Alfa Stelvio, Audi Q5, BMW X3: Test, SUVs, Motor, Diesel, Preis
Premium-SUV mit Diesel: Fährt der X3 gegen Q5 und Stelvio an die Spitze?

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Dreikampf bei den SUV der gehobenen Mittelklasse mit Vierzylinder-Diesel: Der geliftete BMW X3 tritt im Vergleichstest gegen Alfa Stelvio und Audi Q5 an.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Am Diesel-SUV kommt noch immer nicht vorbei, wer häufig Langstrecken zu bewältigen hat und dabei hoch sitzen will. Wir lassen zwei alte Bekannte – Alfa Romeo Stelvio und Audi Q5 – gegen den kürzlich gelifteten BMW X3 antreten. In Sachen Reichweite macht diesen drehmomentstarken, aber grundvernünftigen Dieseln keiner etwas vor. Mit dem BMW etwa lassen sich 970 Kilometer ohne Tankpause abspulen – das können nur Kombis noch besser.
Das X3-Facelift bringt eine neue Heck-Optik
Auf den Hof rollte der Bayer als BMW X3 xDrive20d – und um einiges frischer als bei unserer letzten Begegnung: Nicht nur dass das Heck nach dem Facelift mit seinen Leuchten in Klammerform deutlich anders aussieht – BMW verspricht auch mehr Sparsamkeit durch die Mildhybridisierung via 48-Volt-Startergenerator (wurde schon kurz vor dem Wechsel beim Vor-Faceliftmodell eingeführt).

Neuer Look: Das Heck des modellgepflegten X3 sieht mit den geänderten Leuchten jetzt deutlich anders aus.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Zudem gibt es besseres Licht aus Voll-LED-Scheinwerfern (Matrix-LED gegen Aufpreis), schnellere Navigation, Sportsitze und Dreizonen-Klima als Serienausstattung sowie eine weniger begriffsstutzige Sprachbedienung, die nun auch Fensterheber-, Klima- und Fahrmodus-Befehle erhört. Leider konnten wir Letzteres genauso wenig ausprobieren wie den neuen Vorfahrtswarner, denn unser Testwagen hatte nicht alle neuen Features an Bord – was dem Chipmangel geschuldet sein dürfte.
Fahrzeugdaten
Modell
Alfa Romeo Stelvio 2.2 Diesel Q4
Audi Q5 40 TDI quattro
BMW X3 xDrive20d
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
SCR-Kat/Ad-Blue-Tankinhalt
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Gespannt waren wir, ob der BMW auch seine deutliche Preiserhöhung rechtfertigen kann. Eine Anhebung des Einstiegspreises um 4700 Euro für den xDrive20d ist schließlich kein Pappenstiel. Wer auf den X3-Sportsitzen Platz nimmt und auf den großen 12,3-Zoll-Bildschirm schaut (klar, aufpreispflichtig: 1600 Euro im Paket), ist erst einmal versöhnt mit dem Mehrpreis, zumal keiner der Testkandidaten die 60.000-Euro-Marke unterschreitet. Während wir uns im Alfa-Infotainment anfangs mehrmals verlaufen und das auf Touchbedienung setzende Audi-System beim Fahren ablenkt, erscheint uns die BMW-Bedienung vorbildlich.

Der X3 lässt sich vielfältig bedienen, der verständigen Sprachbedienung fehlten beim Testwagen aber noch Optionen.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Im X3 haben wir beim Bedienen die große Auswahl
Dieses Auto lässt sich auf nicht weniger als fünf Wegen bedienen: Dreh-Drück-Steller, Touchpad, Sprachsteuerung, Touchscreen und Gestensteuerung. Da findet einfach jeder Fahrer etwas nach seinem Geschmack. Probieren wir mal die Sprachsteuerung aus: "Hallo, BMW, spiele NDR Info!" Den Befehl versteht das System – na ja, fast: Es ertönt NDR Blue, in der Senderliste direkt daneben. Ein Ausrutscher, Klimabefehle erkennt das System zuverlässig.
Messwerte
Modell
Alfa Romeo Stelvio 2.2 Diesel Q4
Audi Q5 40 TDI quattro
BMW X3 xDrive20d
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Im X3 sitzt der Fahrer im Gegensatz zum Audi eher mittendrin als obenauf; der BMW fühlt sich auch größer und schwerer an als die Konkurrenten. Beim Fahren fällt auf, dass die Lenkung überarbeitet wurde. Das um die Mittellage leicht Hektische, für SUV-Ansprüche übertrieben Sportliche der alten Abstimmung ist einer ausgeglicheneren, ruhigeren gewichen. Das ergibt ein entspannteres Fahrgefühl, als das BMW-Markenklischee erwarten lässt. Eher auf der sportlichen Seite, zwar mit langen Federwegen, aber noch immer mit straffer Grundnote, präsentiert sich das Fahrwerk.
Beim Ausweichtest hob der BMW im Gegensatz zu den Konkurrenten übrigens vorn kurz ein Bein, so um drei oder vier Zentimeter – offenbar das Resultat von leicht hecklastiger Gewichtsverteilung und griffiger Mischbereifung. Das ist kein echtes Sicherheitsmanko, aber wir müssen es an dieser Stelle anmerken.
Beim Komfort kommt keiner an den Q5 ran
In den Kapiteln Fahrwerk und Lenkung brilliert vor allem der Audi, seiner leichten Kopflastigkeit zum Trotz. Keiner der Konkurrenten folgt so spurtreu den Lenkbewegungen, keiner filtert derart viel Komfort-Unbill weg, vom Kopfsteinpflaster bis zum fiesen Schlagloch. Dennoch lässt er sich ähnlich flott durch die Pylonengasse wedeln wie der BMW.

Im Vergleich der Sanfteste: Kein Konkurrent filtert Fahrbahnunebenheiten so gekonnt weg wie der Audi Q5.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Die Lenkung des Audi wirkt entkoppelter, indirekter als bei den beiden anderen, spricht aber angenehm linear an. Sie braucht 2¾ Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag. Viel, allerdings schlagen die Räder auch am stärksten ein. Daher fällt der Wendekreis des Audi Q5 besonders klein aus
Leider hält das Getriebe nicht ganz Schritt mit der Agilität des Fahrwerks. Nicht dass der Doppelkuppler seine Sache schlecht machen würde, aber die ZF-Achtstufenautomatik in Alfa und BMW spielt nun mal in einer eigenen Liga. Wobei uns die Getriebesteuerung im BMW harmonischer erscheint als im Alfa.

Sprintsieger: Bis Tempo 100 ist der Alfa der Schnellste, sein Fahrwerk ist dazu knackiger abgestimmt als bei Q5 und X3.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der Alfa gibt den Dynamiker des Trios
Letzterer gibt in diesem Trio naturgemäß den Individualisten. Es mangelt der Stellantis-Marke noch immer nicht an der Fähigkeit, Besitzerstolz zu wecken. Allein die Gestaltung der Motorabdeckung und das Leder der Kopfstützen mit dem reliefartigen Markenlogo – bellissimo! Der individuelle Auftritt ist im Falle des Stelvio mit weniger Nachteilen erkauft, als man befürchten könnte. Auch er wirkt insgesamt ordentlich verarbeitet, umschmeichelt die vorn Sitzenden mit etwas zu kurzen, aber Halt bietenden Ledersitzen. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
Fazit
Renovierung geglückt: Der aufgefrischte BMW X3 punktet bei Qualitätseindruck, Bedienung, Antrieb und Komfort – obwohl deutlich im Grundpreis gestiegen, ist er noch immer sein Geld wert. Das Schöne an allen drei Dieseln: Jedes dieser stattlichen SUVs kann man um die 7,0 Liter Verbrauch fahren, ohne Krampf und Schleichfahrt.
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