Dacia Jogger TCe 110: Test, Motor, Preis, SUV, Van, Crossover
Als Raumwagen ein Traumwagen: Der Dacia Jogger rollt zum ersten Test an
Dacia Jogger TCe 110 im Test
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Mit dem Jogger bietet Dacia einen cool gestylten Crossover mit bis zu sieben Sitzen an – zum Kleinwagen-Tarif! Übersteht der Wow-Effekt den ersten Test?
Bild: AUTO BILD
Ein Traumwagen von Dacia? Klingt absurd, ist es aber nicht. Es kommt nur auf den Blickwinkel an. Doch erst mal blicken wir auf das Testprogramm, durch das wir den Jogger jetzt schicken.
Der Jogger ist ein kleines Raumwunder, wenn auch keine zurückhaltende Erscheinung. Mit 4,55 Meter Länge, 1,78 m Breite und 1,63 m Höhe bewegt er sich im Revier kompakter SUV. Speziell mit dem Offroad-Look der Ausstattungslinie "Extreme" lässt er den Anpacker raushängen. Zu Recht, bei diesen Dimensionen müssen die meisten Konkurrenten passen, wenn es um die dritte Sitzreihe geht.

Größe, die bei den Passagieren ankommt: Auf 4,55 m bringt der Jogger in drei Reihen bis zu sieben Personen bequem unter.
Bild: Olaf Itrich
Beispiel VW: Der zum Allspace aufgeblasene lange Tiguan (mit optional sieben Sitzen) liegt schon bei über 4,70 Metern. Bei der Raumausbeute ist der Jogger eben doch mehr Van als SUV. Gilt auch für die Sitzhöhe (59 cm). Auf den Vordersitzen hockt man fünf Zentimeter flacher als in einem Mercedes GLB, aber rund sieben Zentimeter über Golf-Niveau.
Aus seiner Länge macht der Jogger richtig viel
Bei der Raumausbeute ist der Jogger eben doch mehr Van als SUV. Gilt auch für die Sitzhöhe (59 cm). Auf den Vordersitzen hockt man fünf Zentimeter flacher als in einem Mercedes GLB, aber rund sieben Zentimeter über Golf-Niveau. Für 1700 Euro verwandelt sich das Basismodell "Essential" zum "Comfort".
Die smarte modulare Dachreling mit integrierten Trägern ist dann ebenso an Bord wie elektrische Außenspiegel, zusätzliche E-Fenster im Fond, eine manuelle Klimaanlage, die Einparkhilfe hinten, der acht Zoll große Zentralschirm inklusive kabellosem Apple CarPlay und Android Auto sowie ansehnliche Textilelemente an Türen und am Armaturenbrett. Gut angelegtes Geld also, weshalb wir prognostizieren: Kaum ein Jogger dürfte als "Essential" vom Band laufen.
Fahrzeugdaten
Modell
Dacia Jogger TCe 110
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Partikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebremst/ungebremst
Stützlast
Kofferraumvolumen (7-Sitzer)
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Unser Modell, ein "Extreme" für zusätzliche 1000 Euro, hat noch etwas mehr zu bieten. Neben den erwähnten Kunststoffplanken 16 Zoll große Räder etwa, Fußmatten, Chromschmuck, eine Rückfahrkamera, Klimaautomatik, schlüssellosen Zugang, schickere Sitze und ausziehbare Klapptische im Fond. Und der Eindruck? Klar, dass hier nicht aus dem Vollen gefräst wurde. Trotzdem passt die Verarbeitung, der Jogger wirkt ordentlich zusammengesetzt – in der Vergangenheit oft ein wunder Punkt bei Dacia.
Bei der Verarbeitung gibt es keine Schnitzer
Auch die Sitzposition und die Gestaltung der Vordersitze mit ausreichend Seitenhalt wirken im Jogger durchaus passabel, obwohl das Gestühl vorrangig mittels Schaumstoff und nicht durch einen entsprechenden Unterbau in Form gebracht wurde. Selbst auf der Rückbank reicht der Seitenhalt in Kurven. Dort wird es für lange Beine mit dem Platz allerdings etwas knapp. Über Kopffreiheit und das Raumgefühl gibt es aber keine Klagen, dank des hohen Daches geht es in dieser Klasse nicht besser.

Nichts zu meckern: Die Verarbeitung ist nicht wie aus dem Vollem gefräst, passt im Vergleich zu früheren Dacia-Modellen aber mittlerweile.
Bild: Olaf Itrich
900 Euro extra kosten die Plätze sechs und sieben. Die Einzelsitze lassen sich ohne großen Aufwand ausbauen, sind dazu so leicht, dass sie anschließend nicht den Rest ihrer Tage in der Garage auf die Motten warten, sondern bei Bedarf auch von Mama lässig wieder eingebaut werden können. Den engen Zustieg vorbei an den vorgeklappten Fondlehnen meistern nur Knirpse mit Eleganz. Doch wenn man sich erst bis ganz nach hinten durchgewurschtelt hat, kommen selbst Erwachsene mit dem Platz gut zu Rande.
Dem Dreizylinder fehlt eindeutig Kraft
Überraschend weit vorn unterm Lenkrad findet der Zeigefinger endlich den Startknopf. Beim Ankurbeln kann der 999 Kubikzentimeter große Turbomotor das Auf und Ab seiner drei Kolben kaum kaschieren, schüttelt zur Begrüßung kurz die Insassen durch. Danach arbeitet der Dreiender gelassener – leider nicht nur im positiven Sinne.
Dass das maximale Drehmoment erst bei späten 2900 Touren erreicht ist, fällt nicht erst beim Blick auf das Datenblatt auf. Doch mithilfe des Sechsganggetriebes lässt sich die überschaubare Kraft einigermaßen gut einteilen. Zudem geht die Schaltarbeit relativ mühelos von der Hand.
Messwerte
Modell
Dacia Jogger TCe 110
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
Elastizität
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung vorn/hinten
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Die weiche Fahrwerksabstimmung dürfte dem Kern der Jogger-Kundschaft gefallen. Krasse Kanten fühlen sich im unbeladenen Zustand aber nach relativ stumpfer Gewalteinwirkung an, weil nach dem Überfahren die Karosserie leicht nachzittert. Hier dürfte der Van mit seinen üppig beflankten 16-Zöllern durchaus geschmeidiger ansprechen, tut er aber erst mit etwas mehr Last auf den Achsen.

Schwerstarbeit: Der kleine Dreizylinder hat viel Mühe mit dem Jogger – da hilft auch die gute Sechsgang-Schaltung wenig.
Bild: Olaf Itrich
Dann ist es jedoch vorbei mit aller Dynamik. Spätestens hier wünscht man sich einen büffelnden Diesel mit imposantem Drehmoment-Plateau. Oder zumindest eine Automatik, denn die Schaltarbeit steigert sich proportional zur Beladung. Auf das Schaltenlassen müssen Jogger-Kunden noch bis zum Erscheinen der Hybrid-Variante (2023) warten.
Die Preise bleiben die große Stärke von Dacia
Das gibt es nur bei Dacia: Schon ab 15.600 Euro startet die 101 PS starke Autogas-Variante, der Benziner mit 110 PS kostet 500 Euro mehr. Das erwähnte Comfort-Paket für 1700 Euro sollte man in beiden Fällen dazuordern. Ohne Klimaanlage und Parkpiepser in der Heckschürze wird der Wiederverkauf in ein paar Jahren mühseliger. Traditionell ist die Wertprognose bei Dacia überragend, selbst wenn die Garantie gegen Durchrostung auch hier nur sechs Jahre beträgt.
Wertung
Modell
Dacia Jogger TCe 110
Karosserie
Punkte
Antrieb
Punkte
Fahrdynamik
Punkte
Connected Car
Punkte
Umwelt
Punkte
Komfort
Punkte
Kosten
Punkte
AUTO BILD-Testnote
Zwar sind die Wartungskosten gering, fallen aber mindestens jährlich an. Trotzdem und trotz allem, was wir dem Jogger bisher vorgeworfen haben: Der Traum vom eigenfinanzierten Neuwagen, mit dem man die Familie allzeit souverän durch den Alltag shuttelt – im Jogger wird er greifbar.
Dieser Beitrag ist Teil von: AUTO BILD – DAS MAGAZN
Ab Sonntag, dem 28. August 2022, zeigt BILD TV immer sonntags um 13 Uhr jeweils zwei von insgesamt zwölf Folgen des neuen BILD-Originals AUTO BILD – DAS MAGAZIN. Moderiert von Sidney Hoffmann. Die Reporter von AUTO BILD testen und präsentieren zusammen mit Sidney. Hier geht's direkt zum Stream.
Fazit
Viel Platz, ein recht sparsamer Antrieb und familienfreundliche Kosten reichen für eine glatte 3. Die Entbehrungen beim Komfort sind hinnehmbar, bei den Assistenzsystemen sieht der Jogger aber alt aus.