aquaplaning, Kurvenhaftung bei Trockenheit oder Bremsweg bei Nässe, stets liegt der Sommerreifen locker vorne. Für die Winterreifen kommt es also darauf an, in diesen Disziplinen möglichst dicht an den Werten des Sommerreifens dranzubleiben. Am besten können das Goodyear Ultra Grip, Dunlop Winter Sport, Continental CrossContact Winter und Pirelli Scorpion Ice & Snow. Vor allem Letzterer überraschte bei den für Winterreifen besonders strapaziösen Trockenmessfahrten mit erstaunlicher Verschleißfestigkeit. Alle getesteten Winterreifen räumten einmal mehr mit einem alten Vorurteil auf, nach dem Winterreifen grundsätzlich für einen erhöhten Kraftstoffverbrauch verantwortlich sind.
Es ist zwar richtig, dass Autos im Winter fast immer mehr verbrauchen als im Sommer, aber das liegt sicher nicht an den Reifen. Denn der von uns stets gemessene Rollwiderstand zeigt bei allen Winterreifen sogar niedrigere Werte an als beim mitgetesteten Sommerpneu.Und noch ein Vorurteil wackelt: das vermeintlich lautere Abrollgeräusch. Unsere Geräuschtests ergeben, dass nicht weniger als sechs der acht Winterreifen sogar leiser summen als der Sommerpneu. Es hat also keinen Sinn, aus Verbrauchs- und Komfortgründen allzu zeitig im Frühjahr wieder auf die Sommerräder zu wechseln.
Fazit
Der Dunlop Winter Sport 3D in seiner aktuellen Ausführung hat uns überrascht: Wie schafft er auf Schnee derart kurze Bremswege? Die Konkurrenten können da nicht ganz Schritt halten. Der Goodyear Ultra Grip schafft ebenfalls noch die Bestnote "vorbildlich". Doch ist das Niveau heutiger Marken-Winterreifen insgesamt sehr hoch. Richtig gut sind auch Continental, Pirelli und Nokian. Beim Bridgestone muss man leichte Abstriche auf nasser Fahrbahn machen, da er hier nur durchschnittliche Leistungen bietet. Weniger überrascht waren wir, dass der Nankang, ein Billigreifen aus Taiwan, nur sehr mäßige Ergebnisse erzielt. Viel zu lang ist vor allem der Bremsweg bei Nässe. Aber auch beim Kurvenfahren auf Schnee zeigen sich geringe Reserven. Doch der Preis lockt: 32 Prozent unter dem teuersten Kandidaten, dem Goodyear. Doch es lohnt sich, etwas mehr Geld auszugeben.
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