Geld regiert die Welt. Doch wenn Sie bei unseren beiden Kastenwagen jetzt schon an die Kohle denken, bitten wir noch um ein wenig Geduld. Wir schauen uns erst einmal das Format unserer beiden Kandidaten an.
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Der Dacia Jogger mit 110 PS trifft auf den 114 PS starken VW Caddy. Beide also mit fast gleich starken Benzinern, manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe und bis zu sieben Sitzplätzen. Bei den Dimensionen werden die unterschiedlichen Konzepte schnell deutlich: niedersächsischer Kastenwagen gegen rumänischen Hochdach-Kombi mit Hang zum SUV-Design.
Dacia Jogger
Die Sitze sechs und sieben lassen sich leicht ausbauen. Höhere Ladekante (67,5 cm), Ladeboden mit Erhebungen, stehend passt das Rad in den Jogger nicht.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Dabei ist der Jogger nur einen Hauch länger geraten als der Caddy, der sich wiederum ganze sieben Zentimeter breiter macht und vor allem satte 20 Zentimeter höher reckt. Die Maße geben schon einen Vorgeschmack auf das, was nach dem Öffnen der Türen auf die Passagiere wartet. Erwähnenswert: Caddy-Fahrer hocken beachtliche 68 Zentimeter hoch und damit neun Zentimeter höher als am Steuer des Jogger.

Der VW Caddy bietet Schiebetüren

Dennoch verspürt man bei über 1,80 Meter Körpergröße den Wunsch, den Fahrersitz im Jogger etwas weiter abzusenken – geht aber nicht. Im Caddy passt die Sache besser, dazu bietet die höhere Windschutzscheibe den besseren Blick auf die Straße.
VW Caddy
Nur 56 cm hohe Ladekante ohne Versatz und ein durchgängig ebener Boden im Caddy. Bis zu 2,5 Kubikmeter Platz reichen für mehrere Räder.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Aufgrund der massigen A-Säulen und dem nicht abzusehenden Ende der Motorhaube fällt die Rundumsicht aber nicht besser aus als im Dacia. Wohl aber der Zustieg, vor allem in die zweite Reihe. Das klappt beim Caddy dank der beiden Schiebetüren ganz besonders entspannt. (Abenteuer Kastenwagen: VW Caddy PanAmericana im Test)
Die angesprochenen Vorteile bei Breite und Höhe zahlen sich im Fond deutlich für den Volkswagen aus, dazu gibt es trotz der knapp fünf Zentimeter kürzeren Karosserie auch noch luftige Vorteile für Knie und Füße.
Einbaulage
vorn quer
vorn quer
Ventile/Nockenwellen
4 pro Zylinder/2
4 pro Zylinder/2
Nockenwellenantrieb
Kette
Zahnriemen
Hubraum
999 cm³
1498 cm³
kW (PS) bei U/min
81 (110)/5000
84 (114)/4500
Nm bei U/min
200/2900
220/1750
Höchstgeschwindigkeit
183 km/h
181 km/h
Getriebe
Sechsgang manuell
Sechsgang manuell
Antrieb
Vorderradantrieb
Vorderradantrieb
Bremsen vorn/hinten
Scheiben/Trommel
Scheiben/Scheiben
Testwagenbereifung
205/60 R 16 H
215/55 R 17 H
Reifentyp
Michelin Primacy 4
Continental EcoContact 6
Radgröße
6,5 x 16"
6,5 x 17"
Abgas CO2*
129 g/km
147 g/km
Verbrauch*
5,7 l
6,5 l
Tankinhalt
50 l
50 l
Kraftstoffsorte
Super
Super
Ottopartikelfilter
Serie
Serie
Vorbeifahrgeräusch
68 dB(A)
69 dB(A)
Anhängelast gebr./ungebr.
1200/640 kg
1400/750 kg
Stützlast
75 kg
75 kg
Kofferraumvolumen
506–1807 l 
760–2556 l 
Länge/Breite/Höhe
4547/2007/1674 mm
4500/2100/1833 mm
Radstand
2897 mm
2755 mm
Grundpreis
16.500 €
27.929 €
Testwagenpreis (wird gewertet)
20.600 €
31.821 €

Der Jogger kam zum Test aber als Siebensitzer, der Caddy verzichtete auf diese Option. Also zwängen wir uns im Dacia an der hochgestellten Rückbank vorbei. Die Übung ist für Große nicht ganz ohne. Hinten angekommen, gibt es aber wenig Grund für Klagen. Hier kommen platzmäßig auch Erwachsene klar.

Mechanismus mit Schrecken im Jogger

Dazu lassen sich die seitlichen Fenster ausstellen – sympathisch. Beim Zurückklappen der zweiten Sitzreihe (Vorschrift bei jeder Fahrt) krachen die massiven Metallzapfen der schweren Bank in ihre Verankerung – extrem gefährlich, besonders für Kinderfüße!
Hier fehlt ein Dämpfer, der dem tückischen Mechanismus den Schrecken nimmt. Mit so einem ist die in gleicher Art aufstellbare Rückbank des Caddy gesegnet, was die Gefahr von Verletzungen deutlich reduziert.
Dacia Jogger
Der Jogger kommt mit nervenschonender separater Klimabedienung.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Klopfen, tasten, sehen, riechen – die Vorteile bei der Qualität werden im Caddy schnell offensichtlich. Der legt sich gekonnt ins Zeug, um seine Lieferwagen-Herkunft zu verschleiern. Viel edler ist ein Golf 8 von innen auch nicht ausstaffiert. Doch abgesehen vom erwähnten Sicherheitsmangel gibt es am Innenraum des Jogger auch nicht viel zu beklagen.
Teppiche und Himmel sind etwas wabbeliger verlegt. Und wenn der Blick Richtung Boden wandert, grüßt das Hartplastik schneller als im VW. Ein richtiger Abtörner ist das alles jedoch nicht, im Gegenteil. Die zugegeben sehr einfachen Materialien wirken in Anbetracht des Preises angemessen und geschmackvoll in Szene gesetzt.

Dacia nur sechs Jahre Garantie gegen Durchrostung

Wer sich allerdings fragt, warum Dacia nur sechs Jahre Garantie gegen Durchrostung gewährt, sollte einen Blick auf den Unterboden wagen: einfache Schweißnähte, wenig Isolierung und viele Nester für Feuchtigkeit und Schmutz. Der Caddy-Unterboden wirkt selbst für fachunkundige Blicke deutlich solider. Daher unsere Empfehlung für Jogger-Käufer: Investieren Sie in eine nachträgliche Unterbodenversiegelung.
VW Caddy
Bitte abschaffen: Die Slider unter dem Zentralbildschirm des Caddy führen ständig zu Fehlbedienung.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Der Dreizylinder des Dacia wirkt gleich nach dem Start deutlich präsenter, arbeitet mit mehr Vibrationen, allerdings auf durchaus verträglichem Niveau. Etwas störend hingegen sein schläfriger Drehmomentaufbau. Erst bei 2900 Touren kommt die gesamte Kraft seiner 200 Newtonmeter zum Tragen. Das Ansprechverhalten des Turboladers bietet offensichtlich noch Optimierungspotenzial.
Immerhin: Sein Hubraum- und Drehmomentdefizit kompensiert der Jogger dank seiner deutlich geringeren Leermasse. Oder anders ausgedrückt: Der nur vier PS stärkere Caddy gerät trotz knapp 300 Kilogramm Mehrgewicht hier nicht ins Hintertreffen. Zumindest nicht bei den Fahrleistungen, wo beide etwa gleichauf liegen. Der Jogger geht subjektiv zwar etwas ambitionierter ans Werk, das liegt aber vor allem am subtiler werkelnden Vierzylinder des Caddy.

Der Dacia Jogger profitiert von Diät

Beim Verbrauch profitiert der Jogger dann aber doch von seiner Diät. Fast einen halben Liter weniger genehmigte er sich auf unserer Testrunde. Im Geizmodus lässt sich der Unterschied auf knapp einen Liter erhöhen: 5,2 Liter Sparverbrauch sind für einen Benziner mit sieben Sitzen und ohne Spartechnik erwähnenswert.
Dacia Jogger VW Caddy
Fahrwerk, Sitze, Dämmung und zahlreichere Assistenten – mehr Komfort bietet der Caddy. Besser ausgestattet ist der Jogger.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Über stark lädierte Passagen auf der Landstraße informiert der Jogger seine Insassen dann eindringlicher als der VW. Allerdings neigt der Caddy beim Durchfahren von Senken zu mehr Aufbaubewegungen, während der Jogger nicht ganz so ungestüm ausfedert. In Summe liegt der VW beim Federungskomfort aber leicht vorn.
Das darf man vom deutlich teureren Wolfsburger irgendwie aber auch erwarten. Zum Grundpreis des Caddy gibt es fast schon zwei Jogger. Ausstattungsbereinigt werden für den Caddy am Ende immer noch über 11.000 Euro mehr fällig.
Beschleunigung 0–50 km/h
4,1 s
4,0 s 
0–100 km/h
11,8 s
12,1 s 
0–130 km/h
20,3 s
20,5 s 
0–160 km/h
36,6 s
40,5 s
Elastizität 60–100 km/h
7,8 s (4. Gang)
9,2 s (4. Gang) 
80–120 km/h
12,1/20,0 s (5./6. Gang)
12,6/19,8 s (5./6. Gang)
Leergewicht/Zuladung
1274/591 kg
1545/605 kg
Gewichtsverteilung v./h.
58/42 %
56/44 %
Wendekreis links/rechts
11,8/11,8 m
11,6/11,6 m
Sitzhöhe
590 mm
680 mm
Bremsweg aus 100 km/h kalt
34,9 m
34,5 m 
aus 100 km/h warm
34,6 m
35,3 m
Innengeräusch bei 50 km/h
60 dB(A)
57 dB(A) 
bei 100 km/h
68 dB(A)
65 dB(A) 
bei 130/160 km/h
72/74 dB(A)
68/72 dB(A)
Sparverbrauch
5,2 l S/100 km
6,1 l S/100 km 
Testverbrauch
6,6 l S/100 km
7,0 l S/100 km
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
(+16 %)
(+8 %)
Sportverbrauch
8,2 l S/100 km
8,8 l S/100 km
CO2 (Testverbrauch)
157 g/km
165 g/km
Reichweite (Testverbrauch)
755 km
710 km

Die günstigere Versicherung und die längeren Wartungsintervalle bringen dem VW allerdings am Ende einen noch deutlicheren Sieg. Der ist in Anbetracht seiner Qualitäten auch verdient. Die 36 Punkte Unterschied zum Jogger hören sich aber nur heftig an, solange wir nicht über Geld reden. Und das regiert auch die Auto-Welt.
1. VW Caddy – 530 Punkte: Deutlicher Punktsieg für den Wolfsburger, der die Stärken seines Kastenformats gekonnt ausspielt. Und auch der Komfort gefällt.
2. Dacia Jogger – 494 Punkte: Kleiner und weniger geschliffen als der Caddy, im Grundpreis aber 40 Prozent günstiger. Dafür kann man den Jogger nur mögen.

Fazit

von

AUTO BILD
Der praktischere, komfortablere, wertigere und auch besser vernetzte Van kommt von VW. Arge Nachlässigkeiten lässt sich der Dacia jedoch in keinem Punkt zuschulden kommen, weshalb der enorme Preisvorteil des Jogger den Caddy am Ende des Tests sogar ein Stück weit überstrahlt.

Von

Berend Sanders
Stefan Novitski