Hochbeinig, derb bereift, kantig im Auftritt – so rustikal traten die Auto- Malocher auf, als sie noch Geländewagen hießen. Vorbei, Geschichte. Heute sind die harten Typen weicher geworden und nennen sich SUV. Längst tummeln sich diese Softies in allen Klassen. Im Kompaktsegment zeigen Erfolgstypen wie der VW Tiguan, dass der Trend zum Lifestyle-Autos weiter anhält. Die ganz verweichlichten Kandidaten verzichten sogar auf den klassentypischen Allradantrieb und gehen mit Frontantrieb an die Arbeit. BMW hat mit seinem flachen, sportlich trainierten X1 die Spezies noch weiter in Richtung Spaßgeselle verschoben. Und das Konzept kommt an. Der X1 setzt der Konkurrenz ordentlich zu und schlug bei AUTO BILD sogar die Etablierten – mit Qualitäten jenseits des Malocher-Ethos: stramme Abstimmung, moderne Technik, sahnige Motoren. So etwas beherrscht BMW. Jetzt schieben die Bayern den neuen Basis-Diesel 18d mit Allradantrieb nach: Wie wird der 143 PS starke X1 gegen die Konkurrenz von VW und Ford bestehen?

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BMW X1
Der BMW schlägt deutlich aus der Art, wie man auf den ersten Blick sieht. Flacher als Tiguan und Kuga, kompakter geformt, alles wirkt sehnig und trainiert. Aber kein Schönling ohne Alltags- Talente. Gepäck und Passagiere passen sauber rein, auf den vielfach verstellbaren Sitzen mit strammem Seitenhalt findet jeder – auch hinten – eine passable Haltung. Vor dem Kuga muss sich der BMW jedenfalls nicht verstecken. Der Kölner bietet allenfalls mehr SUV-Fahrgefühl. Der Fahrer thront hier höher, mehr als Burgherr im Verkehr und peilt stolz über die kleinen Buckel in der Haube. Das hat was. An das Platzangebot des Tiguan reichen aber weder Kuga noch X1 heran. Im VW ist auf jedem Platz Lümmeln angesagt. Zudem verwandelt sich der Wolfsburger im Handumdrehen in einen Gelegenheitstransporter. Nicht nur wegen seines größten Kofferraums (bis zu 1510 Liter), sondern auch, weil die Rückbank verschiebbar und die Lehne des Beifahrersitzes klappbar ist (Serie bei Sport & Style). Die meisten Praktiker-Punkte verbucht der VW also für sich – und gleich einen weiteren Vorsprung durch seine Komfortausstattung. Dank serienmäßigen CD-Radios (bei Ford 805 Euro extra) und Temporeglers (BMW verlangt 330 Euro zusätzlich) setzt er sich weiter ab.

Der TDI im Tiguan-Bug macht seine Sache rundum gut

VW Tiguan
BMW steht sonst für erstklassige Motoren – diesmal nicht. Der 18d läuft ungleich herber als der große Bruder 20d, entsprechend unhöflich rumort der Selbstzünder. Im unteren Drehzahlbereich vibrieren Kupplungspedal und Schalthebel, der Vierzylinder arbeitet sich hörbar durchs Drehzahlband. Immerhin, der 320 Nm starke Diesel liefert gleichmäßig Leistung, reagiert spontan aufs Gaspedal. Der Ford läuft geschmeidiger, subjektiv leiser, müht sich allerdings eher zäh den Schaltpunkten entgegen, besonders im sechsten Gang geht der TDCi lustlos ans Werk. Das weiß Ford, haucht der Maschine ab Mai mehr Temperament (plus vier PS) und zeitgemäße Euro-5-Frische ein. Der TDI des VW macht seine Sache rundum gut, dreht weich und leise hoch, liefert harmonisch Kraft, zieht dank passend abgestuften Getriebes sogar am schnellsten durch. Der souveräne Antrieb passt zum ruhigen Charakter des Tiguan. Er federt dank verstellbarer Stoßdämpfer recht geschmeidig und täuscht gar nicht erst sportliche Ansprüche vor. Im Gegensatz zum Kuga: Da passt die schnell ansprechende Lenkung nicht zum starken Wanken, in Kurven neigt er sich schon früh zur Seite. Auch die Federung lässt eine klare Linie vermissen. Grundsätzlich federt der Kuga weit ein, doch auf kleine Unebenheiten wie Frostaufbrüche reagiert der Ford wenig sensibel und rumpelt störrisch über die Kanten.
Noch knorriger der BMW, der sich anfühlt, als nutze seine Federung nur wenige Millimeter Hub. So stört ein ständiges Stoßen, Ruhe kehrt nicht ein. Muss man mögen – zum Leistungsniveau passt es nicht. Einziger Trost: Zum Kurvenräubern taugt der X1 wie jeder BMW, agiler fährt keiner in dieser Klasse. Und die Lenkung bietet ein exzellentes Feingefühl für die Straße. Dafür verlangt BMW nicht einmal den üblichen Premiumzuschlag. Tatsächlich kostet das Bayern-SUV mit 31.800 Euro als xDrive kaum mehr als die Allrad-Modelle von Ford und VW – inklusive 17-Zoll-Alurädern und einem CD-Radio. Damit liegt er gut 1200 Euro über dem Ford (mit Zweizonen-Klima) und nur rund 300 Euro über dem Basis-Tiguan. Rechnen wir die Extras der beiden anderen mit ein, steht der BMW noch besser da. Beim Ford kosten die 19-Zoll-Räder (die ihm gute Warm-Bremswege bescheren) 460 Euro zusätzlich. Und das Stoßdämpfersystem DCC, das dem Tiguan auf Knopfdruck den guten Komfort beschert, schlägt mit 1045 Euro zu Buche. So wird der BMW, der auch noch am wenigsten verbraucht, glatt zum Fall für kühle Rechner. Hat man auch nicht alle Tage.
Mehr Details zu BMW X1, Ford Kuga und VW Tiguan finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Vergleich mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.

Fazit

Pralles Auto, eher magere Maschine – ein typisches BMW-Phänomen, wenn die Basis-Motorisierung antritt. Auch der X1 hinterlässt einen schlechteren Eindruck als zuvor mit dem 177-PS-Diesel. Am Ende steht der VW Tiguan ganz oben – weil er wie gehabt keine echten Schwächen zeigt. Der Ford Kuga ist in dieser Konfiguration zu schwach und zu teuer.