Pistolen, Gewehre und Granaten halten den Pit Bull VX nicht auf. Doch wie schlägt sich so ein 7,5 Tonnen schwerer SWAT-Truck im Straßenverkehr? Fahrbericht!
Einen einladenden Eindruck macht der düstere Truck auf den ersten Blick nicht. Allerdings müssen nur die bösen Buben den Pit Bull VX fürchten. Andere dürfen ihn mit Genehmigung von Hersteller Alpine Armoring sogar anpacken – oder wie AUTO BILD es erlaubt war, sogar in den USA fahren. Normalerweise sind nur Special-Weapons-And-Tactics-Einheiten (SWAT) mit dem Biest unterwegs. Für ihre Sicherheit ist der Pit Bull mit dicken Panzerplatten und kugelsicherem Glas ausgestattet. Zur Verteidigung der Polizisten gibt es neun Schießscharten. Unter der schwarzen Rüstung steckt ein Ford F-550 Pick-up, der vor seinem zweimonatigen Umbau 3,5 Tonnen wog. Danach bringt er 7,5 Tonnen auf die Waage.
Die Gewichtszunahme macht sich mit längeren Bremswegen bemerkbar. Nicht dramatisch, aber eine rote Ampel sollte mit Bedacht angesteuert werden. Ansonsten würde der Pit Bull wohl einfach alles zur Seite schieben, was sich ihm in den Weg stellt. Genug Kraft dafür hat er allemal. Sein 6,7-Liter-V8-Turbodiesel geht mit satten 895 Nm gewaltig ans Werk. Die 300 PS sind ruck, zuck zu spüren und lassen den schweren Truck flott Fahrt aufnehmen. Offizielle Sprintwerte gibt es zwar nicht, dennoch ist die Beschleunigung für so ein Monster recht beachtlich. Bis 80 km/h zieht er kraftvoll durch, weil die Sechsstufenautomatik stets im richtigen Moment schaltet und den Diesel nicht in den Drehzahlkeller fallen lässt. Noch bemerkenswerter ist der geringe Wendekreis von neun Metern. Damit lässt sich der Pit Bull sogar zügig durch verwinkelte Nebenstraßen führen. Man spürt, dass urbane Gegenden sein Einsatzgebiet sind, sich der Truck dort richtig wohl fühlt.
Groß, schwer oder gepanzert: Schwermetall bei autobild.de
Trotz Größe und Gewichts fährt sich der Pit Bull recht enspannt auf gewöhnlichen US-Straßen.
Auf deutschen Straßen dürfte man den Pit Bull wahrscheinlich nicht so schnell sehen, obwohl er weltweit an Spezial-Einheiten verkauft wird und in vielen Ländern zum Einsatz kommt. "Als der Pit-Bull im Oktober 2011 in Chicago präsentiert wurde, waren Polizisten aus aller Welt begeistert. Nur die Deutschen fanden ihn zu aggressiv", sagt Axel Weisse von Alpine Armoring. Der martialische, fast militärische Look hat im deutschen Polizei-Alltag scheinbar nichts verloren, ist in den USA, Südafrika, Mexiko und Brasilien aber die Antwort auf die wachsende Brutalität, mit der Kriminelle dort vorgehen. Offensichtlich haben deutsche Behörden mittlerweile doch umgedacht und zwei ganz ähnlich spektakuläre Trucks im Einsatz, wie in der Bildergalerie zu sehen ist.
Bildergalerie
Monster-Truck Ford F-550 der Elitepolizei
Technische Daten Pit-Bull VX • Motor: 6,7-l-V8-Turbo-Diesel • 300 PS• max. Drehmoment 895 Nm bei 2800/min • Sechsstufenautomatik • 20-Zoll-Notlaufreifen • L/B/H 640/254/260 cm • Gewicht 7,5 Tonnen • Verbrauch ca. 20 l D/100 km • Preis (umgerechnet): ca. 188.000 Euro.
Weitere Infos und einen ausführlichen Alltagstest des Pit Bull finden Sie in der aktuellen AUTO BILD 33/13 ab Seite 84!Dazu im neuen Heft (ab sofort im Handel): Erste Sitzprobe im neuen Mercedes GLA. Und: Neuer VW Golf Variant schlägt neuen Skoda Octavia Combi. Sowie: Neue Mercedes S-Klasse im härtesten Vergleichstest des Jahres.
Das gibt's sonst nur im Actionfilm: Ein gepanzerter Monster-Truck mit schwerbewaffneten Elitepolizisten. Sieht aus wie eine Szene aus einem einem Hollywoodstreifen, stammt aber tatsächlich aus Deutschland!
Der Ford ist die neue Geheimwaffe des SEK in NRW. Bei weiteren Nachfragen bei der Landespolizei gibt es nur eine Antwort: Top Secret!
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Allerdings kann sich so ein Riesenbaby nicht ständig verstecken: • 13. Juli 2011 • SEK-Beamte trainieren auf dem Trainingszentrum der NRW-Spezialeinheiten in Hemer-Hönnetal. Hier bekommen geladenen Gäste den Truck erstmals kurz zu sehen.
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9. Februar 2012: Erstürmung eines Saunaclubs der Rockerbande Bandidos in Leverkusen (NRW). Im Schutz der Dunkelheit war auch der Geheim-Ford dabei.
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8.März 2012: Nahe Düsseldorf übt die Spezialeinheit GSG 9 auf einem ehemaligen Kasernengelände. Anwohner wundern sich über ein ungewöhnlich großes, schwarzes Polizei-Fahrzeug. Wieder ist es der Spezial-Wagen. Im Bild eine COBRA-Übung in Wien.
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22. April 2012: In Bochum (NRW) wird die Zentrale der Bandidos mit einem gepanzerten Geländewagen gestürmtgestürmt, der später als Ford F-550 identifiziert wird. Sein kleiner Bruder ist der hier abgebildete Ford F-350.
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Schaut man auf die Internetseite des Herstellers "Patriot 3" aus Virginia, erscheint die Geheimnistuerei etwas absurd. Patriot3 ist der Weltmarktführer für diese Art von Spezialfahrzeugen. Abnehmer sind Polizei und Militär.
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Basis des Panzer-Trucks ist der allradangetriebene Ford F-550. Eine sehr beliebte Plattform, die auch für Geldtransporter und SWAT-Fahreuge in den USA zum Einsatz kommt.
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Der F-550 hat neun Sitze, dazu an den Seiten Trittbretter und am Heck eine Plattform, auf der die SEK-Männer zum Einsatz rasen. MARS (Mobile Adjustable Ramp System) nennt sich das Gesamtpaket, das als mobiles Rampensystem konzipiert wurde.
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MARS bringt die Elitepolizisten auf der Rampe direkt zum Ziel, das gerne auch in der ersten oder zweiten Etage eines Hauses liegen kann. Der Aufbau ist hydraulisch ausfahrbar, ein SEK-Beamter kann über eine Fernbedienung auf dem Dach die Rampe genau auf die richtige Höhe fahren.
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Mehr als sechs Meter Reichweite gibt der Hersteller an. Der Panzerwagen ist zudem als Rammbock nutzbar, könnte dicke Stahltore oder gesicherte Zäune durchbrechen.
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Die Signalanlage des deutschen SEK-Fahrzeugs stammt von der Firma Hänsch. Sie besteht aus zwei identischen Leuchtkörpern mit je acht Power-LEDs und spezieller Optik für eine optimierte Lichtverteilung.
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Angeschafft wurde das spektakuläre Spezialfahrzeug hauptsächlich zur Terrorabwehr. Besondere Vorteile hat der Rampen-Wagen bei der Erstürmung von entführten Flugzeugen, Zügen und Schiffen.
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Nach Insider-Informationen ist der Wagen mit seiner schweren Panzerung maximal 160 Stundenkilometer schnell, beschleunigt gut 20 Sekunden von 0 auf 100 km/h und verbraucht stolze 40-50 Liter auf 100 Kilometer. Der Achtzylinder des Ford F-550 leistet zwischen 325 und 362 PS.
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So eine Rampensau ist nicht nur teuer im Verbrauch, sondern auch in der Anschaffung. Der Ford mit Spezialaufbau soll über 300.000 Euro gekostet haben. Angeblich besitzt das SEK sogar zwei Trucks. Auf dem amerikanischen Markt kostet die Basis-Version 167.000 Dollar (126.000 Euro).
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Stimmt die Preisangabe, dann hätte das NRW-SEK das Komplett-Paket gebucht. Dazu würde auch ein Aufsatz für Scharfschützen gehören.
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Die österreichische Elitepolizei COBRA nutzt den Monster-Truck ebenfalls und berichtet im heimischen Fernsehen (ATV) ganz offen über ihr neues Gefährt. Acht Tonnen soll COBRA-Ford wiegen. Hier versteckt sich der Koloss etwas schüchtern am Bildrand.
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Klingt beeindruckend und sieht auf europäischen Straßen spektakulär aus. Darüber können die Amis allerdings nur lächeln. Dort zählt der Spezial-Ford zu den kleineren Einsatzfahrzeugen. SWAT-Trucks wie BearCat oder Pitt-Bull bringen locker über elf Tonnen auf die Waage und sind deutlich massiver gepanzert.
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So schwere, große Fahrzeuge sind für einen Einsatz in deutschen Innenstädten nicht geeignet.
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Aus diesem Grund setzt die Polizei nun auf den Ford. Zuvor eingesetzte Mercedes-Modelle vom Typ Viano waren zu behäbig, kamen nicht in Hinterhöfe und Gassen.
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Auf der Autobahn haben alle Trucks mit MARS-Aufbau den cW-Wert eines Fußballstadions.
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Was in Deutschland spektakulär aussieht, ist im europäischen Ausland gar nicht mehr so neu. Spanien setzt seit den Terroranschlägen in Madrid 2004 auf den hier abgebildeten URO auf Humvee- Basis.
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Auf der Plattform können fünf bis acht Personen stehen. Auch in Deutschland darf sich das Polizei-Fahrzeug gemäß der Sonderrechte (StVO 35) voll beladen bewegen.
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Die Amis kennen solche Szenen nicht nur aus dem TV. Special-Weapons-And-Tactics-(SWAT) Fahrzeuge sind dort fast so normal wie bei uns der brave Streifenwagen.
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Gebaut, um die Spezialisten der Polizei vor Kugelhagel und Handgranaten zu schützen. "Rollende Bunker" nennen die vermummten Cops ihre bis zu zwölf Tonnen schwere mobile Lebensversicherung. Hier der BATT von Armored Group LLC.
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Neben der Fledermaus sind bei den SWAT-Teams auch noch BearCat und Pitt-Bull im Einsatz. Namen, die für ein kompromissloses Äußeres stehen. "Wenn die bösen Jungs unseren Truck vorfahren sehen, sollten sie kapieren, dass sie einen Fehler gemacht haben", sagt Axel Weisse von Alpine Armorinc Inc., dem Hersteller des Pitt-Bull VX.
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Wie die meisten seiner "Kollegen" basiert auch der Acht-Tonnen-Pitt-Bull auf einem Ford F-550. Der ist unter den dicken Stahl jedoch nur noch zu erahnen.
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Ein 6,7 Liter großer V8-Turbodiesel mit 300 PS macht dem Panzer ordentlich Dampf. Im Ernstfall zählt jede Sekunde.
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In der Fahrerkabine ist Platz für zwei Beamte. Im hinteren Bereich können nach Bedarf bis zu acht Cops transportiert werden.
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Die Panzerung wird mit Level A9/B6+ angegeben. Anders ausgedrückt: Militärwaffen wie AK-47 oder G3 von Heckler und Koch können den Pitt-Bull nicht beeindrucken.
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Die Geschosse werden durch unterschiedliche Schichten aus Stahl und Verbundstoffen aufgehalten.
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Notlauf-Reifen und verstärkte Achsen sind Standard bei den Trucks.
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Besonders an Übergängen von Türen und Fenstern muss darauf geachtet werden, dass keine Schwachstellen entstehen.
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Der Motor ist durch eine kugelsichere Ummantellung geschützt. Vor dem Kühler befindet sich ein weiterer Schutzschild.
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Die vier Zentimeter dicken Fenster sind nicht zu öffnen. Eine Klimanlage ist daher notwendig. Der Pitt-Bull hat für vorne und hinten je eine eigene Anlage.
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Die Auspuffanlage ist verdeckt und vor Sabotage geschützt.
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Tritt-Gitter und Haltegriffe ziehen sich rund ums Fahrzeug. So kommen die SWAT-Teams noch schneller in die "heiße Zone".
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Jeweils vorne links und rechts: Suchscheinwerfer.
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Nur die blauen und roten Blinklichter erinnern an ein klassisches Polizeiauto.
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Was sich hinter der massiven Stahl-Tür eines SWAT-Trucks verbirgt ist geheim. Nur wenige Hersteller erlauben einen Blick ins Innere.
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Die Luken auf dem Dach sind nicht nur Notausstiege. Hauptsächlich dienen sie den Scharfschützen der Spezialkräfte.
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Die Scharniere der schweren Türen wurden verstärkt, um sogar der Sprengkraft einer Granate zu widerstehen.
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Als der Pitt-Bull im Oktober 2011 in Chicago präsentiert wurde, waren Polizisten aus aller Welt begeistert. "Nur die Deutschen fanden ihn zu aggressiv", so Axel Weisse von Alpine Armoring.
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Die bei uns undenkbare militarisierung der Polizei ist in den USA, Süd-Afrika, Mexiko und Brasilien scheinbar die Antwort auf die wachsende Brutalität, mit der Kriminelle dort vorgehen. Bis zur Jahrtausendwende gab es keine ausreichend gepanzerten Einsatzfahrzeuge für die US-Polizei.
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Erst nach dem Amoklauf an der Columbine High School am 20. April 1999 begann der heute größte Hersteller von SWAT-Fahrzeugen, Lenco Armored Vehicles, mit der Produktion des BearCat.
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Der BearCat wurde in enger Zusammenarbeit mit Polizisten immer weiter verbesser. Bislang sind 70 Einsätze bekannt, in denen der BearCat tatsächlich beschossen wurde. Zuletzt versuchte ein Krimineller in Texas mit 35 gezielten Schüssen aus einer AK-47 die Insassen eines BearCat zu treffen. Ohne Erfolg, die Panzerung hielt.
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"Der BearCat hat das taktische Vorgehen der Spezialkräfte deutlich verändert", sagt Lenco-Chef Lenny Light. Die Einsatzkräfte kommen viel schneller an den Einsatzort, können Gangster früher stoppen, Verletzte und Geiseln besser schützen.
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Mit New York (NYPD) und Los Angeles (LAPD) gehören die zwei größten Polizeieinheiten zu den Hauptabnehmern. Die US-Luftwaffe sicherte während des Irak-Kriegs ihre heimischen Kasernen mit dem BearCat, da ihre Humvees fast alle im Einsatz waren.
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Nach dem Tod von Osama bin Laden galt in den USA die höchste Terrorwarnstufe. Die US-Park-Police in Washington nutzte in dieser Zeit den BearCat, um das Regierungsviertel zu sichern.
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Der große Bruder der Katze heißt schlicht Bear (Bär). Das Bild zeigt das "New Hampshire State Police SWAT-Team" bei einer Geiselnahme in Manchester. Nach drei Tagen zäher Verhandlung rückte der Bear vor und evakuierte rund 15 Zivilisten.
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Das "South Suburban Emergency Response Team (SSERT)" mit dem BarCat im Einsatz.
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Der BearCat bietet Schutz gegen Scharfschützengewehre mit Kaliber 50.
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Das Taktische Schutzfahrzeug (TPV) von Oshkosh basiert ebenfalls auf einem Ford F-550. Allerdings wurde der Radstand verkürzt, um den Koloss wendiger zu machen
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40mm-Granaten sind für das TPV keine Bedrohung. Die Antwort auf Beschuss erfolgt überlicherweise aus einer der zahlreichen versteckten Schießscharten.
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Im TPV kann sich ein Scharfschütze in den Fußraum des Fonds legen und durch ein vergrößertes Loch im unteren Türbereich zielen.
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In der Langform heißt dieser Truck der Armored Group LLC "Ballistic Armored Tactical Transport". Das Zeichen der Fledermaus auf dem Kühler nimmt bereits die Abkürzung vorweg: BATT.
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Sollte ein Gangster keine Lust haben, Bat-Man und Co die Tür zu öffnen, helfen die zwei Rammsporne weiter.
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Der BATT demonstriert eindrucksvoll, hinter welch dicker Panzerung der Motor liegt.
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Hier nun endlich die Einblicke ins Innere. Der Scharfschütze steht auf einer hydraulischen Plattform in der Mitte.
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Unter den Fenstern: Schießscharten, die nur von der Besatzung zu bedienen sind.
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Großer Bruder von Bat-Man: BATT XL.
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Ein SWAT-Truck der Texas Armoring Corporation.
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Sämtliche Zugänge dieser Trucks sind vor Sabotage geschützt.
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Die gepanzerten Fenster sind hier besonders gut zu erkennen.
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Die Fahrerkabine des Ford Super Duty hat sich kaum verändert. So müssen die Fahrer nicht lange geschult werden.
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Die Öffnungen sind groß genug für Gewehre.
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Platz für acht Männer der Sondereinheit, plus Fahrer und Beifahrer.
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Die gerippte Folie sorgt für besseren Halt, falls die Cops aufs Dach müssen.
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Geldtransporter sehen von Innen nicht anders aus und werden in der Regel von den gleichen Herstellern angeboten.
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Die Lampen sind von Weiß- auf Rotlicht umstellbar. Letzteres wird bei Nacht genutzt.
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Texas Armoring panzert bei Bedarf auch Pkw wie diesen Chevrolet Camaro.