Audi R8 gegen drei Konkurrenten
Das weiße High

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Kaum ein Sportwagen erregt derzeit mehr Aufsehen als der Audi R8. Gilt das auch für die Rennstrecke? AUTO BILD SPORTSCARS hat ihn in Oschersleben gegen Corvette C6, Jaguar XKR und Porsche 911 Carrera 4S antreten lassen.
Spricht man mit Liebhabern und Besitzern hochkarätiger Sportwagen, kommt derzeit schnell die Frage nach den sportlichen Qualitäten des Audi R8 auf. Der Angriff der Ingolstädter auf die funkelnden Sterne des Sportwagenhimmels stößt offenbar auf Skepsis. Das zeigt, dass man der Marke mit den Ringen zwar schnelle Autobahnhengste zutraut – aber wohl keinen richtigen (Super-)Sportler. Beobachtet man die Reaktion der Nichtbesitzer, der weitaus überwiegenden, zum Träumen gezwungenen Masse, wird eines schnell gewiss: Kaum ein anderes Auto erregt derzeit mehr Aufsehen, erntet mehr Fingerzeige und gezückte Fotohandys als der R8. Und vor allem: Es sind keine neidvollen, sondern erfreute, interessierte Blicke. Was einem nicht bei vielen Sportwagen dieser Klasse passiert. Woran das liegen mag, werden wir nicht weiter zu ergründen versuchen. Die Eingangsfrage nach der sportlichen Potenz des R8 dagegen schon. Nicht ganz einfach ist es, einigermaßen passende Gegner zu finden. Bis zum Einsatz des V10-Aggregats bewegt sich der R8 zwar optisch in der Liga von Lamborghini oder Ferrari. Leistungsmäßig schwimmt er dagegen noch in weniger prestigeträchtigen Gewässern. Und da schaut es mit konzeptionell exakt vergleichbaren Gegnern (Mittelmotor+ Allradantrieb) sehr mau aus.
Bei der Beschleunigungswertung setzt der R8 die Bestmarken

Komme was da wolle: Keiner bremst so gut wie der Porsche

Gut 400 Kilometer Autobahn liegen vor uns, bis es in der Motorsport Arena Oschersleben ans Eingemachte geht. Die vergleichsweise breiten Sitze des Engländers lassen ebenso wenig sportliche Gefühle aufkommen wie das sehr große Lenkrad. Schon nach einigen Kilometern zeigt sich: Das bevorzugte Reich des XKR ist die Autobahn. Hier gefällt er durch guten Geradauslauf und eine recht kommode Abstimmung. Leider ist die Katze auch sehr durstig: Mit 16,5 Liter Super markiert sie den höchsten Durchschnittswert beim Verbrauch in diesem Vergleich. Der Corvette muss man sich erst mal anpassen, denn die Sitzposition ist nicht optimal und zu hoch, zudem lässt sich das Lenkrad nur in der Neigung verstellen; den billigen Plastikhebel zum Justieren der Rückenlehne möchte man am liebsten gar nicht anfassen. Das Fahrwerk zeigt Härte, der Motor ist ein Büffel, der aufreizend mühelos hohe Geschwindigkeiten realisiert. Wer sich hinter das Audi-Steuer setzt, findet schnell eine optimale Sitzposition. Die Sitze bieten viel Seitenhalt und sind dennoch bequem. Dem leichtfüßig hochdrehenden Motor gibt man gern die Sporen. Allerdings sind 15,4 Liter Super Plus Durchschnittsverbrauch sehr viel.
Das Wetter lässt Messungen für die ewige Bestenliste leider nicht zu


Ganz anders der Elfer, der natürlich auch von seiner allradbedingten Traktion profitiert. Die extrem mitteilsame und präzise Lenkung gibt gefühlvoll an den Fahrer weiter, was gerade mit den Vorderrädern passiert. Dadurch lässt sich der unter Last sehr lange neutrale Porsche spielerisch an die (sehr hohe) Grenze bewegen, an der zunächst ein leichtes Untersteuern spürbar wird, das durch leichten Lastwechsel in ein lenkunterstützendes Übersteuern übergeht. Ein fesselnder Tanz, den man aber nicht überreizen sollte, denn wenn sich der Elfer mal dreht, ist blitzartig Schluss mit lustig. Der 911 4S ist eine perfekte Synthese aus absolut rundstrecken- tauglichem Sportgerät und bis in hohe Tempobereiche recht entspannt zu fahrendem Autobahn- Bolzer – der perfekte Allrounder. Darin ist er dem R8 sehr ähnlich, der ebenso klar definierte Grenzen zeigt und mit einer sehr feinnervigen und direkten Lenkung aufwartet, die aber einen Tick weniger Gefühl vermittelt als die des Porsche. Dass der R8 im Gegenzug noch etwas spielerischer zu bewegen ist, liegt auch an der sehr weit vorn liegenden Sitzposition und der etwas leichtgängigeren Lenkung. Lastwechselreaktionen münden auch beim Audi nicht in kritische Bereiche. Dass der R8 nicht nur aufgrund seiner höheren Leistung die beste Rundenzeit abliefert, zeigt die Analyse der Sektorenzeiten. Bestzeiten in den fahrwerksselektiven Sektoren 2 und 3 sprechen für sich. Dennoch kann sich der R8 nicht über den perfekten Carrera 4S hinwegsetzen. Die Lastwechselreaktionen des Audi bei Schaltvorgängen irritieren und verhindern einen Sieg gegen den makellosen Porsche. Wir sind gespannt, wie sich die beiden auf der Nordschleife schlagen. Demnächst hier.
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