Der neue VW T-Roc hat ein tolles Format – genau wie der Audi Q2 und der Hyundai Kona. Drei Kleine, die groß im Kommen sind!
Video: VW T-Roc (2017)
So teuer kann ein T-Roc werden
AUTO BILD hat ein Problem. Hilfe, die Tiefgarage ist zu klein! Wenn da drei SUVs der Vollfettstufe nebeneinander parken, dann passt da nicht mal mehr ein XS-Model mit Hungerhaken-Body durch. Was tun? Abspecken! Und zwar am Blech. Zum Beispiel mit dem neuen VW T-Roc:4,23 Meter kurz, mit coolen Proportionen, straffen Linien und smarten Kurven. Im ersten Vergleich tritt er gegen seinen Konzernbruder Audi Q2, vier Zentimeter kürzer, aber durch und durch edel, richtig Audi halt. Dritter im Bunde ist der ebenfalls nigelnagelneue Hyundai Kona, mit 4,17 Metern der Knirps, aber mit seinen coolen Schlitzleuchten vorn und hinten der Charmeur.
Für richtig kleines Geld ist der T-Roc nicht zu haben
Krasse Ansage: Mit Zweiliter-Benziner, Allrad und DSG kostet der T-Roc im Testwagen-Trimm 35.020 Euro.
VW T-Roc mit Zweiliter-Turbobenziner, 190 PS, Allrad und DSG und einem bewerteten Testwagen-Preis von 35.020 Euro – AUTO BILD, habt Ihr ’n Knall? Nee, der T-Roc startet zwar mit Dreizylinder-Motor und 115 PS bei 20.390 Euro, aber VW hat uns eben diesen hier gegeben und somit das Testfeld festgelegt. Mit allem Pipapo kostet der Wagen in Indiumgrau metallic sogar 43.020 Euro! Lässt er sich aber nicht anmerken, im Gegenteil. Armaturenträger? Ach, nehmen wir vom Polo, aber in der Ausführung Hartplastik, soft ist was für Softies. Sitze? Die vom Polo reichen dicke, ausziehbare Schenkelauflage und Neigungsverstellung vorn braucht eh keiner! Haubenaufsteller? Manuell mit Stange, Gasdruckdämpfer ist Chichi. Und so läppert sich Cent um Cent, der Sparwahn macht den T-Roc aber nicht besser. Immerhin: Das, was wir am Polo mögen, das finden wir auch hier gut. Das digitale Cockpit hat eine tolle Grafik, den großen Navi-Bildschirm mit Drehregler für die Lautstärke (danke, VW!) und riesigen Icons bedienen wir intuitiv.
Er muss es einem Wert sein: Ein Q2 2.0 TFSI quattro S tronic kann locker über 50.000 Euro kosten.
Auch fürs Hyundai-Kona-Cockpit reicht Volksschule Hessen, alles selbsterklärend, der Navi-Bildschirm sitzt noch etwas höher als beim VW und somit genau im Sichtfeld, hat aber längst nicht so eine feine Grafik. Und dieses lieblose Hartplastik auf Armaturenträger und Türverkleidungen – hey, da baut man Spielzeug-Dinos draus, aber keine Autos, die hier 29.450 Euro im Testwagen- Trimm kosten! Die Sitze sind noch eine Spur einfacher als im T-Roc, kurze Flächen, nix für Lange. Hinten ist der Kona am engsten, und auch dem Kofferraum fehlt ein Schuss Amore: Seitenteile aus Hartplastik, wenn du die erste Getränkekiste reingewuchtet hast, kommen die Kratzer. Und Audi? Ach, Audi. Der für diesen Test bewertete Preis liegt bei 39.200 Euro, aber was Sie auf den Fotos sehen, kostet 53.000 Euro und ein paar Zerquetschte. Und da sind nicht mal Sonnendach oder Rückfahrkamera drin, und auch die Sitze verstellen wir manuell und nicht elektrisch. Wir rechnen das jetzt nicht in altes Geld um, sondern sagen: Premium kostet.
Und ist hier fühlbar. Softtouch-Cockpit, Navi über Dreh-Drück-Steller zu bedienen, das virtuelle Cockpit hinterm abgeflachten Sportlenkrad frei konfigurierbar – so geht Luxus auf kleinem Raum. Hinten hat der Audi zwar gut konturierte Sitze, die sind aber kleiner als im T-Roc, und unterhalb der Knie passt selbst Audi dieses einfache Hartplastik ein. Ach ja, bevor wir losfahren: Familienautos für Papa, Mama und zwei Kinder sind die eher nicht, weil zu klein. Aber Opa und Oma haben Spaß – und das nötige Kleingeld.
Beim Fahrwerk lässt der Kona wenig Milde walten
Komfortabel geht anders: Hyundai hat den Kona zum Leidwesen der Insassen bretthart abgestimmt.
Beginnen wir mit dem Fahren beim Hyundai. Leute, das ist bretthart, das ist GTI als Hochsitz, aber das ist nix für ein kleines SUV. Für die viel zu straffe Federung gibt’s Punktabzug, für die Laufkultur und den mit 8,9 Litern höchsten Testverbrauch auch. Der 1.6er-Turbo ist ein unkultivierter, rauer Geselle, dem Direktschaltgetriebe fehlt es an Feinschliff. Der Motor heult beim Anfahren schon auf, da ist die Automatik noch unentschlossen, was zu tun ist. Immerhin: Die Lenkung ist gut, sorgt für ein handliches, agiles Fahrgefühl. Bei Hyundai schnuppern wir noch zu viel Kleinwagen-Luft, VW hat es dagegen beim T-Roc geschafft, so etwas wie SUV-Feeling einzubauen. Die Abstimmung ist soft, der Wagen schwingt auf langen Federwegen weiter ein und aus und verwöhnt dich lieber, als den harten Macker zu mimen.
Die 19-Zöller stehen dem T-Roc gut, mindern aber den Abollkomfort. Unser Tipp: 17-Zöller nehmen.
Allerdings wissen nur die Jungs von VW, warum sie uns den T-Roc auf 19-Zöllern hingestellt haben. Diese riesigen, harten Räder mit wenig Gummifläche kommen über Sondierungsgespräche mit dem Fahrwerk nicht hinaus, jedwede Koalition würde scheitern. 17-Zöller sehen vielleicht nicht ganz so gut aus, tun Ihrem Rücken aber besser! Dann spielt der T-Roc seinen Trumpf als bester Allrounder in diesem Feld aus, mit einer leichtgängigen Lenkung, mit einem kraftvollen Motor und einem DSG, dem VW selbst die Anfahrschwäche bei Start-Stopp ausgetrieben hat. Und Audi? Fährt, obwohl Motor und Getriebe gleich sind, noch mal eine ganze Ecke besser als der T-Roc. Das liegt an der direkteren Lenkung, die mehr Rückmeldung bietet – und am Fahrwerk, das sie einen Tick straffer abgestimmt haben. Der Q2 wankt in Kurven nicht so wie der T-Roc, er lässt sich handlicher bewegen, und er hat mit 18-Zoll-Bereifung genau den richtigen Kompromiss aus Optik und Fahrkomfort.
Ta-taa, Hyundai gewinnt! Und zwar das Kostenkapitel. 29.450 Euro sind zwar nicht von Pappe, aber der Kona ist im bewerteten Susi-Sorglos-Trimm fast 10.000 Euro günstiger als der Audi. Auch wenn der Q2 Allrad, 190 PS und das beste Navi hat – 39.200 Euro sind für ein Mini-SUV 'ne Ansage. Der T-Roc liegt mit 35.020 Euro genau dazwischen, kann sich über den Preis aber nicht den Gesamtsieg sichern. Den holt Audi.
Glückwunsch, Audi! Der Q2 besiegt im ersten Bruder-Duell den T-Roc, ist das derzeit beste Mini-SUV. Dem VW fehlt ein Schuss Liebe, er ist eher Polo- als Golf-SUV. Beim Kona hat es Hyundai mit der Härte übertrieben.